"Sophia, der Tod & ich": Schwarzhumoriges Regiedebüt von Charly Hübner

"Sophia, der Tod & ich": Schwarzhumoriges Regiedebüt von Charly Hübner

Mit der Romanverfilmung "Sophia, der Tod & ich" startet am 31. August das Spielfilmregiedebüt von Charly Hübner (50, ehemaliger Kult-Kommissar aus dem Rostock-"Polizeiruf") in den Kinos. Entstanden ist die Tragikomödie nach dem gleichnamigen Roman von Musiker und Schriftsteller Thees Uhlmann (49) aus dem Jahr 2015.

Darum geht es im Film "Sophia, der Tod & ich"

Der Tod namens Morten (Marc Hosemann, 53) steht vor der Tür von Altenpfleger Reiner (Dimitrij Schaad, 37) und erklärt ihm, dass er in drei Minuten sterben wird. Eine Verkettung irrwitziger Umstände, bei denen Reiners Ex-Freundin Sophia (Anna Maria Mühe, 38) eine entscheidende Rolle spielt, verhindert jedoch das prompte Ableben.

Stattdessen finden sie sich auf einer chaotischen Reise wieder, die zunächst zu Rainers Mutter (Johanna Gastdorf, 64) und schließlich zu seinem kleinen Sohn Johnny (Mateo Kanngiesser) führt - immer mit von der Partie der Tod, der das irdische Leben zu genießen scheint.

Verkompliziert wird die Situation durch einen zweiten Tod namens Morck Mortus (Carlo Ljubek, 47), der die Killermission anstelle von Morten vollenden soll, denn offensichtlich ist das Geschehen dem scheinbar allmächtigen G. (Josef Ostendorf, 67) und seinem Erzengel Michaela (Lina Beckmann, 42) entglitten...

Hier ist ein norddeutscher "Boandlkramer" am Werk

Vom Grundkonzept her erinnern die Verhandlungen zwischen dem Todgeweihten und dem personifizierten Tod an das "Brandner Kaspar"-Theaterstück und die Bully-Kinofilme rund um den "Boandlkramer" - bayerische Personifizierung des Todes. Auch in "Sophia, der Tod & ich" hat Mortens blutleeres Antlitz zwar etwas Unheimliches. Seine fast schon empathische Herangehensweise an seine unausweichliche Pflicht und auf der anderen Seite sein beinahe kindliches Interesse am irdischen Leben nehmen diesem Tod ebenfalls den Schrecken.

Grandios verkörpert wird Morten von dem Hamburger Schauspieler Marc Hosemann, der nach seinem Debüt in "Die hirnlose Frau" (1994) unter anderem in vielen Kultproduktionen zu sehen war. Darunter zuletzt mit Charly Hübner in "Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt" (2017), in Fatih Akins (50) "Der Goldene Handschuh" (2019) oder in der satirischen TV-Serie "Blackout" (2021). Seit 2021 spielt er in der Mockumentary-Serie "Die Discounter" den Filialleiter Thorsten.

Ebenfalls mit Hübner stand Hosemann für die sechsteilige Serie "Legend of Wacken" (RTL), in der die Gründungsgeschichte des Wacken Open Air (W:O:A) erzählt wird, vor der Kamera. Auch Regisseur Detlef Buck (60) spielte sowohl hier als auch in "Sophia, der Tod & ich" mit. Warum die drei so oft zusammenarbeiten, erklärte Hübner im Interview mit spot on news: "Es sind zwei wunderbare Querköpfe im guten Sinne, großartige Komödianten und scharfe Beobachter dessen, was man Zeit und Gesellschaft nennt. Es ist mit Marc und Buck immer mehr als nur Arbeit", schwärmte der gebürtige Neustrelitzer von seinen norddeutschen Kollegen.

Brillante Besetzung

Doch nicht nur der Tod, sondern auch alle anderen Rollen sind brillant besetzt. Das geht bis zum ungastlichen Gastwirt, den Hübner selbst verkörpert, oder Kult-Künstler und Clubbetreiber Rocko Schamoni (57), der als biederer Nachbar zu sehen ist.

Und wem könnte man Sätze wie "Ich hatte immer das Gefühl, als hätte mich das Leben vergessen" mehr abnehmen als Dimitrij Schaad, der als sympathisch-phlegmatischer Kleinkünstler Marc-Uwe mit "Die Känguru-Chroniken" (2020) seinen Durchbruch feierte. In "Sophia, der Tod & ich" liefert er sich zudem ein faszinierendes Türgespräch mit den Zeugen Jehovas.

Wie dankbar und stolz Teamplayer Hübner auf sein Spielfilmregiedebüt ist, zeigt sich auch am Ende des Films, dem ein selten langer Abspann folgt - hier wird wirklich keiner nicht genannt, der zum Gelingen des Streifens beigetragen hat.

Die große Frage

Neben unterhaltsamen Dialogen, liebevoll bis teils sogar gewöhnungsbedürftig schräg inszenierten Bildern und fabelhafter Musik des Schweizer Duos Nora Steiner und Madlaina Pollina stellt sich im Laufe des Films immer wieder die Frage, ob Reiner seinem Schicksal vielleicht doch noch entkommen kann. Die Zuschauerinnen und Zuschauer der Tragikomödie kommen aber vermutlich auch nicht umhin, sich selbst die Frage zu stellen, was sie mit wenigen letzten Stunden anstellen würden...