Zum Start von "Sandman": Auch diese fünf Werke galten als unverfilmbar

Am 5. August 2022 startet beim Streaminganbieter Netflix "The Sandman". Für die Fantasy-Serie dient ein 3.000-seitiges Mammutwerk von Comic-Autor Neil Gaiman (61) als Vorlage. Nach eigener Aussage setzte Gaiman selbst in der Vergangenheit viel Mühe darauf, eine Umsetzung zu verhindern.

Doch nun, 33 Jahre nach der Erstveröffentlichung, ist nach Meinung des Autors die Zeit reif für eine Adaption. Als ausführender Produzent wacht Gaiman persönlich über sein Werk, der Streamingsnbieter Netflix hat für die zehnteilige erste Staffel zudem das Budget eines großen Hollywood-Blockbusters bereitgestellt.

Anlässlich des "Sandman"-Starts auf Netflix hier fünf weitere, lange Zeit als unverfilmbar geltende Werke und deren Adaptionen.

"Dune"

Als häufiges Problem der vermeintlich unverfilmbaren Vorlagen stellt sich heraus: Die Werke sind sehr lang, überaus komplex und tendenziell eher unzugänglich. Filmemacher stehen hier oftmals vor der trickreichen Frage: Wie lässt sich der beliebte Stoff als zweistündiger Film umsetzen, der dem Ursprungsmaterial gerecht wird und gleichzeitig in den Köpfen des Kinopublikums nicht ein riesiges Fragezeichen entstehen lässt?

So galt auch der einflussreiche Science-Fiction-Roman "Dune" des US-Autors Frank Herbert (1920-1986) aufgrund seines Umfangs und seiner esoterischen Fantasy-Themen - etwa der Bewusstseinsverschmelzung - lange Zeit als unverfilmbar. Gleichzeitig sehnten sich Filmproduzenten nach einer Adaption der episch angelegten Messias-Geschichte, ohne die wohl auch "Star Wars" undenkbar wäre. In den 70er Jahren scheiterte zunächst Kultregisseur Alejandro Jodorowsky (93, "El Topo") an einer Verfilmung, wie im Dokumentarfilm "Jodorowsky's Dune" aus dem Jahr 2013 zu sehen ist.

Nach einem Wechsel der Filmrechte nahm sich David Lynch (76, "Twin Peaks") des Projekts an. Das produzierende Filmstudio Universal verfügte allerdings nachträgliche Kürzungen an Lynchs überlanger Schnittfassung. Das Publikum empfand den veröffentlichen Film anschließend als unverständlich, was ironischerweise genau an diesen Kürzungen lag. Lynch selbst bezeichnet "Dune" als seine schlechteste Arbeit.

Im Jahr 2021 nahm sich dann der kanadische Regisseur Denis Villeneuve (54) abermals des Stoffes an. Für seine "Dune"-Version versammelte Villeneuve ein beeindruckendes Star-Ensemble um Timothée Chalamet (26), Zendaya (25), Oscar Isaac (43) und Jason Momoa (43). Villeneuves besonders technisch überragende "Dune"-Adaption überzeugte an den Kinokassen und wurde bei zehn Nominierungen mit insgesamt sechs Oscars ausgezeichnet, darunter für die "Beste Kamera" und die "Besten visuellen Effekte". Mit "Dune: Teil 2" ist für das Jahr 2023 eine Fortsetzung angekündigt, die die Geschichte um Paul Atreides und den Wüstenplaneten Arrakis abschließen wird.

"Der Herr der Ringe"

"Der Herr der Ringe" von J. R. R. Tolkien (1892-1973) gilt als bedeutendstes Fantasy-Werk der Neuzeit. Den von Tolkien erdachten Kontinent Mittelerde auf die Kinoleinwand zu bringen, erwies sich für Filmemacher jedoch als schwierig. Erst dem Neuseeländer Peter Jackson (60) gelang es, Tolkiens reichhaltiges, vielschichtiges Werk mittels moderner Computertechnik, wie dem Motion-Capture-Verfahren für die Figur Gollum, umzusetzen. In seiner Heimat Neuseeland fand Jackson zudem Landschaften, die in der Fantasie der Kinozuschauer zu Mittelerde wurden.

Bei den Oscars gab es dafür insgesamt 17 Trophäen, wovon der Trilogieabschluss "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" allein elf erhielt, darunter für den besten Film des Jahres. Ganz nebenbei spielten Jacksons legendäre Werke beinahe drei Milliarden US-Dollar an den Kinokassen ein und sind bis heute prägend für das moderne Blockbuster-Kino.

