Nach Bericht über sexuelle Belästigung: Oscarpreisträger Geoffrey Rush erhält Schadensersatz
Geoffrey Rush wurde gerichtlich eine Schadensersatzsumme von umgerechnet 540.000 Euro zugesprochen
Der Schauspieler und Oscarpreisträger hatte gegen die australische Zeitung “The Daily Telegraph” geklagt, die ihm sexuelle Belästigung vorgeworfen hatte
Die Vorwürfe stützten sich auf Aussagen von Schauspielkollegin Eryn Jean Norvill
Ein Gericht in Sydney hat am Donnerstag zugunsten von Geoffrey Rush entschieden. Der Richter stufte die Berichterstattung über den Schauspieler als “unverantwortlichen Sensationsjournalismus der übelsten Art” ein und wies die mutmaßlichen Belästigungsvorwürfe als nicht überzeugend zurück. Dem australischen Oscarpreisträger wurden in dem Verleumdungsprozess vom zuständigen Richter Michael Wigney umgerechnet 540.000 Euro Schadensersatz zugesprochen.
Berichterstattung über sexuelle Belästigung
Die australische Zeitung “The Daily Telegraph” hatte im November 2017 über Aussagen von Eryn Jean Norvill berichtet, ohne sie dabei selbst befragt zu haben. Die Schauspielerin habe sich während einer Theaterproduktion von “König Lear” in den Jahren 2015 und 2016 von Geoffrey Rush sexuell belästigt gefühlt. Der Darsteller, der 1997 für seine Rolle in “Shine – Der Weg ins Licht” den Oscar als bester Hauptdarsteller erhielt, bestritt die Vorwürfe allerdings und wehrte sich gegen die Berichterstattung, die – auch aufgrund der andauernden #MeToo-Debatten – Auswirkungen auf seine Karriere gehabt haben soll.
Gericht glaubte den Aussagen der Schauspielerin nicht
Der Richter erklärte, sich im Klaren darüber zu sein, dass ein Fall wie dieser schwierig zu behandeln sei und dass die Schauspielerin von der Zeitung und dem zuständigen Redakteur bewusst ins Rampenlicht gezogen worden sei. Letztlich wurden aber Norvills Aussagen als unbestätigt und widersprüchlich eingestuft. “Ich war nicht komplett davon überzeugt, dass Frau Norvill eine gänzlich vertrauenswürdige Zeugin ist”, so der Richter bei seinem Urteil.
Weitere Schauspielerin wirft Geoffrey Rush sexuelle Belästigung vor
Auch die “Orange Is The New Black”-Darstellerin Yael Stone wirft Geoffrey Rush übergriffiges Verhalten vor. Schlüpfrige Textnachrichten und Nacktbegegnungen relativierte der Schauspieler damit, dass er lediglich “temperamentvollen Enthusiasmus” gezeigt habe.
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Wichtiges Urteil in der #MeToo-Debatte
Das Urteil könnte in der #MeToo-Debatte eine Signalwirkung haben. Bislang stehen noch zahlreiche Gerichtsurteile gegen berühmte Männer in Hollywood aus. Im Januar hatte ein US-Gericht den diskreditierten Hollywoodproduzenten Harvey Weinstein in einem Fall freigesprochen: Schauspielerin Ashley Judd hatte ihm vorgeworfen, sie sexuell belästigt zu haben.
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Das 2018 erlassene Gesetz, das sexuelle Belästigungen in beruflichen Beziehungen unter Strafe stellt, könne allerdings rückwirkend nicht zur Anwendung kommen. Trotzdem könne die Schauspielerin weiter wegen Diffamierung gegen Harvey Weinstein vorgehen.
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