Zehn komische aber verrückte Geschichten über Marlon Brando

Der Mann. Der Mythos. Der Berg. Über Marlon Brando wurden über die Jahre so viele Geschichten geschrieben, dass sie nicht alle wahr sein können. Aber alle, die während seiner fantastischen Karriere mit dem launischen Genie gearbeitet haben, sind sich einig: Brando konnte unberechenbar, unkollegial und möglicherweise auch wahnsinnig sein. Zum 20-jährigen Jubiläum seines verrückten Meisterwerks “Die Insel des Dr. Moreau” erinnern wir uns an die besten – und schlimmsten – Brando-Momente…

Der Irrsinn des Dr. Moreau

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Nach allem was man so hört, waren die Dreharbeiten zu “Die Insel des Dr. Moreau” ein Desaster. Am Set wurde Schauspieler David Thewlis nach eigener Aussage von Brando mit diesen Worten begrüßt: “Gehen Sie nach Hause, David, es ist nicht gut, an diesem Film zu arbeiten. Er ist verflucht.” Brando spielte den verrückten Wissenschaftler, der dem Streifen den Titel gab, und wurde mit der Rolle selbst total verrückt: Seine absonderlichen Wünsche, zu denen auch sein Kostüm gehörte – ein Kleid, weißes Make-up, Lippenstift und ein Eiskübel als Hut –, wurden alle erfüllt und er ärgerte das komplette Team, indem er in seinem klimatisierten Wohnwagen blieb, während der Rest in der tropischen Hitze schwitzte. Berichten vom Set zufolge war Brando ganz vernarrt in seinen Schauspielkollegen Nelson de la Rosa, dem kleinsten Mann der Welt. Darum überredete er Ersatzregisseur John Frankenheimer, anderen Schauspielern Dialogzeilen wegzunehmen und sie de la Rosa zu geben. Thewlis erinnert sich auch daran, dass Brando seine Zeilen über einen Ohrstöpsel empfing. Dieser hat ab und zu die Polizeifrequenzen aufgegabelt, weshalb Brando einmal den folgenden Satz gesagt haben soll: “Es gab einen Raubüberfall bei Woolworth.”

Brando vs. Sinatra

Zur Abwechslung gibt es auch eine Geschichte über Marlon Brando, in der es nicht er ist, der die anderen verächtlich macht. 1955 hat Brando mit Frank Sinatra “Schwere Jungs, leichte Mädchen” gedreht, doch die Methoden der beiden kollidierten: Brandos “Methode” bestand darin, neue und interessante Perspektiven zu entdecken, indem man eine Szene immer und immer wieder dreht. Sinatra, bei dem normalerweise alles nach der ersten Klappe im Kasten war, hat sich dagegen geweigert, zu proben. Beide haben einander genervt – Sinatra nannte Brando "Nuschler” und Brando sagte über Sinatra: “Frank ist genau der Typ, der nach seinem Tod zu Gott kommt und sich bei ihm darüber beschwert, dass er ihm eine Glatze gegeben hat”. Einmal konnte Brando seinen Frust an Sinatra auslassen: In einer Szene, in der Sinatras Figur Käsekuchen essen musste, hat Brando immer wieder absichtlich seinen letzten Satz verhauen, sodass Sinatra immer mehr Käsekuchen essen musste. Nach der neunten Klappe explodierte Sinatra: “Diese verdammten Schauspieler aus New York! Was glaubst du denn, wie viel Käsekuchen ich essen kann?”

Kryptonische Bagel

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Für seine Rolle als Supermans Vater Jor-El in dem damals bahnbrechenden “Superman”-Film von 1978 hatte Brando wie üblich verrückte Vorschläge für das Aussehen seiner Rolle. Regisseur Richard Donner erzählte, dass ihn einmal Brandos Agent anrief und sagte, dass Marlon wollte, dass der Charakter wie ein grüner Koffer aussehen sollte. Später, bei einem Treffen zwischen Donner, seinen Freunden und Brando, erzählte er dem Regisseur, er würde sich Jor-El wie einen grün leuchtenden Bagel vorstellen, der sich nur mit elektronischen Geräuschen verständigen würde. Donner ahnte, dass dies nicht das Gefasel eines Irren war, sondern Brandos Versuch, sich vor einem Auftritt in dem Film zu drücken. Sein Co-Star Terrence Stamp berichtete, dass Brando zugab, das Skript vor dem ersten Drehtag nicht gelesen zu haben. Auf die Frage nach dem Warum antwortete er: “Nun… es könnte ja der totale Mist sein”. Er hat danach irgendwann das Skript gelesen, fand es super und stimmte zu, dass Jor-El in menschlicher Form gezeigt werden sollte. Und ein ganzes Genre wurde vor der Lächerlichkeit bewahrt.

