In Zeiten wie diesen brauchen wir "Wunder"

Nicht nur ein großer Bestseller, sondern ein Buch mit wichtiger Botschaft: Als Raquel J. Palacios (54) "Wunder" 2012 erschien, waren sich Kritiker und Leser schnell einig, dass dieses Werk eine Bereicherung ist. "Prächtig und unvergesslich...", schrieb die "New York Times". "Es sind Auggie und der Rest der Kinder, die das wahre Herz von 'Wunder' sind, und Palacio fängt die Stimmen von Mädchen und Jungen, Fünftklässlern und Teenagern mit gleichem Geschick ein." Palacio beschreibt in ihrem Buch ein Jahr, die fünfte Klasse, im Leben des zehnjährigen Auggie. Er hat von Geburt an ein durch einen Gendefekt entstelltes Gesicht und geht das erste Mal zusammen mit anderen Kindern zur Schule.

Die Verfilmung des Buchs kommt am 25. Januar in die deutschen Kinos. US-Autorin Palacio ist begeistert von dem Streifen. Als sie "Wunder" zum ersten Mal sah, sei sie überwältigt gewesen, sagt sie im Interview mit spot on news: "Ich war hin- und hergerissen zwischen Lachen und Weinen, der ganze Film ist so voller Emotionen." Sie liebe die Vorstellung, dass der Stoff auch viele andere Menschen bewegt.

Wie soll Auggie aussehen?

Die Hollywood-Stars Julia Roberts (50) und Owen Wilson (49) sind in der Produktion als Auggies Eltern zu sehen. Die Autorin der Buchvorlage war in die Entstehung des Films eingebunden, ihre Meinung sei gefragt und geschätzt gewesen, erklärt Palacio. Auch als es darum ging, wie Auggie, der von Jacob Tremblay (11) dargestellt wird, aussehen soll: "Es war schwierig zu entscheiden, wie weit man mit dem entstellten Gesicht gehen kann und wie weit es für Jacob noch okay ist in der Maske, mit dem Make-up. Dieser Balanceakt ist sehr gut gelungen. Im Film ist es nicht so extrem, wie ich es mir vorgestellt und im Buch beschrieben habe. Der Streifen bleibt aber auf alle Fälle der Botschaft des Buchs treu. Da ist es nicht wichtig, wie schwerwiegend die Entstellungen sind. Es geht nur darum, dass er anders aussieht als andere."

Dass Auggies Eltern von großen Hollywood-Stars gespielt werden, war für Palacio "wirklich Wahnsinn": "Ich konnte es nicht glauben. Ich bewundere Julia Roberts seit so vielen Jahren. Für mich sind sie und Meryl Streep die großartigsten Schauspielerinnen unserer Zeit, das sind echte Filmstars, in der Tradition der Stars aus den 30ern, 40ern und 50ern. Als ich hörte, dass Julia Roberts diesen Film machen will, konnte ich das einfach nicht fassen. Auch die Performance von Owen Wilson hat mich umgehauen. Ich habe beide persönlich kennengelernt und sie sind wundervoll."

"Ich habe mir vorgestellt, wie es ist"

Palacio schrieb "Wunder", nachdem sie und ihr kleiner Sohn eine Eisdiele besucht hatten. Ihr Sohn bemerkte ein Mädchen mit entstelltem Gesicht und fing an zu weinen. Die Autorin versuchte, ihr Kind wegzubringen, um das Mädchen oder ihre Familie nicht zu kränken, was die Situation jedoch verschlimmerte. Diese Szene sei ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen, sagt Palacio.

"Ich habe mir vorgestellt, wie es ist, der Welt so gegenüberzutreten. Wie man damit umgeht, wenn die Leute einen ständig anstarren, auf dich zeigen und gemeine Kommentare abgeben. Wie muss das für diese Person sein und für die Eltern oder die Schwester? Alle Leute, die anders aussehen, erfahren so etwas ihr Leben lang. Aber wenn das Gesicht betroffen ist, ist das noch mal etwas anderes. Weil es immer sichtbar ist, es ist dein Gesicht. Es ist das erste, was Menschen sehen, wenn man rausgeht. Über all das habe ich nachgedacht und dabei entstand 'Wunder'".

"Wichtiger denn je"

Warum sie ihren Protagonisten Auggie als Zehnjährigen beschreibt, hat mehrere Gründe, erklärt sie weiter: Ihr älterer Sohn war in diesem Alter und in der 5. Klasse, als sie das Buch schrieb, so Palacio. "Es ist eine besondere Phase, viele Kids kommen in eine neue Schule. Es ist der Übergang von der Kindheit zum Teenager, die Kinder fangen an, Entscheidungen für sich selbst zu treffen. In dieser Zeit ist es wichtig, die Kinder an die Bedeutung von Freundlichkeit zu erinnern, wie wichtig es ist, nett zueinander zu sein. Das ist ein sehr emotionaler Abschnitt im Leben von Kindern. Sie entscheiden, welche Art von Mensch sie sein wollen."

Palacio hofft, dass auch der Film die Botschaft an so viele Menschen wie möglich weitergibt: "Vor allem in Zeiten wie diesen brauchen wir das. Wir brauchen Menschen, die über Freundlichkeit, Respekt und Toleranz sprechen. Und das sind all die Dinge, für die das Buch und der Film stehen."

Foto(s): Studiocanal GmbH / Dale Robinette, Studiocanal GmbH / Dale Robinette, Studiocanal GmbH/ Dale Robinette, Studiocanal GmbH / Dale Robinette