Werbung

Zinsangst: Falken auf der Jagd - Bund-Future vor dem freien Fall

Bei der jüngsten geldpolitischen Sitzung hat EZB-Präsident Mario Draghi erklärt, weiterhin an der expansiven Geldpolitik festzuhalten. Die Märkte kann er mit seinen Aussagen inzwischen aber nicht mehr überzeugen: Nach Draghis Rede stieg der Euro, die Renditen an den Anleihemärkten legten zu und der Bund-Future ging auf Talfahrt.

Während eine Zinswende in Europa für Aktionäre ein schlechtes Zeichen wäre, fordern immer mehr Ökonomen, dass die EZB die Geldschleusen schließt. Im Oktober 2017 hatten die Notenbanker das Anleihekaufprogramm noch um weitere neun Monate verlängert – mit einem monatlichen Ankaufvolumen von 30 Milliarden Euro ab Januar 2018. Während Draghi ein abruptes Ende des „Quantitative Easings“ weiter vermeiden will, fordern andere Ratsmitglieder wie der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, bereits seit Monaten ein Ende.

Kampf zwischen Falken und Tauben

Bei der Fortsetzung der expansiven Geldpolitik sind sich die EZB-Ratsmitglieder ohnehin nicht mehr einig. Die Grafik zeigt, wer aktuell zu den Tauben um Draghi zählt und welche Mitglieder eher dem Falkenlager um Weidmann angehören.

Spannend ist zu beobachten, wie sich die Stimmung ändert. Bereits im vergangenen Jahr hatten mit Benoît Cœuré und François Villeroy de Galhau zwei Notenbanker, die eher den Tauben zuzuordnen sind, nach und nach ihre Tonlage geändert und Aussagen getroffen, die man ihrem Lager nicht zuordnen würde. Cœuré beispielsweise hatte kurz vor dem Jahreswechsel betont, er sehe gute Chancen, dass die im Oktober beschlossene Verlängerung der Anleihekäufe bis September 2018 die letzte war. „Solche Aussagen belegen, dass der Vorsprung der Tauben wohl nicht mehr so solide ist wie einige Quartale zuvor“, erklärt Commerzbank-Ökonom Michael Schubert. Bis zum Ende von Draghis Amtszeit (31. Oktober 2019) könnte der Vorsprung der stimmberechtigten Tauben auf drei zurückgehen. Im April des laufenden Jahres dürfte er laut Schubert noch bei acht liegen.

Die Sorge: Durch die milliardenschweren Anleihekäufe kann es Schwierigkeiten mit der Preisstabilität geben. Zudem sind die Zentralbanken inzwischen zu den größten Gläubigern der Staaten geworden. Nachdem bereits Papiere für insgesamt rund 2,3 Billionen Euro gekauft wurden, wird hier zeitnah eine Grenze erreicht werden – zumal sich die EZB schon länger schwertut, überhaupt ausreichend Anleihen zu erwerben, um die eigenen Kaufregeln zu erfüllen.

Einladendes Chartbild

Die EZB wird nicht umhinkommen, die Geldpolitik zu straffen. Im Bund-Future wird ein solches Szenario bereits zunehmend eingepreist. Erstmals ist die wichtige Unterstützung bei 159 Euro wieder durchbrochen worden. Auf dem Weg nach unten hätte der Anleiheindex damit auf lange Sicht Platz nach unten bis in den Bereich 148/149 Euro – hier liegt das alte Tief aus dem Jahr 2015.

Eine Frage der Zeit

Nach wie vor versucht die EZB mit Blick auf die Krisenländer in Südeuropa, die expansive Geldpolitik fortzusetzen. Doch der Druck der Falken auf Draghi wird immer größer. Zudem kauft ihm der Markt seine Worte nicht mehr ab, wie die steigenden Anleiherenditen nach der jüngsten Sitzung zeigen. Anleger können mit dem Turbo-Short mit der WKN SC3KAK auf den Bund-Future auf die Zinswende wetten.

Dieser Text ist in DER AKTIONÄR 06/18 erschienen. In der Ausgabe können sie zudem unter anderem erfahren, wie sie vom Biotech-Boom profitieren können oder welcher TecDAX-Konzern vor dem Comeback steht.