Was wurde aus Kevin Costners Karriere?
Zwischen 1987 und 1992 hatte Kevin Costner einen ziemlich umwerfenden Lauf. Nach dem brillanten Al Capone-Film „The Untouchables – Die Unbestechlichen“ und dem völlig unterbewerteten Thriller „No Way Out – Es gibt kein Zurück“ landete er einen guten Filmhit nach dem anderen, darunter auch „Feld der Träume“, „Annies Männer“, „Robin Hood – König der Diebe“ und „JFK – Tatort Dallas“. Und da sind noch nicht die ganzen Filme dabei, die er ablehnte, wie „Jagd auf Roter Oktober“.
Zu seinen Erfolgen zählt auch der legendäre Film „Tanz mit den Wölfen“ von 1990, bei dem er mitspielte, Regie führte und Produzent war und damit einen Oscar in den Kategorien „Bester Film“ und „Bester Regisseur“ erhielt. 1992 spielte er mit Whitney Houston in „Bodyguard“. Der Soundtrack des Films ist mit mehr als 47 Millionen verkauften Tonträgern der meistverkaufte aller Zeiten.
Leider war der Erfolg nicht von Dauer und 20 Jahre später spielt er die Hauptrolle in Filmen wie „Criminal“, einem albernen Actionfilm über einen gefährlichen Häftling, dem die Erinnerungen von Ryan Reynolds‘ Charakter implantiert werden.
Also was ist passiert? Und kann der heute 61-jährige Star, der einmal das Synonym für erfolgreiche Filme war, jemals wieder die schwindelerregenden Höhen des Sherwood Forst erklimmen?
„Waterworld“ und „Postman“
Selbst wenn ein Film eigentlich kein Flop ist, es reicht schon aus, wenn er als solcher kategorisiert wird, um genug Schaden anzurichten.
Genau das war der Fall bei „Waterworld“ 1995, in dem Costner einen Mann mit Schwimmhäuten und Kiemen spielte, der in einer dystopischen Zukunft, in der die Landmassen von Wasser überflutet sind, nach „Dryland“, einem nicht überfluteten Festland, sucht.
Er war bereits dafür bekannt, anspruchsvoll zu sein und keine Angst davor zu haben, bei einer Produktion zu bekommen, was er wollte. Als das Budget des Films stückweise von 90 Mio. Euro auf 156 Mio. Euro anstieg, kamen Gerüchte auf, dass der Blockbuster in Schwierigkeiten stecke.
„Ich weiß, wie ich versuche, einen Film zu machen; ich weiß, wie ich deshalb nicht mehr schlafen kann“, erzähle er Roger Ebert 1994. „Ich weiß, wie ich stundenlang über den Unterschied zwischen der Aussage ‚sie ging dort hin‘ oder ‚sie ist weg‘ nachdenke…wenn man so hart an so etwas arbeitet, dann ist es für mich frustrierend, dass ein Film so leicht abgelehnt wird.“
Sicherlich scheint es so, als sei es Costners „Zeit“ für eine Strafe gewesen und „Waterworld“ war ein gefundenes Fressen für die Schwarzseher, denn am Set des Films lief so einiges schief. Sein Kinder-Co-Star wurde von einer Qualle genesselt, der ursprüngliche Komponist wurde entlassen, Costners Stuntman starb beinahe und es gab Diskussionen, ob Regisseur Kevin Reynolds – ein gute Freund Costners – von ihm gefeuert wurde oder ob er selbst die Filmproduktion verließ.
Joss Whedon wurde als „Script Doctor“ angestellt ohne dafür im Abspann erwähnt zu werden. Ursprünglich wurde er für eine Woche engagiert, „Ich war im Prinzip da und bekam Anregungen von Costner, er war sehr nett, man kann gut mit ihm arbeiten, aber er ist kein Autor“, sagte Whedon später. „Und er hatte eine ganze Reihe an Zeugs geschrieben, das niemand überarbeiten durfte…ich war für sieben Wochen da und ich habe nichts erreicht.“
Und obwohl der Film einer der größten Flops der Kinogeschichte ist, spielte „Waterworld“ in den Kinos weltweit immerhin 235 Mio. Euro ein und konnte letztendlich mit dem Videoverleih seine Ausgaben deckeln und Profit erzielen. Im Universal Studios Themenpark in Los Angeles ist die „Waterworld“-Stuntshow nach wie vor eine beliebte Attraktion.
Und trotzdem waren die Würfel gefallen. Und Costner tat mit seinen Bemühungen als Regisseur von „Postman“ 1997 nichts, um diesen Kurs zu korrigieren oder um die Gerüchte zu bekämpfen. Mit einer Länge von drei Stunden und ihm selbst als lakonischen Postzusteller in der Hauptrolle in einem post-apokalyptischen Amerika spielte der Film nur 16 Mio. Euro an den Kinokassen in den USA ein – ein Misserfolg auf ganzer Linie.
