Ennio Morricone droht “Playboy” wegen angeblichem Fake-Interview mit Klage
Ein neues “Playboy”-Interview mit Ennio Morricone sorgte am Wochenende für ordentlich Gesprächsstoff im Netz und in den Medien. Darin beschimpft die Filmmusik-Legende nicht nur Kollege Quentin Tarantino, sondern lästert auch noch über die Oscar-Verleihung. Das Problem: Morricone will dieses Interview nie gegeben haben.
“Er ist ein Kretin” und “Er kocht nur alte Sachen auf” – mit derartigen Aussagen über Quentin Tarantino sorgte Ennio Morricone (“Spiel mir das Lied vom Tod”, “Ein Käfig voller Narren”) am Wochenende für Aufsehen. Gefallen sein sollen diese Sätze in einem Interview mit dem “Playboy Deutschland”. Das Männermagazin hatte vor wenigen Tagen einige Interviewausschnitte des 90-Jährigen als Vorgeschmack auf die neue Dezember-Ausgabe veröffentlicht.
Die Hasstirade auf Tarantino (“Pulp Fiction”, “Kill Bill”) kommt umso überraschender, wenn man bedenkt, dass die Italowestern-Legende Morricone der gemeinsamen Arbeit am Film “The Hateful 8” (2015) den zweiten Oscar seiner Karriere zu verdanken hat. Doch laut “Playboy” hat der Filmkomponist nichts für die Arbeit des Kult-Regisseurs übrig: “Er klaut nur bei anderen und setzt das neu zusammen. Daran ist nichts originell. Und er ist auch kein Regisseur. Also nicht vergleichbar mit echten Hollywood-Größen wie John Huston, Alfred Hitchcock oder Billy Wilder”, zitiert ihn das Magazin.
Morricone dementiert, dem “Playboy Deutschland” ein Interview gegeben zu haben
An sich haben diese Aussagen schon genug Sprengkraft, doch nun spitzt sich die Situation noch weiter zu: Wie Ennio Morricone in einem Statement zu verstehen gab, seien sie nämlich erfunden und somit gelogen. “Wie mir zur Kenntnis gelangte, hat ‘Playboy Deutschland’ einen Artikel veröffentlicht, in dem ich Tarantino einen Kretin und seine Filme Müll genannt haben soll. Das ist komplett falsch. Ich habe ‘Playboy Deutschland’ kein Interview gegeben. Darüber hinaus habe ich Tarantino nie einen Kretin genannt und erachte seine Filme sicherlich nicht als Müll. Ich habe meinem Anwalt in Italien den Auftrag gegeben, zivil- und strafrechtliche Schritte einzuleiten.”
Wie Morricone, der am 10. November seinen 90. Geburtstag feierte, weiter beteuert, halte er Quentin Tarantino für einen der größten Regisseure seiner Zeit und eine starke Persönlichkeit, schätze die Zusammenarbeit mit ihm und danke ihm dafür, ihm zu seinem zweiten Oscar verholfen zu haben. “Das ist sicherlich eine der größten Auszeichnungen meiner Karriere und ich bin ewig dankbar für die Möglichkeit, für seinen Film Musik komponiert zu haben”, so der gebürtige Italiener.
Er soll gegen die Oscars gewettert haben
Im angeblichen Interview mit “Playboy Deutschland” klingt Ennio Morricone in Sachen Oscar-Verleihung weitaus weniger dankbar. Er halte das für eine “langweilige Veranstaltung” und habe “keine Lust mehr, in dieses fürchterliche Amerika zu reisen mit diesen aufgeblasenen Wichtigtuern, diesen Peinlichkeiten wie den Oscars und dem ganzen Firlefanz”, heißt es da.
Das Magazin hat sich bis jetzt nicht zu Morricones schweren Vorwürfen geäußert. Bisher wurden die Interviewausschnitte auch noch nicht von der Website genommen.