Pupsender Brando

Die Stars sind so wie wir – auch sie mögen Fäkalhumor! Brando war ein großer Fan von Furzwitzen: Am Set von “The Score” hat er Robert De Niro gequält, indem er ständig irgendwo ein per Fernbedienung gesteuertes Furzkissen versteckt hat. (Brando hat dieses Pupsgerät durch keinen anderen als Johnny Depp entdeckt, der behauptet, sein Idol hätte ‘Ich habe Gott kennengelernt!’ geschrien, als Depp es ihm gezeigt hat.) Eine von Brandos Geschäftsideen war eine kostenpflichtige Telefonnummer namens “Wähle-einen-Pups”, unter der man sich verschiedene Pupstöne anhören konnte. Dann sollte man raten, welcher Star das Geräusch gemacht hatte. Ehrlich gesagt, ist das nicht die schlechteste Idee, die wir je gehört haben. Als Depp ihn fragte, warum er Pupswitze so lustig fände, antwortete Brando: “Weil sie so offen antisozial sind”.

Verrückt mit Jacko

Brando pflegte seine seltsame Freundschaft mit Michael Jackson, nachdem der Popstar ihn als Schauspiellehrer angestellt hatte. Der Schauspieler hatte neben anderen Ehrengästen wie Elizabeth Taylor am 11. September 2001 ein Konzert von Jackson besucht. Als das World Trade Center angegriffen wurde, bestand Jacko darauf, dass die Stars von New York nach Kalifornien fliehen mussten, weil sie eventuell zu den Zielen der Terroristen gehörten. Unglaublicherweise schien ihre einzige Option zu sein, selbst mit dem Auto zu fahren - ganz ohne die Hilfe irgendwelcher Pressesprecher oder Assistenten. Und sie haben es bis nach Ohio geschafft. Angeblich waren Taylor und Jackson genervt von Brandos ständigem Beharren, an jedem KFC oder anderen Fastfood-Restaurant anzuhalten. Der verrückte Roadtrip wird nun verfilmt mit Brian Cox als Brando, Stockard Channing als Taylor und, äh, Joseph Fiennes als Michael Jackson zeigen.

Unter der Gürtellinie

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Im Jahr 2001 war Brando fast überhaupt nicht mehr an der Schauspielerei interessiert. Rollen nahm er nur an, um seinen extravaganten Lebensstil zu finanzieren. Der Thriller “The Score” war sein letzter vollendeter Film, aber Regisseur Frank Oz kann bezeugen, dass Brando damals schon komplett ausgestiegen war und sich weigerte, irgendwelche Anweisungen zu befolgen. Oz behauptet, dass er Brando seine Anweisungen über Schauspielerkollege Robert De Niro zukommen lassen musste. Brando machte sich über Oz lustig und nannte ihn “Fozzie” und “Miss Piggy” (Oz hat beiden Muppets seine Stimme geliehen) und hat in seinem einzigartigen Stil Szenen weit vom eigentlichen Drehbuch weg-improvisiert – er hat es sogar abgelehnt, für die letzte Szene seiner Figur zu lächeln, was Oz dazu zwang, nach den Dreharbeiten per Computer ein Lächeln einzubauen. Ein bekanntes Gerücht besagt, dass Brando einmal von der Taille abwärts nackt am Drehset erschien, weil seine Aufnahmen schließlich nur seinen Oberkörper zeigen sollten. Freunde des Schauspielers behaupten allerdings, dass das aufgebauscht wurde, und Brando einfach nur seinen Bademantel an einem heißen Tag ausgezogen hatte. Sie können ja selber entscheiden, was Sie glauben.

