Das Kino im Corona-Jahr! Was kommt danach?

Corona hat die Kinoindustrie in eine Krise gestützt. Einen Normalbetrieb gab es fast das ganze Jahr über nicht. Wird in der Branche Normalität einkehren? Oder wird die Pandemie das Kino und das filmische Erzählen für immer verändern?

Lief auf Streaming-Diensten statt im Kino: Disneys "Mulan" (ddp/INTERTOPICS/LMKMEDIA Ltd.)
Lief auf Streaming-Diensten statt im Kino: Disneys "Mulan" (ddp/INTERTOPICS/LMKMEDIA Ltd.)

Das Kinojahr 2020 wird als ein besonderes in die Geschichte eingehen. Die Corona-Pandemie hat auch in diese Landschaft Schneisen geschlagen. Die Kinos mussten den Großteil des Jahres geschlossen bleiben. Und selbst als sie zwischen den beiden Pandemie-Wellen hier und da kurz geöffnet waren, herrschte alles andere als Normalität. Erstens galten Einlassbeschränkungen. Zweitens gab es kaum Filme zu sehen. Die Verleiher, vor allem jene mit potenziellen Blockbustern im Angebot, hatten die Kinostarts ihrer Filme entweder verschoben, oder sie fanden neue Verwertungsplattformen.

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Die Liste der Filme, die sich in Wartestellung befinden, ist lang. Dieses Jahr sollte unter anderem "James Bond 007: Keine Zeit zu sterben" in die Kinos kommen, doch auf den letzten Auftritt von Daniel Craig als Geheimagent im Dienste ihrer Majestät müssen die Zuschauer noch etwas warten. Auch "A Quiet Place 2" wurde verschoben, ebenso der neunte Teil der "Fast & Furious"-Reihe, die Fantasy-Komödie "Ghostbusters: Legacy" und das Fantasy-Spektakel "Avatar 2". Der Fortsetzung von "Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel", "Top Gun: Maverick", fiebern Fans seit Jahrzehnten entgegen. Auch sie werden sich noch etwas länger in Geduld üben müssen.

Müßig wäre es, an dieser Stelle die Ausweichtermine zu nennen. Das unberechenbare Corona lässt keine Berechnung zu. Was heute beschlossen wurde, muss morgen neu bewertet werden. Sicher in den unsicheren Zeiten ist nur eines: Die Profiteure der Pandemie sind auch in der Unterhaltungsbranche die Digitalkonzerne. Amazon Prime Video, Netflix, Disney+ – Streaming-Dienste wie diese sind der Strohhalm, nach dem so manches Studios greift. Auf den Plattformen können die Filme wenigstens einen Teil ihrer Kosten einspielen. Disney zum Beispiel verschiebt die gleichnamige Realverfilmung seines Zeichentrick-Klassikers "Mulan" mehrmals, bevor das Abenteuerspektakel auf den Streaming-Diensten landet.

Der Actionfilm "Tenet" schaffte es dieses Jahr ins Kino. (Bild: ddp images/Capital Pictures)
Der Actionfilm "Tenet" schaffte es dieses Jahr ins Kino. (Bild: ddp images/Capital Pictures)

Das Kino nach Corona

Ein Paukenschlag ist auch die Entscheidung von Warner Bros. Mit Blick auf die Pandemie und ihre Folgen will das Studio ab kommendem Jahr seine Filme zeitgleich in den Kinos und auf dem Streaming-Dienst von WarnerMedia, HBO Max, veröffentlichen. Bei mindestens 17 Produktionen werden die Zuschauer entscheiden müssen: Schaue ich mir den Film im Kino an oder im Fernsehen? Für die Qual der Wahl werden unter anderem "The Suicide Squad" sorgen sowie die Sci-Fi-Spektakeln "The Matrix 4" und "Dune". Den Anfang wird "Wonder Woman 1984" machen, den Superheldenfilm veröffentlicht das Studio in den USA am ersten Weihnachtstag parallel in den Kinos und im Internet.

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Die Kinobetreiber sind – natürlich – wenig begeistert von dieser Entwicklung. Es gibt aber auch Studios, Filmproduzenten und Filmemacher, die dem Medium die Treue halten. Einige von ihnen bringen ihre Filme mitten in der Pandemie in die Kinos – aller Herausforderungen zum Trotz. "Tenet" etwa wird mehrfach verschoben, bevor der Action-Thriller von Christopher Nolan Ende August weltweit erscheint. Damit gehört der Film zu den Ausnahmen, Produktionen dieser Budget-Größenordnung machen um das Kino eher einen Bogen. Den Weg zur Leinwand finden eher kleinere Produktionen. Die Literaturverfilmung "Undine" von Christian Petzold gehört ebenso dazu wie die Doku "I Am Greta" über die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg.

Keine Frage, Corona hat die Kinobranche weltweit in eine tiefe Krise gestützt. Deren Ausmaße lassen sich allenfalls beziffern. Allein Hollywood wird die Pandemie in den nächsten fünf Jahren rund 160 Milliarden US-Dollar kosten, wie die Datenanalyse-Firma Ampere Analystics ausgerechnet hat. Welche Auswirkungen die Katastrophe auf die Art und Weise haben wird, wie Filme produziert und wie sie erzählt werden, oder darauf, wie und wo Zuschauer in Zukunft Filme schauen werden – über all das kann nur spekuliert werden. Eine Hoffnung darf man aber aussprechen – die Hoffnung nämlich, dass durch Corona auf lange Sicht weder der Film als Kunstform, noch das Medium Kino, noch ihre jahrzehntelange Partnerschaft Schaden nehmen.

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