„Ich mache keinen Film, außer wenn ich die Möglichkeit habe, ihn so zu machen, wie ich will, also warte ich manchmal sehr lange“, erzählte der dem Telegraph 2011, als er seine Arbeitsmethoden erklärte. „Ich will keinen Film machen, den ich nicht machen will oder einen, der irgendwie so manipuliert wird, dass ich es nicht gut finde.“
Aber ist „Postman“ wirklich so schlecht? Nunja, es sind definitiv abgedroschene Dialoge, er ist viel zu lang und nimmt sich selbst sehr ernst. Und Costner singt am Ende des Abspanns. Aber er war vor allem ein riesiger Flop, weil nur eine Woche vor ihm ein anderes dreistündiges Epos in die Kinos kam – Titanic wurde am 19. Dezember 1997 veröffentlicht, „Postman“ folgte am ersten Weihnachtsfeiertag.
Anstrengendes Privatleben
Auch fernab des Filmgeschäfts lief es nicht so gut. Costner trennte sich nach 16 Jahren Ehe 1994 von seiner College-Liebe. Und schlimmer, als die zynischen Nullerjahre die Star-orientierten Neunziger ablösten, schien es so, als sei der Schauspieler Marke „süßer Durchschnittstyp“ beim Publikum einfach nicht mehr so gefragt.
Ein paar Jahre später betonte er gegenüber dem Telegraph auch, dass seine Einstellung zum Filmemachen im starken Kontrast zum Geschäftsmodell Hollywoods stehe. Letzteres begann, sich mehr und mehr auf Filmreihen und Superhelden zu konzentrieren.
„Ich habe ziemlich lange nicht gearbeitet, weil ich dazu neige, Filme zu machen, die keine Fortsetzungen haben, also bin ich nicht gerade in Mode“, sagte er.
Er hat Recht – es gab eine Zeit, da gab es ernsthafte Überlegungen für „Bodyguard 2“ mit Prinzessin Diana und auch ein zweiter „Robin Hood“ war geplant, aber aus beiden wurde nichts.
Trotz ein paar guter Filme – der Politthriller „Thirteen Days“ von 2000 über die Kubakrise und der Western „Open Range – Weites Land“ von 2003, bei dem er sich als Regisseur versucht, sind zwei Beispiele – traf er weiterhin mäßige Entscheidungen und hatte den Ruf, dass es schwer ist, mit ihm zu arbeiten.
Als es während der Dreharbeiten zur romantischen Komödie „Wo die Liebe hinfällt…“ 2005 hinter den Kulissen brodelte, wurde Costner von Internettrollen beschuldigt, eine Geschichte zu erfinden, um den ursprünglichen Regisseur Ted Griffin zu feuern. Gleichzeitig sagten andere, dass er einer der wenigen war, die sich hinter den Regisseur stellten und er ihm selbst sein Haus zur Verfügung gestellt hatte.
Neue Familie – und Öl
Costners Ernüchterung was die Filmindustrie betraf, kam zu einer Zeit, als sich auch viel in seinem Privatleben veränderte und dass er so viel unterwegs war, machte es auch nicht leichter. Er heiratete erneut – dieses Mal die 22 Jahre jüngere Christine Baumgarten und zusammen haben sie drei Kinder (zusätzlich zu seinen vier erwachsenen Kindern, die er bereits hatte).
Er interessierte sich zunehmend für Umweltschutz und Technik, die der Umwelt helfen kann, und investierte mehr als 17,8 Mio. Euro seines eigenen Vermögens in Maschinen, die Wasser von Öl reinigen können. Diese Investition machte sich auf spektakuläre und kontroverse Weise bezahlt – BP kaufte die Maschinen nach der Ölpest im Golf von Mexiko 2010. Costner wurde von „Die üblichen Verdächtigen“-Schauspieler Stephen Baldwin verklagt, weil er ihm den Deal angeblich verheimlicht habe. Die Klage wurde später von einem Richter abgewiesen.
Comeback?
Kann er wenigstens einen Teil des Ruhmes aus seinen glorreichen Tagen zurückgewinnen? Und will er das überhaupt?
Als Jonathan Kent wurde er in „Man of Steel“ verheizt und auch der Film „Criminal“ sieht nicht so aus, als würde er zur Verbesserung der Situation beitragen.
Aber als er 2012 den Emmy als Hauptdarsteller in einer Miniserie für seine Rolle in der Western-Serie „Hatfields & McCoys“ erhielt, bewies er, dass er es noch immer kann und vor Kurzem deutete er an, dass es eine Cowboy-Trilogie gibt, bei der er Regie führen möchte.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass er jemals wieder den Verkauf einer mehrfach mit Platin ausgezeichneten Platte ankurbeln wird – allerdings könnte er mit seiner Countryband „Kevin Costner and the Modern West“ selbst auf eine hoffen, denn sie haben zwei Alben veröffentlicht – und er investiert viel Zeit ins sein Öl-Geschäft und die gemeinnützige Umweltarbeit.
Alle, die „Everything I Do“ nicht mehr aus ihrem Kopf bekommen oder Hoffnung haben, dass es wahr wird, wenn sie nur ganz fest daran glauben, werden hier auf jeden Fall von Kevin Costners künftigen Erfolgen erfahren.
Bilder: Rex_Shutterstock
Ben Falk
UK Movies Autor