Lottergeist trifft Zukunftsutopie: Die Kinotipps im September
Doppelte Nostalgie und ein Mammutprojekt, das beinahe zum Scheitern verurteilt war - und es womöglich immer noch ist. Im September trifft Utopie auf Dystopie - und dazwischen treibt ein wohlbekannter Lottergeist sein Unwesen. Im Remake von "The Crow" wird Bill Skarsgård (34) anstelle des so tragisch verunglückten Brandon Lee (1965-1993) zum düsteren Racheengel. Mit "Beetlejuice Beetlejuice" feiert derweil der Kultfilm von 1988 nebst vielen Hauptfiguren von damals sein Comeback. Und zum Abschluss des Monats lädt Kino-Grandeur Francis Ford Coppola (85) in seine "Megalopolis" ein.
"The Crow", 12. September
Mit Eric Draven (Skarsgård) und Shelly Webster (FKA twigs, 36) haben sich zwei Seelenverwandte gefunden. Doch ihr Glück hält nicht lange: Eingeholt von den Dämonen ihrer dunklen Vergangenheit, wird das Paar brutal ermordet. Doch was eigentlich das Ende sein sollte, wird zum Beginn eines blutigen Rachefeldzugs: Durch eine mystische Legende ins Leben zurückgeholt, begibt sich Eric als düsterer, zwischen der Welt der Verstorbenen und der Lebenden wandelnder Todesengel auf die Jagd nach den Mördern.
Einschätzung:
Exakt 30 Jahre ist es her, dass sich Eric Draven schon einmal auf der Leinwand an den Mördern seiner selbst und seiner Freundin rächte. Die Comic-Verfilmung "The Crow - Die Krähe" von 1994 ist aber vor allem wegen ihrer realen Tragik in kollektiver Erinnerung geblieben. Hauptdarsteller Brandon Lee, Sohn von Legende Bruce Lee (1940-1973), verstarb während der Dreharbeiten nach einem Unfall mit einer Schusswaffe. Der Film musste nachträglich mit bereits aufgenommenem Material fertiggestellt werden. Nicht zuletzt aufgrund dieses Dramas und im Andenken an Lee bildete sich eine treue Fangemeinde rund um den Streifen von Alex Proyas (60), die der Neuauflage kritisch gegenübersteht.
"Beetlejuice Beetlejuice", 12. September
Nach einer unerwarteten Familientragödie kehren drei Generationen der Familie Deetz nach Winter River zurück. Das Leben von Lydia (Winona Ryder, 52), die noch immer von Beetlejuice (Michael Keaton, 72) heimgesucht wird, gerät völlig aus den Fugen, als ihre rebellische Teenager-Tochter Astrid (Jenna Ortega, 21) das rätselhafte Modell der Stadt auf dem Dachboden entdeckt und das Tor zur Welt der Toten unbeabsichtigt geöffnet wird. Sowohl im Diesseits als auch im Jenseits braut sich schnell Unheil zusammen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand den Namen Beetlejuice dreimal ausspricht und der schelmische Dämon zurückkehrt, um seine ganz eigene Art von Chaos zu verbreiten.
Einschätzung:
Die nächste Kino-Rückkehr, in diesem Fall aber als Fortsetzung. Kaum ein Film eignet sich besser, um Tim Burtons (66) unverwechselbaren Stil als Regisseur darzulegen, als die 1988 erschienene Horrorkomödie mit Geena Davis (68) und Alec Baldwin (66). Zwischen kunterbunt und düster, zwischen urkomisch und morbide - Burton tobte sich ebenso wie Keaton als Lottergeist Beetlejuice gehörig aus. Wie gut, dass sowohl Regisseur als auch Titelstar für das Sequel rund 35 Jahre später wieder mit an Bord sind. Ebenso wie Winona Ryder und Catherine O'Hara (70) - sowie allerhand skurriler Schauwerte und eine gigantische Portion Nostalgie.
"Megalopolis", 26. September
Einst war New Rome der Nabel der Welt, das Zentrum der Macht. Doch Korruption und Gier haben die Metropole ausgehöhlt, der Zahn der Zeit nagt an den kolossalen Bauten, die sich gen Himmel recken. Einer hat nicht aufgehört, große Träume für New Rome zu haben: Cäsar Catilina (Adam Driver, 40), Nobelpreisträger und genialer Erfinder des Zauberstoffs Megalo, hat eine Vision, wie es wieder bergauf gehen kann. Damit macht er sich Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito, 66) zum Gegenspieler, der um Machterhalt und Fortbestand der alten Eliten kämpft, auch wenn er damit das Schicksal seiner Stadt besiegeln würde. Zwischen den beiden Männern steht die schöne Julia (Nathalie Emmanuel, 35) - Tochter des Bürgermeisters und Geliebte des Erfinders.
Einschätzung:
Wenn Altmeister Francis Ford Coppola einen Film dreht, ist die Entstehungsgeschichte mitunter dramatischer als das Werk selbst. Unvergessen der Dreh seines Kriegsfilms "Apocalypse Now", in dem manche Darsteller den wachsenden Wahnsinn nicht mehr spielen mussten. Auch um "Megalopolis" entspann sich ein Skandal: Angeblich chaotische Zustände am Set, ein weit überstiegenes Budget und eine peinliche Posse um falsche Kritiker-Zitate im Trailer - beinahe wirkte es so, als habe sich Coppola wie seine Hauptfigur Cäsar ein Projekt vorgenommen, an dem man sich nur überheben kann. Doch nun kommt "Megalopolis" eben doch ins Kino - und es wäre nicht das erste Mal, dass der Regisseur den (echten) negativen Kritikerstimmen zu trotzen vermag.