Regisseur für Anspruch und Unterhaltung: Steven Soderbergh wird 60
Kaum jemand in Hollywood bedient eine ähnliche Bandbreite wie Regisseur Steven Soderbergh. Von komplexen Justizthrillern wie "Erin Brockovich", über stilvolle Gangsterkomödien à la "Ocean's Eleven" bis hin zum seichten Tanz-Spaß in "Magic Mike" ist alles dabei. Nun feiert das Multitalent 60. Geburtstag und dürfte froh darüber sein, nicht stattdessen eine Sportlerkarriere angestrebt zu haben.
Turbulente Kindheit und Entscheidung für den Film
Steven Soderbergh war das fünfte von sechs Kindern einer Psychologin und eines Professors für Erziehungswissenschaft. Geboren in Atlanta musste er schon in jungen Jahren mehrere Umzüge mitmachen, ehe sich die Familie 1977 in Baton Rouge (Louisiana) niederließ. 1979 trennten sich seine Eltern.
Der junge Steven zeigte großes Talent für Baseball, doch die Liebe zum Film war stärker: Bereits mit 13 Jahren drehte er mit einer Super-8-Kamera die ersten Streifen. Dabei ließ er sich von Regie-Ikonen wie Steven Spielberg (76) oder George Lucas (78) inspirieren. Nach der Schule versuchte Soderbergh sich zunächst als Editor, wurde damit aber nicht glücklich. Stattdessen setzte er mit dem Konzertfilm "9012Live: The Solos" über die Band Yes sein erstes Ausrufezeichen: Das Werk wurde bei den Grammy Awards 1986 als Bestes Musik-Langvideo nominiert.
Mit "Sex, Lügen und Video" zur ersten Oscar-Nominierung
Mit dem Drama "Sex, Lügen und Video", wo Soderbergh Regie, Drehbuch und Schnitt übernahm, gelang ihm der nächste Meilenstein: Der Film mit James Spader (62) und Andie MacDowell (64) gewann die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes und wurde bei den Oscars 1990 für das beste Original-Drehbuch nominiert. Dabei soll Soderbergh für das Skript nur acht Tage gebraucht haben.
Den kommerziellen Durchbruch bescherte ihm 1998 "Out of Sight" mit Hollywood-Superstar George Clooney (61), mit dem er auch befreundet war. Die Gaunerkomödie spielte weltweit über 77 Millionen US-Dollar (etwa 70 Millionen Euro) ein. Clooney und der Filmemacher gründeten 2000 sogar zusammen eine Produktionsfirma. Zu Oscar-Ehren kam Soderbergh schließlich 2001 durch "Traffic - Macht des Kartells". Besonders bemerkenswert: Der Filmemacher war bei der Verleihung gleich doppelt für die Beste Regie nominiert, da er "Erin Brockovich" im gleichen Jahr gedreht hatte.
Die Jahrtausendwende sollte sich wahrlich lohnen für den Regisseur: 2001 drehte er "Ocean's Eleven" mit seinem Kumpel George Clooney und einer ganzen Riege weiterer Top-Stars, was an den Kinokassen global über 450 Millionen US-Dollar (etwa 414 Millionen Euro) einbrachte. Die Gaunerkomödie ist bis heute Soderberghs finanziell erfolgreichster Film. Die Fortsetzungen von 2004 und 2007 waren mit einem Einspielergebnis von deutlich über 300 Millionen Dollar (276 Millionen Euro) immer noch sehr ergiebig.
Rundumschlag gegen Hollywood
Ungeachtet seines persönlichen Erfolgs teilte der Starregisseur 2013 beim San Francisco International Film Festival ausführlich gegen Hollywood aus. Als Anschauungsbeispiel bei seiner Rede "zur Lage des Films" führte er seinen kurz zuvor veröffentlichten Spielfilm "Side Effects" an. Dieser war an den Kinokassen trotz guter Kritiken nur mäßig angekommen. Dabei ließ sich der Filmemacher etwa darüber aus, dass die Studios sich immer stärker auf leicht verdauliche Kassenschlager verließen. Außerdem kritisierte er horrende Kosten im Marketing.
Danach führte er einige Jahre nicht mehr Regie in einem Kinofilm, sein "Liberace"-Biopic wurde 2014 eine TV-Produktion. Dafür sahnte der Streifen aber auch elf Emmys ab. Erst 2017 führte er mit "Logan Lucky" wieder Regie in einem Film für die große Leinwand.
"Contagion" und sein Corona-Comeback
2011 kam Soderberghs "Contagion" mit Matt Damon (52) und Kate Winslet (47) heraus. Damals ahnte er wohl noch nicht, dass der Thriller neun Jahre später ein trauriges Comeback feiern würde: Die Geschichte über den Kampf gegen eine tödliche Pandemie kehrte mit der Corona-Krise zurück in die Film-Charts von iTunes. Im März 2020 traten die Darsteller aus dem Film sogar in Twitter-Videos als Botschafter für die Corona-Regeln auf. Soderbergh selbst wurde wenig später von der "Director's Guild of America" zum Leiter eines Komitees ernannt, das klären sollte, wann und wie die Arbeit in Hollywood wieder sicher aufgenommen werden kann.
You’ve seen it everywhere, but there’s a reason. Contagion star Matt Damon explains why #SocialDistancing is the most critical thing you can do right now. Then head to https://t.co/sUXphD602y to find out more. #ControlTheContagion #publichealth #ColumbiaSPH pic.twitter.com/3pHHbdfuOc
— ColumbiaPublicHealth (@ColumbiaMSPH) March 27, 2020
Im Dezember 2020 verriet Soderbergh im Podcast "Happy Sad Confused", dass er gemeinsam mit "Contagion"-Drehbuchautor Scott Z. Burns an einem Projekt arbeite, dass seinen Worten nach als "philosophische Fortsetzung" zu "Contagion" angesehen werden kann. So seien die beiden Filme miteinander verbunden, würden sich jedoch thematisch voneinander unterscheiden. Von dem Projekt war seitdem jedoch nichts mehr zu hören. Stattdessen verantwortete der Regisseur mit "Kimi" 2022 einen Thriller zur Corona-Pandemie, der an den Hitchcock-Klassiker "Das Fenster zum Hof" unter Lockdown-Bedingungen erinnert.
Eine tatsächliche Fortsetzung erscheint hingegen bald: Im Tanzfilm "Magic Mike's Last Dance" strippt Channing Tatum (42) am 9. Februar 2023 ein letztes Mal. Die Regie übernahm, wie schon beim ersten Teil 2012, Steven Soderbergh.