Harvey-Weinstein-Skandal: Belastende Tonaufnahme aufgetaucht

Meryl Streep, die Weinstein 2012 bei den Golden Globes noch einen „Gott“ genannt hatte, distanzierte sich inzwischen von dem Oscar-prämierten Produzenten. (Bild: Getty Images)
Meryl Streep, die Weinstein 2012 bei den Golden Globes noch einen „Gott“ genannt hatte, distanzierte sich inzwischen von dem Oscar-prämierten Produzenten. (Bild: Getty Images)

Täglich kommen neue Details zum Sex-Skandal um Harvey Weinstein ans Licht. Der einflussreiche Filmproduzent soll seine Macht in Hollywood über Jahrzehnte ausgenutzt haben, um junge Frauen sexuell zu belästigen. Angeblich waren die Machenschaften des US-Filmmoguls seit Jahren bekannt, doch Hollywood und seine Stars schwiegen – bis jetzt.

Auf die ersten Anschuldigungen amerikanischer Schauspielerinnen folgte der Rausschmiss Weinsteins aus seiner eigenen Produktionsfirma, seine Frau trennte sich. Während immer mehr Hollywoodgrößen ihre Stimme gegen den 65-jährigen Produzenten erheben, ist nun eine Tonaufnahme aufgetaucht, die Weinstein schwer belastet. Der polizeiliche Tonmitschnitt, den die Website „The New Yorker“ veröffentlichte, belastet Weinstein schwer. In der Aufnahme ist zu hören, wie der 65-Jährige das Model Ambra Gutierrez bedrängt. Die Frau wirft ihm in dem Gespräch unter anderem vor, am Vorabend sehr aufdringlich gewesen zu sein und ihre Brüste berührt zu haben. Weinstein bestätigt diesen Vorwurf anschließend.

Inzwischen ziehen die Vorwürfe gegen Harvey Weinstein immer weitere Kreise und haben nun eine neues Level erreicht: In einem Beitrag des „New Yorker“ berichtet Ronan Farrow, der Sohn von Regisseur Woody Allen und Schauspielerin Mia Farrow, detailliert über drei angebliche Vergewaltigungen durch Weinstein. Eine Sprecherin des Hollywood-Produzenten widersprach den Vorwürfen aufs Schärfste.

Die bisher aufgedeckten Vorfälle des Sex-Skandals sollen fast drei Jahrzehnte zurückreichen. Mit mindestens acht Frauen habe sich Weinstein außergerichtlich geeinigt.

Diese Hollywood-Stars beschuldigen Weinstein

Es brauchte erst die Anschuldigungen von Ashley Judd und Rose McGowan, um auch Hollywoodschauspieler der Oberliga dazu zu bewegen, sich als Betroffene zu bekennen. So erhoben jüngst Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow Vorwürfe gegen Weinstein. Die beiden Oscarpreisträgerinnen gaben an, von ihm belästigt worden zu sein. „Diese Art, Frauen zu behandeln, endet nun”, sagte Paltrow gegenüber der „New York Times“. „Ich hatte eine schlechte Erfahrung mit Harvey Weinstein in meiner Jugend. Daraufhin habe ich entschieden, nie wieder mit ihm zu arbeiten. Außerdem habe ich andere Schauspielerinnen gewarnt, die dies tun wollten“, so Jolie in einer E-Mail.

Immer Stars verurteilen den Produzenten öffentlich

Obwohl sie nichts von den Übergriffen und Gerüchten mitbekommen haben wollen, stellen sich mit Meryl Streep, Judi Dench, Kate Winslet, Julianne Moore sowie weitere Schauspielgrößen öffentlich gegen Harvey Weinstein, der viele von ihnen im Laufe ihrer Karrieren unterstützt hatte. Kollegin Glenn Close hoffe, dass noch mehr solcher Geschichten ans Licht kommen „und dass daraus Veränderungen resultieren“. Sie habe all die Jahre von „vagen Gerüchten” gewusst. Einen anderen Aspekt sprach Jessica Chastain in diesem Zusammenhang an: „Ich habe es satt, dass Medien verlangen, dass Frauen die Stimme erheben. Was ist mit den Männern? Vielleicht haben viele Angst, sich ihr eigenes Verhalten anzusehen …“

Der Sex-Skandal um Filmproduzent Harvey Weinstein zieht weiter seine Kreise. Nun hat mit George Clooney endlich auch ein starker Mann Hollywoods Stellung bezogen.
Der Sex-Skandal um Filmproduzent Harvey Weinstein zieht weiter seine Kreise. Nun hat mit George Clooney endlich auch ein starker Mann Hollywoods Stellung bezogen.

Tatsächlich bekundete die Männerwelt Hollywoods ihre Bestürzung über den Sex-Skandal noch eher als es viele ihrer weiblichen Kolleginnen das taten. So führt George Clooney (56) die Riege der Hollywood-Männer an, die sich öffentlich gegen Harvey Weinstein stellten. „Es ist unentschuldbar“, kommentierte der Star das Verhalten seines Kollegen gegenüber „The Daily Beast“. Mit Harvey habe er viel erlebt, „aber ich kann sagen, dass ich niemals dieses Verhalten gesehen habe, niemals.“ Kollege Mark Ruffalo (49) wurde via Twitter deutlicher: „Um klarzustellen, was Harvey Weinstein getan hat: Das ist ein widerlicher Missbrauch von Macht und schrecklich. Ich hoffe, wir sehen nun den Anfang des Endes dieses Missbrauchs.“ „H Weinstein – bäh! Widerlich und gruselig“, twitterte Michael Keaton (66).

Während Drehbuchautoren und Regisseure, die von Weinstein profitiert hatten, mit kritischen Worten nachziehen und sich geschockt zeigen, werden andere Filmstars hingegen sogar mit in den Sumpf aus Belästigungsvorwürfen und Schweigegeldzahlungen hineingezogen. So soll die Reporterin Sharon Waxman laut „The Wrap“ bereits vor mehr als einem Jahrzehnt an einem Artikel über Weinstein und seinen Machenschaften gearbeitet haben – erhielt dann aber angeblich Anrufe von Russell Crowe und Matt Damon mit der dringlichen Bitte, von einer Veröffentlichung abzusehen. Zu jener Zeit arbeiteten sowohl Crowe als auch Damon an einem Film, der von der Weinstein Company produziert wurde.

Nach heftiger Kritik: Modedesignerin Donna Karan rudert zurück

Angesprochen auf den Sex-Skandal, ergab sich ein nicht weniger skandalöses Red-Carpet-Interview der britischen „Daily Mail“ mit Donna Karan am Rande der CinéFashion Film Awards in Los Angeles. Nach Ansicht der Designerin würden manchen Frauen es vielleicht herausfordern, sexuell belästigt zu werden, indem sie sich verführerisch anziehen. Nach heftigen Reaktionen in den sozialen Medien entschuldigte sich die Gründerin der berühmten Marke DKNY mittlerweile für ihre Aussagen, die aus dem Zusammenhang gerissen worden sein sollen.

Ehefrau trennt sich von Weinstein

Mittlerweile soll auch Weinsteins Ehefrau Georgina Chapman ihre Konsequenzen gezogen und sich getrennt haben, wie das „People“-Magazin berichtet. „Ich fühle mit allen Frauen, die gewaltigen Schmerz erfahren haben aufgrund dieser unverzeihlichen Handlungen“, zitiert das US-Magazin aus einem Statement der Modedesignerin. „Ich habe mich dazu entschieden, meinen Mann zu verlassen.“ Weinstein und Chapman sind seit 2007 verheiratet und haben zwei gemeinsame Kinder.