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Zu hitzköpfig für Bayern? Sanchez' zwei Gesichter

Einem echten Torjäger ist es ziemlich egal, ob er schön trifft oder spartanisch. Hauptsache, der Ball landet im Netz.

Das dachte sich auch Alexis Sanchez, als er Chile beim FIFA Confederations Cup gegen Deutschland früh in Führung brachte. Nach einem haarsträubenden Fehler seines Vereinskollegen Shkodran Mustafi in der 6. Minute schaltete der Superstar des FC Arsenal schnell und schoss die Kugel kompromisslos mit der Pike am machtlosen Marc-Andre ter Stegen vorbei ins Tor.

Sanchez hatte in dieser Situation auch etwas Glück, denn der Ball touchierte den Pfosten, doch sein Mut zum Risiko zahlte sich voll aus. Die bissigen Chilenen gingen gegen die tapferen Deutschen zwar letztlich nur mit einem Remis (1:1) vom Platz, Sanchez aber durfte sich gebührend von seinen Landsleuten feiern lassen.

Torrekord und Lob von Löw

Mit seinem Tor, dem 38. im Nationaldress, überholte er Stürmer-Legende ‎Marcelo Salas und avancierte zum alleinigen Rekordtorschützen Chiles. "Ich bin überglücklich und stolz. Dieses Tor hat etwas Historisches. Ich freue mich natürlich darüber, aber auch über die Leistung der Mannschaft", sagte Sanchez nach Spielende. (Die Stimmen zum Spiel)

Der 28-Jährige wurde berechtigterweise zum "Man of the Match" gewählt - weil er gegen die deutsche Defensive auch immer anspielbar und gefährlich (drei Schüsse aufs Tor) war. Seine fußballerische Klasse und sein läuferisches Engagement brachten den Copa-America-Sieger ein erhebliches Stück näher an das Halbfinale.

"Chile ist eine außergewöhnliche Mannschaft, die sich lange kennt, mit einem sehr starken Spieler wie Sanchez", lobte sogar Bundestrainer Joachim Löw auf der anschließenden Pressekonferenz den Goalgetter.

Scholl rät Bayern zu Sanchez

Diese Leistung dürften Europas Topklubs zur Kenntnis genommen haben. Sanchez' Zukunft bei Arsenal ist ungewiss, neben den Premier-League-Konkurrenten FC Chelsea und Manchester City soll auch der FC Bayern um die Dienste des Angreifers buhlen, dessen Vertrag in London 2018 ausläuft.

Nach dem Spiel ging der 28-Jährige fast wortlos durch die Mixed Zone. Auf die Frage eines Reporters "Kommen sie zu Bayern?" antwortete er mit einem schlichten "No" - und grinste dabei. Es blieb unklar, ob das als ernst gemeinte Absage zu verstehen war.

Geht es nach Ex-Profi Mehmet Scholl, sollten die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß alles in die Waagschale werfen, um den Ausnahmekönner nach München zu lotsen. Franck Ribery und Arjen Robben werden schließlich nicht jünger.

"Es gibt vielleicht weltweit eine Handvoll Spieler, die sie ersetzen können, wenn es bald so weit ist und sie aufhören müssen, weil es vom Alter her nicht mehr geht", sagte Scholl schon vor dem Anstoß in der ARD: "Da gehört Sanchez ganz oben auf meine Liste von Spielern, bei denen ich sage, das ist noch einmal eine ganz andere Kategorie, von denen gibt es nur eine Handvoll auf der Welt."

Heißblütigkeit als Problem?

Sanchez zeigte im Duell mit dem Weltmeister aber auch sein anderes, sein unschönes Gesicht. Und dieses bringt die Bayern womöglich ins Grübeln, ob man bei Sanchez wirklich in die Offensive gehen und seinen utopischen Gehaltsforderungen (angeblich 25 Millionen Euro pro Jahr) nachkommen soll.

Als Referee Alireza Faghani ihn in der 64. Minute wegen Abseits zurückpfiff, wurde Sanchez seinem Ruf als Hitzkopf gerecht und meckerte. Die logische Folge: Gelb. Mit Szenen wie dieser trat er auch in der vergangenen Saison bei Arsenal immer wieder negativ in Erscheinung.

Den Vorwurf, egoistisch statt mannschaftsdienlich zu denken, will sich Sanchez aber nicht gefallen lassen.

Nach dem Spiel sagte er selbtslos: "Wenn ich irgendwann einmal alt bin, möchte ich mich gerne hinsetzen, einen Wein trinken und dabei zusehen, wie jemand meinen Torrekord bricht."