Oscar-Gewinner “Green Book”: So viel wahre Geschichte steckt in dem Film

Die Macher von “Green Book” wurden bei der Oscar-Verleihung 2019 in der Kategorie “Bester Film” ausgezeichnet. (Bild: AP Images)
Die Macher von “Green Book” wurden bei der Oscar-Verleihung 2019 in der Kategorie “Bester Film” ausgezeichnet. (Bild: AP Images)

Ein schwarzer Musiker und sein weißer Chauffeur reisen in den Sechzigern durch die Südstaaten und freunden sich an. Die Geschichte des Oscar-Gewinners “Green Book” soll so oder so ähnlich wirklich vor einigen Jahrzehnten passiert sein. Wie viel wahre Geschichte steckt in dem Film?

Die Macher des Films “Green Book – Eine besondere Freundschaft” durften sich bei den Oscars 2019 besonders freuen. Mit ihrer Dramedy gewannen sie die Hauptkategorie “Bester Film” der Academy Awards. “Green Book” basiert auf der Geschichte des italoamerikanischen Türstehers Tony Lip, der in der Bronx aufwuchs und in den 1960er Jahren Chauffeur des berühmten schwarzen Pianisten Don Shirley wurde. Tony Lip wurde damit beauftragt, den Musiker für eine Konzertreise von New York durch die Südstaaten der USA zu fahren. Sowohl die zugrunde liegende Geschichte als auch die Handlung des Films tragen sich in den Sechziger Jahren vor der Bürgerrechtsbewegung in den USA zu.

Das “Green Book” gab es wirklich

Aus der Wut über die Rassentrennung in den USA und über die Geschichten von schwarzen Familien, denen auf Reisen Zugang zu Raststätten und Hotels verweigert wurde, erfand Victor Green, ein afroamerikanischer Postbote, das sogenannte “Negro Motorist Green-Book”, ein von 1936 bis 1966 jährlich erscheinender Reiseführer für afroamerikanische Reisende. Dieser Reiseführer ist nicht nur Namensgeber für den Oscar-prämierten Film geworden, der Protagonist Tony Lip plant die Konzertreise mit Musiker Don Shirley auch anhand des Buches.

Don Shirley stammt nicht aus Jamaica

Während es in verschiedenen Medienberichten immer wieder heißt, der echte Don Shirley sei in Jamaika geboren worden, stellt der Film “Green Book” die Herkunft des Pianisten richtig dar. Don Shirley wurde am 29. Januar 1927 in Pensacola, Florida geboren. Seine Eltern waren Einwanderer aus Jamaica. Zu der Annahme, Don Shirley sei selbst Jamaikaner gewesen, kam es, weil seine Promoter mit dieser falschen Information warben – um ihn “exotischer” erscheinen zu lassen, wie es auf dem Filmportal “History vs. Hollywood” heißt.

Schauspieler Mahershala Ali, der Don Shirley in “Green Book” spielte, wurde bei den Oscars 2019 als “Bester Nebendarsteller” ausgezeichnet. (Bild: AP Images)
Schauspieler Mahershala Ali, der Don Shirley in “Green Book” spielte, wurde bei den Oscars 2019 als “Bester Nebendarsteller” ausgezeichnet. (Bild: AP Images)

Don Shirley und Tony Lip waren keine Freunde

Von wegen gute Freunde – wie der Bruder Don Shirleys in einem Interview gegenüber “Black Enterprise” betont, waren der Musiker und der Bodyguard nicht wirklich so gut befreundet, wie im Film dargestellt. Er kritisiert, dass die Produzenten die Familie des Musikers nicht in die Arbeiten am Drehbuch miteinbezogen haben. Maurice Shirley sagt: “Mein Bruder hat Tony nie als einen ‘Freund’ gesehen; er war ein Angestellter, sein Fahrer (der es ablehnte, eine Uniform und Mütze zu tragen). Das ist der Grund, warum Kontext und Nuance so wichtig sind. Die Tatsache, dass ein erfolgreicher, wohlhabender schwarzer Künstler Hausangestellte einstellen würde, die NICHT wie er aussahen, sollte bei der Übertragung [in den Film] nicht verloren gehen.”

“Green Book” erzählt die wahre Geschichte von Don Shirley und Tony Lip. (Bild: ddp Images)
“Green Book” erzählt die wahre Geschichte von Don Shirley und Tony Lip. (Bild: ddp Images)

Tony Lip war in Wirklichkeit Rassist

Es scheint jedoch in Bezug auf das wahre Leben des Musikers tatsächlich zuzutreffen, dass ihm geraten wurde, auf eine Karriere als Pianist zu verzichten – wegen seiner afroamerikanischen Herkunft. Wie die “New York Times” berichtet, soll der weiße Theaterproduzent Sol Hurok dem damals zwanzigjährigen Shirley geraten haben, eine Karriere in klassischer Musik nicht zu verfolgen, weil ein US-amerikanisches Publikum kein Interesse daran hätte, einen “farbigen” Pianisten auf der Bühne zu sehen.

Und auch die Darstellung Tony Lips als Rassist soll der Realität entsprochen haben. Das bestätigte sein Sohn, Nick Vallelonga, der unter anderem das Drehbuch für den Film schrieb. Der Sohn führte das Verhalten seines Vaters auf seine Kindheit und Jugend in den italienisch-amerikanisch dominierten Straßen der Bronx zurück, in denen Tony Lip aufwuchs.