Bereits in wenigen Wochen, am 2. September 2022, wird auf Amazon Prime Video die Serie "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" starten. Erzählt wird die Vorgeschichte zu "Der Herr der Ringe", tausende Jahre vor den Ereignissen um Frodo, Gandalf und Aragorn. Mit einem kolportierten Budget von mehr als einer Milliarde US-Dollar handelt es sich bei der Fantasy-Produktion um die teuerste Serie aller Zeiten.

"Watchmen"

Der Comic "Watchmen" von Kultautor Alan Moore erzählt eine alternative Geschichte der USA, in der Superhelden den Vietnamkrieg für die Vereinigten Staaten gewonnen haben und Richard Nixon selbst in den 80er Jahren noch im Weißen Haus sitzt. Zugleich parodiert und dekonstruiert "Watchmen" das Superheldengenre auf eine ähnliche Weise wie die Amazon-Serie "The Boys".

Nach vielen Versuchen einer Verfilmung - unter anderem war Monty-Python-Mitglied Terry Gilliam (81) als Regisseur vorgesehen - brachte schließlich Zack Snyder (56, "Man of Steel") im Jahr 2009 seine Version in die Kinos. Snyders "Watchmen" bietet ein unterhaltsames Spektakel, das visuell an die Comicvorlage heranreicht, doch Moores tiefergehenden Themen stellenweise nicht gerecht wird. "Watchmen" gilt dennoch als einer der besseren Comicverfilmungen - und brachte dem Filmemacher in den darauffolgenden Jahren mehrere Regie-Anstellungen beim großen Marvel-Konkurrenten DC ein.

Im Jahr 2019 wurde "Watchmen" dann als HBO-Show umgesetzt. Die Miniserie von Damon Lindelof (49, "Lost") spielt als direkte Fortsetzung 34 Jahre nach den Ereignissen des Comics. Lindelof behandelt aktuelle zeitkritische Themen wie Rassismus gegen Schwarze in den USA und besonders das fürchterliche Massaker von Tulsa, bei dem ein weißer Mob im Jahr 1921 an die 300 Menschen ermordete. Die Serienadaption mit Regina King (51, "Beale Street") in der Hauptrolle wurde mit insgesamt elf Emmys ausgezeichnet.

"Cloud Atlas"

David Mitchell (53), der Autor des Romans "Cloud Atlas", bezeichnete sein Science-Fiction-Werk dem New Yorker gegenüber als "unverfilmbar". Der deutsche Regisseur Tom Tykwer (57, "Babylon Berlin") und die Wachowski-Schwestern Lilly (54, "Matrix") und Lana (57, "Matrix Resurrections") wagten sich im Jahr 2012 dennoch an eine Adaption des vertrackten Romans, dessen Handlung sich in sechs miteinander verbundenen Geschichten über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten erstreckt. Stars wie Tom Hanks (66), Halle Berry (55) und Hugo Weaving (62) spielten dann auch gleich jeweils sechs verschiedene Figuren.

Bei Kinozuschauern kam das ambitionierte, fast dreistündige Werk nicht sonderlich gut an. Das Budget von rund 150 Millionen US-Dollar konnte nicht wieder eingespielt werden. Auch die Fachpresse bezeichnete "Cloud Atlas" als "langweilig" und "enttäuschend" im Vergleich zur literarischen Vorlage. Besonders Kostüme und Make-up der Darsteller wurden häufig kritisiert.

"American Psycho"

Autor Bret Easton Ellis (58) veröffentliche im Jahr 1991 mit "American Psycho" einen grenzüberschreitenden Roman, der in Deutschland für sechs Jahre auf dem Index landete. Ellis selbst bezeichnete sein wohl bekanntestes Werk über den psychotischen Serienkiller Patrick Bateman ebenfalls wiederholt als unverfilmbar.

Die kanadische Regisseurin Mary Harron (69) wagte im Jahr 2000 dennoch den Versuch. Ellis' bitterböse Yuppie-Satire verwandelte Harron in eine pechschwarze Komödie mit jeder Menge überzeichneter Gewaltszenen. Für den damals 26-jährigen Christian Bale ("The Dark Knight") bedeutete der auch finanziell erfolgreiche Film den großen Durchbruch als Schauspieler.