Werbung

Zugunglück in Bad Aibling: Einsatzleiter spricht über den Horroreinsatz

Zugunglück in Bad Aibling: Einsatzleiter spricht über den Horroreinsatz

Ein so verheerendes Zugunglück wie in Bad Aibling hat es in Deutschland schon lange nicht mehr gegeben. Die Rettungskräfte leisteten Schwerstarbeit, um die vielen Verletzten und auch die Toten zu bergen – körperlich sowie psychisch eine Horroraufgabe. Wie schlimm die Lage wirklich war, darüber spricht nun Wolfram Höfler, Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr von Bad Aibling. Dabei schildert er teilweise Unvorstellbares.

Erschütternder Anblick

Nur drei Minuten nach dem katastrophalen Zusammenprall der beiden Züge ist der 62-Jährige an der Unfallstelle – er und sein Team sind die Ersten, die ankommen. Der Anblick der Zugwracks ist erschütternd: “Zuerst haben wir gedacht, wir hätten es nur mit einem Zug zu tun. So sehr hatten sich die Bahnen ineinandergeschoben”, erinnert er sich im Gespräch mit “Bild”. Die ersten Verletzten kommen ihnen entgegen – teilweise taumelnd und schreiend.

Höfler beginnt sofort, sein in der Ausbildung einstudiertes Programm abzuspulen. Emotionen seien bei einem Zugunglück wie diesen nicht gefragt, sondern direkte Handlungen. “Das ist nicht herzlos, sondern dient dem Einsatz und dem Selbstschutz”, erklärt er dem “Spiegel”. Sein Team versucht umgehend, auch zu den Verletzten innerhalb der Zugwracks vorzudringen – der Boden der Bahnen sei teilweise blutverschmiert gewesen. Doch das einstudierte Programm greift bei allen Helfern: Sie verteilen grüne Bändchen an Leicht- und rote Bändchen an Schwerverletzte, um für möglichst geregelte Abläufe zu sorgen.

Suche nach den Vermissten

Die Erinnerungen, die Wolfram Höfler wohl für immer mit dem Zugunglück bei Bad Aibling verbinden wird, sind wahre Horrorszenarien: Dem “Spiegel” berichtet er von “abgerissenen Beinen” und einer schwangeren Frau, die nicht mehr laufen konnte. Am schwersten sei der Anblick des toten Lokführers gewesen, der stundenlang eingeklemmt über den arbeitenden Rettungskräften und anderen Verletzten gehangen habe. “Die Retter schauten ihm quasi in die Augen”, so Höfler.

Auch, nachdem der letzte Verletzte nach dreieinhalb Stunden intensiver Arbeit geborgen ist, geht es für die Einsatzkräfte weiter: Sie suchen nach Vermissten, bis zu 15 Stunden lang sind sie auf den Beinen. Wolfram Höfler selbst bekommt in dieser Nacht nur drei Stunden Schlaf. Am Mittwoch sind schließlich alle Personen geborgen. Der Einsatzleiter geht laut “Bild” aber davon aus, dass die Bergung der Zugwracks noch “bis zu zwei Tage” dauern wird.

Bild: dpa

Sehen Sie auch: Reisende unter Schock