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„In zwei Jahren sind wir ein Milliardenunternehmen“ – Ralf Dümmel und Georg Kofler erklären ihren Mega-Deal

Damit hat wohl kaum jemand gerechnet: „Die Höhle der Löwen“-Investor Ralf Dümmel hat seine Konsumgüterfirma DS an seinen Showkollegen Georg Kofler verkauft.

Die „Höhle der Löwen“-Investoren Georg Kofler (links) und Ralf Dümmel machen künftig gemeinsam Geschäfte. Auch außerhalb der Show.
Die „Höhle der Löwen“-Investoren Georg Kofler (links) und Ralf Dümmel machen künftig gemeinsam Geschäfte. Auch außerhalb der Show.

Dessen Social Chain AG zahlt insgesamt 220,5 Millionen Euro für das Unternehmen aus Stapelfeld bei Hamburg. Mit Koflers Influencer-Netzwerk im Rücken wollen beide Unternehmen nun zu einer „Social Commerce-Plattform im internationalen Maßstab“ heranwachsen, wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten. 670 Millionen Euro Umsatz sind allein für dieses Jahr geplant.

Doch es bleiben Fragen: Ist die Kaufsumme gerechtfertigt? Wann wurden erstmals Übernahmegespräche geführt, was versprechen sich Ralf Dümmel und Georg Kofler von dem Deal? Und: Wie geht es für die einstigen Rivalen künftig in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ weiter? Gründerszene hat mit beiden Unternehmern gesprochen.

Herr Dümmel, Georg Kofler hat Ihnen Ihre Firma abgekauft. Fühlen Sie sich als Löwe von Ihrem Showkollegen gefressen?

Dümmel: Überhaupt nicht, ich habe das Unternehmen ja nicht aus der Not heraus verkauft. Die DS Gruppe wird dieses Jahr mit 270 Millionen Euro Umsatz ihr stärkstes Ergebnis der Firmengeschichte erzielen. An meinem Ego kratzt die Übernahme also nicht im Geringsten.

Dennoch haben Sie sich den Deal sicher gut überlegt.

Dümmel: Wir haben ihn uns vor allem gemeinsam überlegt.

Kofler: Die Idee ist im Frühjahr beiläufig während der TV-Aufzeichnungen für die aktuelle „Die Höhle der Löwen“-Staffel entstanden. Gleich zwei Mal haben wir es dort erlebt, dass Gründer gefragt haben, ob sie uns – also Ralf und mich – nicht beide als Löwen haben könnten…

Dümmel: …und argumentiert, dass wir uns als Investoren sehr gut ergänzen. Georg erreicht mit seiner Firma über Influencer rund 86 Millionen Follower, wir wiederum beliefern 40.000 Filialen im Einzelhandel. Daraus ergibt sich eine Vertriebsstrategie, die sozusagen das beste aus beiden Welten zusammenbringt. Bei einem Mittagessen haben Georg und ich die Idee dann weitergesponnen – konkrete Gespräche gab es dann im Sommer.

Was erhoffen Sie sich von dem Deal, Herr Kofler? Produkte in Filialen zu platzieren ist für einen Löwen ja längst kein Hexenwerk mehr.

Kofler: Es geht nicht nur um die Filialen. Mit Social Chain bewerben wir seit Jahren starke Marken, es sind bloß nie unsere eigenen. Das ist mir schon während meiner Zeit als Vorstandschef von Prosieben aufgefallen: Dort haben wir im TV die Produkte anderer Firmen groß gemacht, von Nestlé oder Procter & Gamble zum Beispiel. Ich wollte aber immer auch Eigenmarken haben und die haben wir mit Social Chain in den letzten zwei Jahren aufgebaut. Dazu gehören zum Beispiel der Lebensmittel-Shop Koro oder der Design-Shop Urbanara. Mit Ralfs Firma holen wir uns jetzt weitere Marken, Patente und Designs an Bord – rund 700 an der Zahl.

Der Kaufpreis für die DS Gruppe erscheint mit 220,5 Millionen Euro allerdings sehr niedrig. Ihre Firma, Herr Dümmel, plant allein dieses Jahr 270 Millionen Euro Umsatz. Haben Sie sich nicht unter Wert verkauft?

