Hollywood-Frauen der Traumfabrik wollen Veränderung

Bei den "Women in Hollywood"-Feierlichkeiten der Zeitschrift "Elle" gab es ein Thema, das alles andere überschattete: Harvey Weinstein.

Bei den "Women in Hollywood"-Feierlichkeiten der Zeitschrift "Elle" gab es ein Thema, das alles andere überschattete: Harvey Weinstein.

Die internationale Frauenzeitschrift "Elle" hat zum 24. Mal die ihrer Meinung nach derzeit wichtigsten Frauen in der Traumfabrik gekürt: Laura Dern (50, "Jurassic Park"), Tessa Thompson (34, "Creed"), Jennifer Lawrence (27, "Passengers"), Jessica Chastain (40, "Zero Dark Thirty"), Cicely Tyson (92, "Grüne Tomaten"), Margot Robbie (27, "Suicide Squad"), Riley Keough (28, "American Honey") und Kathleen Kennedy (64, "E.T. - Der Außerirdische").

Auf einem dazugehörigen Event am Montagabend drehte sich vieles um das Thema, das Hollywood in den vergangenen Tagen erschüttert hat: die Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfe gegen Harvey Weinstein (65). Vor allem eine Frau sprach lautstark über die Stellung der Frau in Hollywood und den Weinstein-Skandal: Filmproduzentin und Lucasfilm-Chefin Kennedy.

"Die perfekte Plattform"

Kennedy, die das Event laut dem Branchenblatt "The Hollywood Reporter" als "perfekte Plattform" sah, sprach über die "schrecklichen und entsetzlichen Geschichten über sexuelle Belästigung und Nötigung in der Filmindustrie, die die Nachrichten dominiert haben." Es gebe eine wachsende Forderung nach einem Handeln, um "in der Zukunft weitere Bürger- und Menschenrechtsverletzungen zu verhindern", erklärte Kennedy mit direktem Bezug auf Weinstein.

Die Produzentin lobte die Courage der Frauen, die öffentlich den Filmmogul beschuldigen, auch weil dies weitere Opfer ermutige. Eine Folge des Weinstein-Skandals werde eine gesteigerte Wahrnehmung dafür sein, dass Frauen im Filmgeschäft seit langem klein geredet und zu Sexobjekten oder zu einer Art Beute gemacht werden. Außerdem müssten Täter endlich das Gefühl bekommen, "dass sie sich nicht auf Macht oder Reichtum oder Ruhm verlassen können, um sich zu schützen."

Die Filmindustrie muss zusammenhalten

Die Produzentin schlug die Einführung einer Kommission vor, die die Unterstützung von den Filmstudios, den Gewerkschaften, den Filmgilden und den Talentagenturen bekommen solle. Es sollte die Aufgabe dieser Kommission sein, Schutzmechanismen gegen sexuelle Übergriffe einzuführen und es beispielsweise zu ermöglichen, eine Reportstelle für Vorfälle einzuführen, bei der Filmschaffende "sicher sein können, dass etwas unternommen wird, ohne dass sie ihre Anstellung, ihren Ruf oder ihre Karriere gefährden." Diesem Vorschlag konnte sich auch Jennifer Lawrence nur anschließen: "Falls wir diese Kommission aufbauen, diese Gemeinschaft der Unterstützung, zu der jeder kommen und Fragen stellen kann, dann werde ich alles dafür geben."

Witherspoon war nicht einmal volljährig

Im Rahmen des Events erklärte Reese Witherspoon (41, "Big Little Lies"), dass sie erst 16 war, als sie das erste Mal Opfer eines Hollywood-Regisseurs wurde. Das berichtet das US-Magazin "People". Sie fühle "wahre Abscheu für einen Regisseur, der mich genötigt hat, als ich 16 Jahre alt war - und ich fühle Ärger gegenüber den Agenten und Produzenten, die mich dazu gebracht haben, dass ich mich so fühlte, als ob Schweigen eine Bedingung für meinen Job war."

Durch die Angelegenheit mit Weinstein sei nun alles sehr "eindringlich" zu ihr zurückgekommen. Es sei derzeit schwierig für sie zu schlafen, zu denken und über ihre Gefühle zu sprechen - auch über die Schuld, dass sie nicht schon früher an die Öffentlichkeit gegangen ist. Es sei nicht der einzige Vorfall gewesen, den sie in den vielen Jahren ihrer Karriere erlebt habe. Durch all die mutigen Frauen, die in den vergangenen Tagen über ihre Erlebnisse gesprochen haben, fühle sie sich nun "weniger allein, als ich mich jemals in meiner Karriere gefühlt habe." Sie sei sich sicher, dass man eine neue Normalität erschaffen könne, in der junge Frauen all das Berichtete nicht mehr erleben müssten: "Wir sind bei euch, wir stärken euch den Rücken und das beruhigt mich."

Foto(s): lev radin / Shutterstock.com

Im Video: Filmfestival reagiert auf Weinstein-Skandal