Meuterei bei “Meuterei auf der Bounty”

Brando liebte nichts mehr, als am Set herumzualbern, aber seinen Biografen zufolge erreichte sein Verhalten in diesem Hochseeabenteuer von 1962 einen Höhepunkt. Sein Ego lief auf Hochtouren und Brando nutzte oft das Team des Films für eigene Zwecke aus – einmal wies er die Crew an, ihm dabei zu helfen, die Hochzeit eines Freundes auf Tahiti vorzubereiten. Es gibt mehrere Geschichten, laut denen Brando mit Flugzeugen voller Champagner, Schinken und Gebäck nach Tahiti geflogen ist, um Partys zu feiern. Außerdem hat die Fresssucht des Schauspielers damals so richtig angefangen: Angeblich sind 52 Hosen während der Dreharbeiten gerissen und die Kostümabteilung musste seine Outfits immer wieder seinem immer größer werdenden Bauch anpassen. Brandos Gepluster hat dem Film nicht geschadet – er wurde für sieben Oscar nominiert – aber er hat seine negatives Verhalten später eingesehen und sich bei seinem Schauspielkollegen Trevor Howard entschuldigt. Dennoch waren es die Dreharbeiten zu diesem Film, bei denen er sich in die Inseln Tahitis verliebt hat, vor allem in Tetiaroa – später hat er sich diese Insel gekauft.

Arsch der Finsternis

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Als Francis Ford Coppola Marlon Brando für die Rolle des Colonel Kurtz in “Apocalypse Now” anheuerte, ahnte er nicht, dass der Schauspieler der Schurke seines eigenen Kriegsfilmes werden würde. Als Brando am Set erschien, wog er ungefähr 136 Kilo und hatte “Herz der Finsternis” von Joseph Conrad nicht gelesen - und somit keine Ahnung, wer seine Rolle war. Er bestand auf langen Treffen mit Coppola und seinem Team, um Kurtz und seine Ideologien zu besprechen. Der Regisseur und der Star sind sich nie einig gewesen: Coppola musste die Szenen mit Kurtz wegen Brandos Bauchumfangs fast immer im Dunklen drehen (der Schauspieler sah nun wirklich nicht nach einem Dschungel-Einsiedler aus), während Brando alle in den Wahnsinn trieb, indem er seine Dialoge improvisierte. Das Ergebnis war pure Filmmagie, aber zu dem Zeitpunkt fühlte es sich nicht so an. “Mein Film handelt nicht vom Vietnamkrieg - er ist der Vietnamkrieg”, sagte Coppola einmal.

Ein Essen, das er nicht ablehnen kann

Es gibt viele Geschichten, die von Marlon Brandos Essgewohnheiten handeln – wie seine Frau beispielsweise den Kühlschrank abgeschlossen hatte und wie seine Freunde ihm dann Beutel voller Burger über den Gartenzaun warfen, als er eigentlich auf Diät war – aber keine ist so verrückt wie diese. Während der Dreharbeiten zu "Duell am Missouri” im Jahr 1976, ein Zeitpunkt, zu dem Brando schon längst nicht mehr die Figur eines Hauptdarstellers hatte, hat der immer dicker werdende Schauspieler angeblich in einen Teich gegriffen, einen Frosch herausgeholt, in ihn gebissen und ihn dann wieder ins Wasser geworfen. Kann das wirklich wahr sein? Kann es sein, dass Brando wirklich nicht abwarten konnte, dass man ihm einen Cheeseburger machte? Wie auch immer, es ist eine wirklich krasse Geschichte – allerdings nur halb so gut wie die Version, die der Frosch zu erzählen hat.

Der Hunde-Pate

Es ist unmöglich, Fakten von Fiktion zu trennen, wenn es um Marlon Brando geht – aber der Mann selber war nie interessiert daran, die Geschichten aufzuklären. Biografin Patricia Bosworth hat verzweifelt versucht, ihn zu erreichen, um Statements für ein Buch, das seinem Lebenswerk gewidmet war zu, zu bekommen, aber er hat sie auf ganz besondere Art und Weise ignoriert. Einer von Brandos Freunden riet ihr, ihm ein Fax zu schicken, es aber an “Doktor Tim” zu adressieren, was der Name seines Lieblingshundes war. Weil sie glaubte, dass dies die einzige Möglichkeit war, ihn zu kontaktieren, schrieb Bosworth dieses Fax und nur dreißig Minuten später erhielt sie eine Antwort, in der stand, dass Brando nicht interessiert wäre. Es war mit “Doktor Tim” unterschrieben.

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Bilder: Rex Features