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Wegreiten vom Social Distancing: "Bibi & Tina" als Streamingserie

Nach vier Kinofilmen, die zum Erfolgreichsten gehören, was das deutsche Kino in der letzten Dekade zu bieten hatte, erzählt Detlev Buck die Kinder- und Jugendstory "Bibi & Tina" ab 3. April als Serie beim Streamingdienst Amazon weiter. Staffel eins nimmt sich den Klimawandel als Thema vor.

Zwischen 2014 und 2017 drehte Detlev Buck vier "Bibi & Tina"-Kinofilme, deren Inhalte sozusagen zum kanonischen Wissen der Sechs- bis Zwölfjährigen wurden. Jedes Kind in Deutschland kannte die beiden Darstellerinnen Lina Larissa Strahl (22), die heute als Lina Popmusik macht, und Lisa-Marie Koroll (22, "Wir sind jetzt"), die der Schauspielerei treu blieb. Natürlich konnten Kinder - wie Eltern - sogar noch im Schlaf die vielen toll-ironischen Popsongs der Rosenstolz-Musiker Peter Plate und Ulf Leo Sommer trällern: "Mädchen gegen Jungs" und andere Ohrwürmer, deren clevere Ästhetik wie das ganze Bucksche "Bibi&Tina"-Universum fast schon für ein eigenes Unterhaltungs-Genre stand: Es waren flockig-leichte Anekdoten für junge Kinogänger, die den Zeitgeist und das Lebensgefühl ihrer Zielgruppe trafen. Alles angefüllt mit ein wenig Anarchie, aber auch mit Haltung. So behandelte "Tohuwabohu Total", der letzte Kinofilm 2017, in grellbunten Farben die Flüchtlingskrise. Irgendwann jedoch waren die Darstellerinnen aus ihren Rollen herausgewachsen. Etwas Neues musste her. Allein schon, um Bibi & Tina-Lizenzgeber Kiddinx weitere Einnahmen sprudeln zu lassen und natürlich jene Fans, die immer neu nachwachsen, nicht zu enttäuschen.

Dass Detlev Buck selbst Interesse haben würde, die erste Serien-Staffel in der Zusammenarbeit mit Amazon Prime als "Showrunner" und Teilzeitregisseur zu betreuen, hätten die Auftraggeber selbst nicht gedacht. Der 57-jährige Star-Regisseur hing jedoch so an seinem Produkt, dass er sich die Fäden nicht aus der Hand nehmen lassen wollte. Zwei neue Hauptdarstellerinnen unter 18 Jahren wurden gefunden, Katharina Hirschberg (Bibi) und Harriet Herbig-Matten (Tina). Die stilprägenden Komponisten blieben mit im Boot, auch die ironisch-liebevolle Landatmosphäre blieb erhalten.

Im Prinzip ist das Setting der ab 3. April bei Amazon verfügbaren Serie wie das der Filme: Die junge Hexe Bibi Blocksberg verbringt den Sommer auf dem Land bei ihrer Freundin Tina, deren Mutter Susanne (Franziska Weisz) auf den Gütern des tapsigen Single-Grafen Falko von Falkenstein (Holger Stockhaus) einen Reiterhof betreibt. Leider ist der Sommer so trocken, sodass die Brunnen versiegen und die Ferienkinder ausbleiben. Bibi und Tina, die mit Graf Falkos Sohn Alexander (Benjamin Weygand) liiert ist, lernen während ihrer Sommerferien einige junge, interessante Typen kennen: den geheimnisvollen Musiker Chico (Christoph Moreno), den breitbeinigen Holger (Richard Kreutz) oder die seltsame Kim Win Win (Julia Strowski), die just auf Graf Falkos Ländereien ein gigantisches Geschäft vermutet. Wird es den Teens & Twens gelingen, den Sommer zu retten sowie Wasser und behütete Lebensfreude ins ländliche Idyll zurückzubringen?

Nahtlose Fortsetzung des cineastischen "Bibi & Tina"-Universiums

Detlev Buck, seinem Co-Regisseur David Gruschka, Stamm-Drehbuchautorin Bettina Bögerding sowie der neuen Head-Autorin Viktoria Assenov ("GZSZ") gelingt mit der Serie die nahtlose Fortsetzung des cineastischen "Bibi & Tina"-Universiums. Na klar, alles ist eine Spur kleiner inszeniert, aber nicht so, dass es stören würde. Pro Folge steht ein neuer Song im Mittelpunkt, der nicht nur am Ende einer jeden Folge gespielt wird, sondern zuvor in durchaus aufwendigen, gelungenen Musical-Choreografien Teil der Handlung ist.

Amazon wünschte sich, so Buck, dass die Ästhetik der Serie etwas weniger grell-poppig, sondern eine Spur "naturalistischer" sein sollte, woran sich die Macher hielten. Dennoch blieben der doppelbödige Humor, der sensible Umgang mit den Charakteren, aber auch das lockere, chaotisch-anekdotische Erzählen in den knapp halbstündigen Folgen Programm: "Bibi & Tina" ist nicht die größte Kindergeschichte aller Zeiten, aber sicher eine der unterhaltsamsten.

Die Drehbücher für Staffel zwei sind bereits fertig. Dann soll die Suche nach der eigenen Identität zum durchgehenden Handlungsfaden werden. Zum entspannten "Weggucken" und Mitsingen tut die neue "Bibi & Tina"-Serie nicht nur Kindern, sondern auch ihren Corona-gestressten Eltern gut. Ein wenig heile Buck-Welt mit Pferden, Ausritten, Liedern, Humor und echter Gemeinschaft in Zeiten des Social Distancing kann sicher jeder gebrauchen.