James Francos düsteres literarisches Debüt – “Palo Alto”

Mit gerade mal 33 Jahre ist er ein erfolgreicher Schauspieler, Regisseur, Produzent, bildender Künstler und nun auch noch Buchautor. James Franco nennt sein literarisches Debüt "Palo Alto", nach dem kalifornischen Universitätsstädtchen, in dem er aufwuchs. Es ist ein schmaler Band mit Kurzgeschichten.

Darin kommen Jugendliche zu Wort, die ihre Langeweile in Alkohol ertränken, sich mit Drogen zudröhnen und kein Mitgefühl oder gar Schuldbewusstsein zu kennen scheinen. Es ist keine erbauliche Lektüre. Francos Geschichten sind düster, roh, monoton. Es fließt Blut, doch von Emotionen keine Spur. Seine Charaktere scheuen nicht vor Gewalt und Vergewaltigung zurück.


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Unter den Erzählungen ist die eines Schülers, der im Suff eine Fußgängerin zu Tode fährt und sich doch nur um die kleine Beule am Auto des Vaters sorgt. Ein junges Mädchen, wie Franco vom Vater zum Mathe-Ass gedrillt, verliebt sich auf einer Party, muss dann aber die Ermordung ihres Schwarms mit ansehen. Eine Vietnamesin, die Anschluss sucht in der neuen Schule, wird vom einzigen "Freund" zum Gruppensex ausgeliehen.

Die jungen Menschen in den Geschichten kennen sich untereinander. Ihre Namen tauchen immer wieder auf. Aber Franco verleiht ihnen keine Gesichter. Die Charaktere bleiben verschwommen. Seine Jugendlichen erzählen nur, bleiben eine Erklärung für ihr Handeln aber schuldig. Ebenso lassen sie jede Art von Reflexion auf das Geschehen vermissen. Das ist für den Leser enttäuschend, lässt ein Gefühl der Leere zurück.

Natürlich kann Franco das beabsichtigt haben. Vermutlich ist es aber das Resultat seiner ersten Gehversuchen auf dem literarischen Parkett. Dass der blendend aussehende Hollywoodstar ein vielseitig begabter Künstler ist, steht außer Frage.

Den Hang zum Schreiben dürfte er seiner Mutter verdanken, einer jüdischen Dichterin. Auch eine der Großmütter schreibt - vorwiegend Jugendbücher - die andere unterhält eine große Kunstgalerie in Cleveland. Er selbst war vor gut einem Jahr mit einer Installation im Rahmen der Peres Projects in Berlin zu sehen.

Neben dem Filmgeschäft schaffte es Franco seit 2010, vier Master-Abschlüsse an vier verschiedenen US-Universitäten zu machen. Derzeit promoviert er an der renommierten Yale University und macht anschließend an ein Doktoranden-Programm in Texas. Als wäre das nicht genug, betätigt sich der 33-Jährige als Dozent an der New York University, wo er mit Studenten an der Umsetzung von Poesie in Film arbeitet.

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