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ZDFzeit testet Schuhläden: Überraschung beim Billig-Anbieter

Es gibt nur eine Kategorie, in der der Billig-Händler Deichmann durchfällt: Qualität. Aber ist das vielleicht die wichtigste? Foto: Screenshot / ZDF
Es gibt nur eine Kategorie, in der der Billig-Händler Deichmann durchfällt: Qualität. Aber ist das vielleicht die wichtigste? Foto: Screenshot / ZDF

ZDFzeit wird zum Service-Portal. In der Sendung testet das Format die Schuhläden Deichmann, Reno und Görtz. Welcher Händler schneidet in fünf verschiedenen Kategorien am besten ab? Die Tests sind dabei mal mehr mal weniger aussagekräftig – und am Ende gewinnt der Underdog. Zu Recht?

Deichmann ist Europas größter Schuhhändler. Die Konkurrenten Reno und Görtz sind ihm aber auf den Fersen. Während Deichmann 5,8 Milliarden Euro Umsatz im Jahr generiert, sind es bei Reno lediglich 500 Millionen, bei Görtz sogar nur 268 Millionen. Aber wie gut sind die Schuhe eigentlich dort, wo anscheinend die meisten Menschen sie kaufen?

Sie sind vor allem eins: billig. In einem Test lässt ZDFzeit eine fünfköpfige Familie in jedem Laden fünf Schuhe kaufen, darunter Herrenschuhe, Damenstiefelletten, Gummistiefel und Hausschuhe. 88 Euro kostet sie der Einkauf bei Deichmann, aber auch bei Reno bezahlen die fünf nur knapp 92 Euro. Görtz tanzt, wie vermutet, aus der Reihe: 215 Euro bezahlt die Familie für die günstigsten Eigenmarken dort – nicht gerade ein Schnäppchen.

Gleiche Schuhe für weniger Geld

Und auch die gleichen Schuhe – in diesem Fall Puma-Sneaker – sind, trotz gleicher Qualität bei Deichmann fünf Euro günstiger als beim Rest. Erklären lässt sich das höchstens mit den Produktionsstätten in China. Bei Görtz und Reno jedenfalls stammten die Markenschuhe aus Vietnam.

Doch wer nun glaubt, dass Deichmann auf Kosten seiner Mitarbeiter auf der ganzen Welt, günstige Schuhe anbietet, der irrt. Die werden in Deutschland laut Geschäftsführung nach Tarif bezahlt, der Lohn liegt hier bei 2400 Euro brutto. Bei Reno, so erfährt die Redaktion, orientiere man sich an “branchenüblichen Löhnen”, was auch immer das heißen mag. Bei Görtz möchte man gleich gar keine Auskunft dazu geben.

Görtz möchte auch nicht sagen, wo genau auf der Welt eigentlich ihre Eigenmarken produziert werden. Eine Ahnung haben die Dokumentarfilmer trotzdem. Sie fahren nach Indien und finden dort zwei Schuhmacher, die Modelle aus den Görtz-Filialen wiedererkennen, die bei ihnen hergestellt werden. Die Männer verdienen jeweils 9000 Rupien im Monat, umgerechnet 113 Euro. Die beiden teilen sich ein Zimmer. Einer von ihnen sagt: “Ich bin schon lange dabei, aber ich habe immer den gleichen Lohn bekommen, obwohl eigentlich alles immer teurer wird.” Laut Experten, so sagt es die Sprecherin der Sendung, benötige man das Doppelte, um in Indien seine Existenz zu sichern.

Deichmann Vorreiter bei der fairen Behandlung der Mitarbeiter

Deichmann hingegen hat eine Vorzeigefabrik in China. Jeder siebte Deichmann-Schuh stammt von dort. Die Mitarbeiter verdienen etwa 500 Euro. Das ist mehr als das Doppelte des Mindestlohns in China. Hier habe Deichmann den ersten Schritt in die richtige Richtung getan, sagt Anton Pieper von der Arbeitsrechtsorganisation Südwind: “Allerdings hat in dieser chinesischen Fabrik Deichmann die Kontrolle. In anderen Fabriken sind sie nicht so präsent, können deshalb keinen Einfluss nehmen.” Die Vorzeigefabrik steht also nicht repräsentativ für andere, ist allerdings ein gutes Zeichen.

Auch in der Kategorie “Style” gewinnt der günstige Schuhladen. Designstudenten und Casting Director Rolf Scheider bewerten die schwarzen Pumps von Deichmann als die aufregendsten. Und sogar beim Service punktet Deichmann. Hier könne man Schuhe problemlos umtauschen und man finde jede Menge Ansprechpartner, die einem im Laden weiterhelfen.

Nur in einer Kategorie verliert Deichmann gegen Görtz und Reno. Und zwar bei der Qualität. Hier werden Wanderschuhe der Eigenmarken getestet – beim Wandern in Madeira, ebenso wie im Labor bei einer chemischen Analyse und einem Biegetest.

Qualität hat ihren Preis. So sagt man doch. Und nun muss man sich fragen: Wenn Deichmann der günstigste Schuhanbieter ist, der seine Mitarbeiter fair bezahlt, die schönsten Schuhe hat und gut geschulte Verkäufer im Laden anstellt – wo wird dann gespart? Richtig, bei der Qualität. Aber wäre das nicht die wichtigste Kategorie? Was bringt mir ein Schuh, der günstig ist, wenn er nach zwei Wochen Wanderurlaub nicht mehr zu gebrauchen ist? Wenn dort Wasser eindringt bei Regen oder ich jeden spitzen Stein unter den Füßen spüre, dann raubt mir das die Lust am Wandern. Und dann ist jeder Preis zu viel. Während Deichmann also bei der fairen Behandlung der Mitarbeiter Vorreiter vor den Konkurrenten ist, lässt es bei der Qualität noch zu wünschen übrig. Hier muss nachgebessert werden.