Hunderte deutsche Kinos boykottieren die „Avengers“

Filmverleih Disney verlangt mehr Miete

Es ist einer der wichtigsten Filmstarts des Jahres und doch wird das neue „Avengers“-Abenteuer in Hunderten von Kinos nicht gezeigt. Vor allem kleinere Lichtspielhäuser wehren sich mit dem Boykott gegen eine verschärfte Preispolitik des Filmverleihers Disney. Sie warnen vor drohenden Kinoschließungen.


„Avengers: Age of Ultron“ hat am Startwochenende wie erwartet der Konkurrenz keine Chance gelassen. Mehr als 708.000 deutsche Zuschauer wollten das neue Abenteuer von Iron Man und seinen Marvel-Superhelden-Mitstreitern sehen. Damit wurde der Vorgänger sogar noch übertrumpft. Hunderte Kinos lassen sich das große Geschäft hingegen freiwillig entgehen. Sie setzen damit im Preiskampf mit dem Filmverleih Disney ein Zeichen. Der hat nämlich ohne Vorwarnung die von den Kinos zu zahlende Filmmiete von 47,7 auf 53 Prozent des Eintrittspreises erhöht.

Damit nicht genug: Auch Kostenzuschüsse und Pauschalen für Reklame sowie Zuschüsse zu den Umsätzen mit 3D-Brillen fallen weg, wie die Deutsche Welle (DW) berichtete. „Wenn diese Preispolitik nach oben geht, dann haben wir ein ernstes Problem, das zu Kinoschließungen führen könnte“, warnte Karl-Heinz Meier von der I.G. Nord, einem Zusammenschluss norddeutscher Kinobetreiber. Der Protest habe mit 100 Kinos im Norden begonnen. Mittlerweile ist der Boykott bundesweit auf 686 Leinwänden in 193 meist kleineren Orten in Kraft. Auch die Kinoketten in Großstädten würden sich laut Meier gern anschließen. Aus vertraglichen Gründen sei das aber nicht möglich.


Kleinere Kinos kommen die „Avengers“ teuer zu stehen (Bild: ddp images/Capital Pictures)
Kleinere Kinos kommen die „Avengers“ teuer zu stehen (Bild: ddp images/Capital Pictures)

„Mit diesen Konditionen auf die Branche zuzugehen, das ist völlig unüblich und für mich ein Skandal", sagte Andreas Kramer vom Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF). Unter anderem die Einführung des Mindestlohns und nicht zuletzt die Umstellung auf Digitaltechnik mache gerade den kleineren Häusern zu schaffen. 3,4 Milliarden Euro haben deutsche Kinobetreiber laut Kramer in den vergangenen Jahren in den Umstieg von Filmrollen auf digitale Formate investiert. Die Verleihe würden dadurch weltweit Milliarden an Kopierkosten sparen, hätten sich aber nicht an den Ausgaben beteiligt.

Die kleinen Kinos wollen bei ihrem Protest einen langen Atem beweisen. Schließlich könnte das Vorgehen Disneys für andere Verleiher Schule machen. Interessenvertreter Meier hat schon das nächste prominente Opfer im Blick: „Wir haben am Jahresende den Filmstart der neuen „Star Wars“-Episode. Der Verleih liegt bei Disney – da wird es noch prickelnd.“

2003 gab es schon einmal einen Boykott wegen des Streits um die Filmmieten. Später wehrten sich auch die großen Kinoketten gegen einen früheren Verkaufsstart erfolgreicher Kinofilme auf DVD. „Avengers: Age of Ultron“ war am Donnerstag in bundesweit 500 Kinos auf mehr als 840 Leinwänden gestartet. Bislang hat der Marvel-Blockbuster in 44 Ländern rund 200 Millionen US-Dollar eingespielt. In den Vereinigten Staaten kommt er erst am 1. Mai in die Kinos.


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