Spitzzüngige Briten: So politisch waren die BAFTAs

J.K. Rowling verglich Donald Trump mit einem „populistischen Wahnsinnigen“. (Bild: Getty Images)
J.K. Rowling verglich Donald Trump mit einem „populistischen Wahnsinnigen“. (Bild: Getty Images)

Filmverleihungen sind im ungünstigsten Fall reine Selbstbeweihräucherung der Branche. Nicht so bei der diesjährigen Verleihung des britischen Filmpreises BAFTA. Donald Trump, Brexit, soziale Ungleichheit: Preisträger und Gäste nahmen kein Blatt vor den Mund.

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Wenn britischer Humor und britisches Understatement auf eine Weltlage wie die derzeitige treffen, ist ein bissiger Abend garantiert. BAFTA-Gastgeber Stephen Fry gab in seiner Eröffnungsrede den Ton vor. Zu der von US-Präsident Donald Trump als „überbewertet“ bezeichneten Meryl Streep meinte der Komödiant: „Fraglos eine der größten Schauspielerinnen aller Zeiten – nur ein Vollidiot würde das abstreiten.“ Weiter ging es mit einem erneuten Seitenhieb gegen Trump und seine vermeintlich engen Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Lasst uns mit den Preisen weitermachen und herausfinden, wen die Russen zum Sieger bestimmt haben“, scherzte Fry.

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Trump war mit seiner „America First“-Politik das bestimmende Thema das Abends. Bestsellerautorin J.K. Rowling setzte ihre scharfe Kritik am US-Präsidenten auf dem roten Teppich der British Academy Film Awards fort. Ein weiteres Mal verglich sie Trump mit ihrem „Harry Potter“-Diktator Voldemort. „Sagen wir es so: Es ist eine interessante Zeit, um eine Reihe zum Aufstieg eines populistischen Wahnsinnigen zu schreiben“, so die Schriftstellerin.

Gastgeber Stephen Fry teilte ordentlich aus. (Bild: Getty Images)
Gastgeber Stephen Fry teilte ordentlich aus. (Bild: Getty Images)

Manche Geehrte hielten ihr politisches Statement kurz. „Danke an Großbritannien, dass es uns ins Land gelassen hat“, sagte Robert Legato, der für die „The Jungle Book“-Spezialeffekte ausgezeichnet wurde. Der zweifach Oscar-nominierte Drehbuchautor und Regisseur Kenneth Lonergan („Manchester by the Sea“) wurde persönlicher. Seine Tochter habe seit ihrem 15. Geburtstag vor zwei Wochen an fünf Demonstrationen gegen Trump teilgenommen: „Ich bin sehr, sehr stolz auf sie.“

Fry wollte aber nicht in Vergessenheit geraten lassen, wer Trump an die Macht gebracht hat. Vor der Auszeichnung des Newcomers des Jahres sagte er: „Der einzige Preis, den die Öffentlichkeit vergeben hat. Wobei, so, wie die Dinge zuletzt gelaufen sind …“ Schauspielerin Viola Davis erinnerte an die unzähligen Afroamerikaner, die unter staatlichem Rassismus in den USA gelitten haben. „Sie haben es nicht in die Geschichtsbücher geschafft, aber sie hatten eine Geschichte und diese Geschichten verdienen es, erzählt zu werden“, sagte die für „Fences“ als beste Nebendarstellerin geehrte Davis.

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Bei den BAFTAs ging es aber nicht nur um die US-Politik. Produzent Philip Knatchbull warnte vor den Folgen des Brexit für die britische Filmindustrie. Und Regie-Altmeister Ken Loach prangerte – passend zu seinem Sozialdrama „Ich, Daniel Blake“ – gesellschaftliche Ungerechtigkeiten in Großbritannien an. Diese seien Ausdruck einer „Brutalität“, die auch Flüchtlingskinder aus dem Land halte. Ob die Oscarverleihung am 26. Februar wohl ähnlich politisch werden wird?

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