Die Winterkälte hat Deutschland fest im Griff. Aber warum ziehen sich deshalb Büropendler an, als ob sie die Eiger Nordwand besteigen?

Es ist kalt. Bitterkalt. Ich könnte permanent darüber reden und es auch jedem immer wieder erzählen, WIE kalt es ist. Und natürlich muss man da, das ist klar, ab und zu Zugeständnisse an die Ästhetik machen.

Nun beobachte ich also diese sehr spezielle Gattung „Pendler“ bei minus Sieben Grad. Sie sind ausgerüstet wie für eine Expedition durch die Antarktis. Man erkennt es an den bunten Labels auf Jacken, Mützen, Schals, Handschuhen und Stiefeln. Diese Hersteller produzieren für einen Outdoor-Markt.

Aber die Menschen, die sich auch bei diesen Temperaturen in der Stadt tummeln, besteigen ja eher selten die Eiger Nordwand. Denn sie sind ja wahrscheinlich von der Haustür zur Garage acht Meter gelaufen, haben dann im Auto die Heizung voll aufgedreht, damit es auch warm wird, bevor sie den Park and Ride Parkplatz erreichen. Dort noch einmal kurz in die Eiseskälte am Bahnsteig. Mit Glück ist die S-Bahn pünktlich und hält quasi direkt vor der Bürotür.

Wer sich nicht vor Wind und Wetter schützt, bekommt einen Schnupfen. Das kann keiner wollen. Aber Hand aufs Herz: Wir befinden uns dennoch in einer gemäßigten Klimazone. Deshalb nochmal: Wenn Sie sich morgens auf den Weg machen, dann verlassen Sie doch bestimmt ein auf Wohlfühltemperatur geheiztes Zuhause für kurze Zeit, um bald schon das nächste beheizte Gebäude zu betreten.

Und ich bin nicht zynisch. Ich weiß, dass dies ein Luxus ist, der vielen Menschen eben gerade nicht gegönnt ist. Uns glücklicherweise aber schon.

Nun sagen Sie mir doch bitte mal: Braucht man dafür wirklich Kleidung, die für Gletscher-Touren geeignet wäre? Oder diese doofen – sorry – Parkas mit Fell? Ich bin wahrlich kein Moralapostel, aber müssen irgendwelche Wolfsgattungen eigens für unsere Echtpelzkragen gezüchtet werden, damit wir in der S-Bahn schwitzen?

Natürlich ziehen Sie sich warm an, wenn es draußen kalt ist. Aber es gibt jede Menge wirklich hilfreiche Kleidungsstücke, die vor der Witterung schützen, dabei aber nicht aussehen, als hätten Sie die Skier nur zu Hause vergessen: Merino-Unterwäsche und wollene Strümpfe zum Beispiel. Ohrenschützer sind angeblich im Kommen, aber ich rate ab.

So, das Thema Kälte ist damit durch. Nächste Woche wird es wärmer. Dann werden auch die Themen weitaus interessanter. Versprochen!

Sabina Wachtel berät Manager. Sie ist Inhaberin von ExpertExecutive mit den Labels ManagerOutfit.de und MEMBER OF THE 55. Außerdem ist sie Autorin.