Dümmel: Darüber reden wir gerne in ein paar Jahren noch mal. Es ist ja kein Geheimnis, dass mehr als die Hälfte der Kaufsumme mit Aktienpaketen bezahlt wird. Darauf habe ich in den Verhandlungen auch bestanden. Ich bin überzeugt, dass die DS Gruppe und Social Chain zusammen schon in zwei Jahren ein Milliardenunternehmen sein werden. Deswegen ist der erste Kaufpreis nicht unbedingt auch als letzter Kaufpreis zu bewerten.

Dennoch wird bei Übernahmen häufig ein Vielfaches vom Umsatz für ein Unternehmen bezahlt. Da wäre doch sicher mehr drin gewesen.

Dümmel: Wenn es ums Geld gegangen wäre, hätten die DS-Gesellschafter andere Optionen gehabt. Den Kaufpreis muss man auch nicht zwingend am Umsatz festmachen, auch das Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern, Anm. d. Red.) wie in unserem Fall kann ein Maßstab sein. Ohnehin haben wir uns schon länger selbst mit einem Börsengang beschäftigt, um weiterhin Marken auch außerhalb von „Die Höhle der Löwen“ ins Unternehmen holen zu können. Der Deal mit Georg hat den Prozess jetzt nur beschleunigt.

Kofler: Ralf macht der Deal jedenfalls nicht arm (lacht). Er wird zusammen mit den Gesellschaftern der DS Gruppe mit rund 20 Prozent der zweitgrößte Anteilseigner an der Social Chain AG sein. Ich wiederum bleibe mit 38 Prozent der größte Einzelaktionär.

Sie beide planen für dieses Jahr mit einem Gesamtumsatz von 620 Millionen Euro. Wann knacken Sie die Milliardenmarke?

Dümmel: Unser Plan ist, in zwei Jahren die Milliardengrenze beim Umsatz zu überschreiten. Da werden wir jetzt ganz viel Arbeit investieren und versuchen, die Synergien beider Unternehmen optimal zu nutzen.

Zählt der Abbau von Arbeitsplätzen auch dazu?

Dümmel: Nein, ganz im Gegenteil! Aktuell suchen die DS Gruppe und Social Chain zusammengerechnet mehr als 140 Mitarbeitende. Wir möchten unser Betriebsergebnis in den nächsten drei Jahren allein durch die Synergien summiert um 40 bis 50 Millionen Euro verbessern. Das geht nur mit viel und gutem Personal.

Offen bleibt , wie es mit Ihnen beiden nun als Juroren in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ weitergeht. Da Sie sich wohl kaum weiter um Deals streiten werden, wird einer gehen müssen. Wer macht's?

Dümmel: Darauf gibt es zwei Antworten – eine von mir und eine von Georg.

Kofler: Dann fang' du doch an.

Dümmel: Bis zum Frühjahr wird sich erst einmal nichts ändern, denn die Folgen, die die dann gezeigt werden, sind ja bereits abgedreht. Was jetzt im Januar passiert, wenn die neue Herbststaffel aufgezeichnet wird, ist allein Sache der Produktionsfirma und des Senders Vox. Die Verträge dafür werden voraussichtlich in einigen Wochen ausgehandelt. Aber eins ist auch klar: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Georg und ich künftig zwei Stühle in der Show besetzen und uns Deals aus der Entfernung zurufen. Das wäre gegenüber den Mit-Löwen auch nicht fair.

Und Ihre Antwort, Herr Kofler?

Kofler: Wer „Die Höhle der Löwen“ verfolgt, weiß, dass ich mich in aufgrund eines Interessenkonflikts zeitweise mit meiner Mit-Löwin und ehemaligen Geschäftspartnerin Judith Williams abgewechselt habe. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies auch eine Option für Ralf und mich sein könnte – mit einer Einschränkung…

Was meinen Sie?

Kofler: …Ralf ist der mit Abstand beliebteste Löwe in der Show, niemand hat so viele Deals gemacht wie er. Eine Sendung wie „Die Höhle der Löwen“, ohne dass es jede Woche „dümmelt“, wäre den Zuschauern also kaum vermittelbar. Ralf gehört inzwischen ja sozusagen zum Attraktionsinventar der Show. Insofern sage ich: Er hat einen Amtsbonus, wenn es darum geht, wer künftig bei Show öfter zu sehen sein wird.

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