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Die Weinstein-"Bibel": So wurden seine Mitarbeiter für Missbrauch instrumentalisiert

Harvey Weinstein wurde nun offiziell vom Bundestaat New York angeklagt. (Bild: AP Photo)
Harvey Weinstein wurde nun offiziell vom Bundestaat New York angeklagt. (Bild: AP Photo)

Bei der Klage gegen den in Ungnade gefallenen Filmproduzenten Harvey Weinstein, seinen Bruder Bob und deren Filmproduktionsfirma wurde bekannt, dass Mitarbeiter Anweisungen aus einer firmeninternen „Bibel“ befolgen mussten.

Wie der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman mitteilte, wurde die Klage am Sonntag beim Obersten Gericht in New York eingereicht. Den Weinstein-Brüdern wird schwere Verletzung von Bürgerrechten, Menschenrechten und Staatsgesetzen vorgeworfen.

Bei den Ermittlungen, die vier Monate andauerten, wurden sowohl Mitarbeiter und Führungskräfte befragt, als auch Archive und Mails durchforstet. Das Ergebnis war, dass die Weinstein-Brüder seit 2005 jahrelang ein feindliches Arbeitsumfeld für Frauen mit regelmäßiger sexuellen Belästigung und Missbrauch geschaffen haben sollen.

Was steht in der Weinstein-“Bibel”?

Mitarbeiter hätten in einer firmeninternen „Bibel“ erklärt bekommen, wie ihre Aufgaben auszusehen hatten:

• Einige Mitarbeiter wurden von London nach New York geflogen, um den Assistentinnen zu erklären, wie sie sich für den Chef besser anziehen sollten und wie sie zu riechen hätten.

• Die Hauptaufgabe einiger Mitarbeiterinnen war es, Harvey Weinstein zu Veranstaltungen zu begleiten, um ihm seine sexuellen Eroberungen zu erleichtern. Diese Frauen wurden als „Wing Women“ bezeichnet.

• Harvey Weinsteins weibliche Angestellten hätten demnach auf seine Anweisung Kontakt zu Frauen aufnehmen müssen, um ihm Sexpartnerinnen zu besorgen. Mitarbeiterinnen mussten „Freunde von Harvey“ per SMS oder per Telefon kontaktieren, um mögliche Sexualpartnerinnen für ihn zu finden. In seinem Terminkalender musste immer Platz für „sexuelle Aktivitäten“ sein.

• In Weinsteins „Bibel“ sollen auch die Vorlieben und Abneigungen von Weinstein aufgelistet worden sein.

• Chauffeure in New York und Los Angeles mussten immer Kondome und Mittel gegen Erektionsstörungen für Weinstein im Auto haben.

• Ein Angestellter gab an, dass die Personalabteilung darauf achten sollte, bestimmte Jobs nur mit Schauspielerinnen zu besetzen, mit denen Weinstein eine „persönliche Freundschaft“ hatte.

• Eine Mitarbeiterin sagte laut Staatsanwaltschaft aus, sie sei von Weinstein in sein Hotelzimmer gerufen worden. Dort sei er ihr nackt im Bademantel erschienen und hätte sie um eine Massage gebeten. Als die Mitarbeiterin „Nein“ sagte, hätte er sie unter Druck gesetzt, aus Angst vor Konsequenzen hätte sie später eingewilligt.

• In der 39-seitigen Klageschrift steht auch, Weinstein hätte mehreren Mitarbeiterinnen gedroht, sie oder ihre Angehörigen „umzubringen“, er habe dabei mit seinen Kontakten zu Politikern und Geheimdiensten geprahlt, die sich „um Probleme kümmern“ würden.

Benjamin Brafman, Weinsteins Anwalt und ein berühmter US-Strafverteidiger, hatte zuletzt erklärt, dass das Verhalten seines Mandanten „nicht ohne Fehler“ gewesen sei, „aber es gab mit Sicherheit keine Kriminalität”. Über hundert Frauen werfen dem Film-Mogul vor, er habe sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt.

Wie das „Wall Street Journal“ berichtete, wollte eine Gruppe von Investoren das Weinstein-Unternehmen für etwa 500 Millionen US-Dollar übernehmen, der Verkauf war für Sonntag angekündigt worden. Staatsanwalt Eric Schneiderman erklärte, dass seine schnelle Klage-Erhebung am Sonntag wegen des anstehenden Verkaufs stattfand. Die Entschädigungen von Weinsteins Opfern seien in Gefahr gewesen, wäre das Studio verkauft worden. Durch die Klage seien die Verkaufsverhandlungen nun geplatzt.

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