Weltuntergang, reloaded: Die düstersten Endzeitvisionen
Am Ende der Zeiten wird es nicht dunkel. Es wird hell. Gleißend hell. In ganz naher Zukunft hat der HFF-München-Absolvent Tim Fehlbaum seinen Endzeitthriller „Hell" angesiedelt, mit 2016 sind die Geschehnisse datiert. Der junge Regisseur bedient sich dabei der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel - und der damit verbundenen Ängste. In seiner Dystopie hat sich die Atmosphäre rasant um 10 Grad Celsius erwärmt und weite Teile der Erde in karge Wüstenlandschaften verwandelt. Die verbliebenen Menschen kämpfen erbittert um die raren Ressourcen: Wasser, Lebensmittel, Benzin. Die Hölle auf Erden zeigen natürlich schon andere Filme vor „Hell". Wir haben die düstersten Endzeitvisionen für Sie zusammengestellt.
„Independence-Day", „The Day After Tomorrow", „2012"
Er ist so etwas wie der Godfather des Weltuntergangs im Kino: Roland Emmerich, auch ein deutscher Regisseur, der allerdings schon lange in Hollywood residiert. Nicht umsonst war er der Koproduzent von „Hell". Tim Fehlbaum erzählt, Emmerich habe „wertvolle Tipps gegeben. So etwa, dass immer Staub im Hintergrund wehen solle. Wie wirkungsvoll dieser Hinweis für den Look von „Hell" war, davon kann man sich im Kino selbst überzeugen. Während in Emmerichs „Independence Day" von 1996 der Erde noch eine Invasion von Außerirdischen droht, widmet sich „The Day After Tomorrow" von 2004 schon dem Phänomen der globalen Erwärmung, die hier aber verheerende Stürme und wegen der schmelzenden Polkappen eine neue Eiszeit zur Folge hat. In „2012" schließlich folgt Emmerich dem Ende des Maya-Kalenders. Eine Erdkrustenverschiebung bedingt verschiedene Naturkatastrophen - Vulkanausbrüche, Erdbeben - und führt dann letztendlich doch nicht ganz zum Weltuntergang.
„The Road"
John Hillcoats „The Road" von 2009 ist da schon ein wenig düsterer, hält Emmerich am Ende doch immer die Rettung oder wenigstens einen ordentlichen Lichtblick bereit. Die Verfilmung des Cormac McCarthy Romans „Die Straße" diente deutlich als Vorbild für "Hell": Ein Vater und sein Sohn reisen durch ein postapokalyptisches Amerika. Sie wollen zum Meer; dort erhoffen sie sich bessere Lebensbedingungen und Nahrung. Auf ihrem Weg treffen sie auch auf Banden, die das eigene Überleben mit Kannibalismus sichern.
„12 Monkeys"
Bruce Willis in einer seiner besten Rollen und Brad Pitt vor seinem großen Durchbruch: „12 Monkeys" von Terry Gilliam aus dem Jahr 1995 zählt schon eine ganze Weile zu den Klassikern des Genres, ist gespickt von abstrusen Wendungen und unerhört spannend. Eine Virus-Pandemie hat Mitte der neunziger Jahre fast die gesamte Menschheit hinweggerafft: Nur ein Prozent hat überlebt und sich unter wenig erfreulichen Umständen unter der Erde eingerichtet. Dem Strafgefangenen James Cole (Bruce Willis) wird ein Straferlass in Aussicht gestellt, wenn er bereit ist, sich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit zu begeben und dort nach dem Virus zu fahnden. Und das ist nur der bescheidene Anfang: Nervenheilanstalt, erster Weltkrieg, Wahn-Welten, Zukunftsszenarien, Tierschützer - alles findet bei Gilliam seinen Platz.
„1984"
Mehr Klassiker geht fast nicht: In Michael Radfords Verfilmung von Orson Welles' Roman „1984" ist es die Gesellschaft, die pervertiert. Das ist vielleicht kein Weltuntergang, aber leben möchte man keinesfalls in diesem sich permanent im Krieg befindlichen und das Individuum bekämpfenden Überwachungsstaat, in dem Folter und Gehirnwäsche an der Tagesordnung sind. Und düster ist die Vision allemal.
„A.I. - Künstliche Intelligenz"
Der Science-Fiction-Film war eigentlich ein Projekt von Stanley Kubrick - schon vor seinem Tod hatte er es an Steven Spielberg übergeben. In einer modernen Variante des Pinocchio-Themas wird ein Kinder-Replikant (Haley Joel Osment), der zur bedingungslosen Liebe fähig ist, von seinen Eltern verstoßen und überlebt das Ende der Menschheit. Er möchte dabei nur eines: In einen Menschen verwandelt werden, denn auf dieses Manko führt er zurück, dass er von seiner Mutter verstoßen wurde. Unglaublich traurig.
„Children of Men"
Alfonso Cuaróns Film von 2006 spielt im Jahr 2027. Seit 18 Jahren wurde kein Kind mehr geboren, die Menschheit steht vor ihrem nahen Untergang. Hier wirken Umweltzerstörung und staatliche Unterdrückung zusammen: In Großbritannien herrscht ein erbarmungsloser Polizeistaat, illegale Einwanderer werden unter lebensunwürdigen Bedingungen in Lagern gefangen gehalten. Solidarische Aktionisten kämpfen mit terroristischen Methoden gegen diese Praxis. Da wird die junge Immigrantin Kee schwanger: Der Regierungsangestellte Theo Faron (Clive Owen), dessen Frau Anführerin der Aktionisten ist, soll Kee und ihr ungeborenes Baby an einen sicheren Ort bringen. Cinema urteilte: „Ein Film wie ein Albtraum".
„The Day After - Der Tag danach"
Der amerikanische Fernsehfilm von 1983 war als Aufklärungsfilm konzipiert, er lief in vielen anderen Ländern auch im Kino. Aufklärung light ist das nicht: Schonungslos zeigt Nicholas Meyer in „Der Tag danach" vor allem die Folgen eines Atomkriegs. Strahlenkrankheit, zerstörte Infrastruktur, Mangel an Nahrung und Medikamenten, Seuchen, Militärdiktatur, Selbstjustiz - hier wird nichts ausgelassen.
„I Am Legend"
Wieder ein Virus: Der Virologe Dr. Robert Neville (Will Smith) wandert 2012 mit seiner Schäferhündin durch ein menschenleeres New York. Er ist auf der Suche nach weiteren Überlebenden. 90 Prozent der Menschheit sind dem Virus zum Opfer gefallen. Neben den wenigen Nichtinfizierten gibt es allerdings auch noch infizierte Mutanten, die zur Gefahr werden können. Schon allein wegen der Bilder, die New Yorks verlassene und von Pflanzen überwucherte Straßen zeigen, absolut sehenswert.
Bilder: ddp