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"Zeit für Legenden": Wenn Sport auf Politik trifft

Das Drama "Zeit für Legenden" dreht sich um Ausnahmesportler Jesse Owens (1913-1980). Der afroamerikanische Athlet gewann bei Olympia 1936 in Nazi-Berlin vier Goldmedaillen. Was als Niederlage für Hitlers Regime angesehen wurde. Der Streifen scheint trotz der Geschehnisse in der Vergangenheit aktueller denn je zu sein. Es werden Fragen der Rassentrennung, der Gleichbehandlung von Schwarzen oder von Ausländern aufgeworfen. Und: Wie steht der Sport eigentlich zur Politik und umgekehrt?

Sport vs. Politik

Ohio, 1934. Der schwarze Ausnahme-Athlet Jesse Owens (Stephan James) trainiert unter seinem Coach Larry Snyder (Jason Sudeikis), der ihn auf die Olympischen Spiele in Berlin vorbereiten will. Sportlich läuft es perfekt für Jesse, der immer wieder Bestzeiten läuft - aber der Trubel um seine Person macht ihm zu schaffen. Zwei Jahre später hat er mit Snyders Hilfe rechtzeitig für Olympia zu innerer Stärke gefunden. Als Jesse jedoch erfährt, dass die Nazis die Olympischen Spiele für ihre rassistische Propaganda nutzen wollen, erwägt er, sie zu boykottieren. Doch letztlich trifft er die einzig richtige Entscheidung: Er reist nach Berlin - und macht die Spiele nicht nur zu seinem persönlichen sportlichen Triumph, sondern sorgt für eine herbe Niederlage für Hitlers Nazi-Regime...

Reise in die Vergangenheit?

Es ist bedrückend, in eine Zeit zurückzureisen, in der Afroamerikaner in Amerika noch nicht gleich gestellt sind oder in Deutschland Juden abtransportiert werden. All das sieht man in "Zeit der Legenden" und es ist beklemmend. Auf gewisse Weise aber brandaktuell, denn in den USA ist die Diskussion mit dem Hashtag "#blacklivesmatter" gerade wieder entfacht, was übersetzt so viel heißt, wie "Auch das Leben von Schwarzen zählt". Auch in Deutschland ist das politische Klima aufgeheizt. Das Sport-Drama mag geschichtlich nicht ganz korrekt sein, doch menschlich gesehen ist es ein wichtiger Film.

Denn die Moral von der Geschichte ist simple: Es kommt nicht auf die Hautfarbe oder die Religion an. Jeder Mensch ist gleich und kann Großes bewirken. Allerdings will der Film zu viel aussagen. Da ist der Aufstieg von Jesse Owens als Sportler und Mann, die gescheiterte Existenz seines Trainers - gut dargestellt von Jason Sudeikis (40, "Kill the Boss 2"), der beweist, dass er auch Drama-Rollen rüber bringen kann - das Problem der Rassentrennung, das Problem von/mit Nazi-Deutschland und die Frage nach dem Verhältnis von Sport und Politik. Nicht alle diese Themen erhalten befriedigende Auflösungen, manches wird offen gelassen.

Denn eigentlich soll ja Jesse Owens' Legende wieder gegeben werden. Seine Geschichte berührt, gerade im Kontext der Rassenproblematik. Sein sportliches Vermächtnis wird auf ewig bestehen bleiben, auch wenn er erst Jahre nach seinem Triumph geehrt wurde. "Zeit für Legenden" zeigt, dass Sport durchaus vereinen kann und Massen bewegen kann - egal welche Hautfarbe ein Athlet hat. Dennoch bleiben Ressentiments bestehen. Und es wird deutlich, dass die Diskussion, ob Sport politisch sein darf, auch in den nächsten 80 Jahren bestehen bleiben wird. Offenbar gibt es darauf keine klare Antwort.

Fazit

Kurz vor der Sommer-Olympiade im brasilianischen Rio de Janeiro erinnert "Zeit für Legenden" an Goldmedaillen-Gewinner Jesse Owens. Den schwarzen Helden der USA. Ein Film, der sich ein bisschen zu viel vornimmt, geschichtlich Schwächen aufweist, aber an eines ganz klar appelliert: die Menschlichkeit. Sehenswert nicht nur für alle Sport-Fans.

Foto(s): SquareOne/Universum, SquareOne/Universum, SquareOne/Universum