Von wegen schöne Weihnachtszeit: Ungarns Buchhändler zittern vor der Krise
Erst Corona, jetzt Inflation und Energiekrise: Ungarische Buchhandlungen ziehen die Alarmglocke. Bücher werden immer teurer. Eine ganze Industrie steht am Abgrund.
Euronews-Korrespondent Ádám Magyar hat sich bei Budapester Buchhändler:innen umgehört. Éva Rédei zum Beispiel, Gründerin des Láng Téka Buchladens. Sie sagt, sie sei überhaupt nicht optimistisch.
"Dass alles sehr teuer ist, das wissen wir. Und Bücher sind Kulturgüter wie Theater und viele andere Dinge, die Menschen unterhalten. Familien mit finanziellen Schwierigkeiten werden das als Erstes einsparen."
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Viele Buchhändler hoffen, dass die Weihnachtszeit etwas Sauerstoff bringen wird. Einige haben sogar schon viel früher als sonst mit dem Weihnachtsbuchverkauf begonnen. András Ürögdi, der die Pagony-Buchhandlung leitet, meint:. "Es ist eine Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit. Die Menschen wissen jetzt, wie viel Geld sie für Dinge wie Bücher oder Spielzeug ausgeben können. Wie das in einem Monat oder später aussehen wird, steht auf einem anderen Blatt."
Das Jahresende ist traditionell die stärkste Zeit für den Buchverkauf. Darauf folgt in der Regel eine Flaute, die aufgrund der Krise viel stärker ausfallen könnte als üblich, berichtet Ádám Magyar.
"Wir haben in den letzten Tagen mit einer Reihe von Akteuren auf dem Buchmarkt gesprochen. Viele gehen davon aus, dass das Geschäft in der Weihnachtszeit wahrscheinlich gut laufen wird. Wie viele Menschen danach Bücher kaufen werden, ist die große Frage."
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Krise auch in Deutschland: 2022 bislang 8,7 Prozent weniger Umsatz
Mit den Auswirkungen der Krise befasste sich auch die jüngste Frankfurter Buchmesse. Die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Schmidt-Friderichs sagte mit Blick auf die schwierige Lage der Buchbranche, steigende Energiepreise belastetenn nicht nur Unternehmen, sondern zögen auch extreme Preissteigerungen in der Druck- und Papierindustrie nach sich.
Dies wiederum setze die Verlage bei der Produktion von Büchern unter Druck. Buchhandlungen könnten eine Steigerung von 300 Prozent bei den Energiekosten in Existenznot bringen.
In den ersten neun Monaten lag der deutsche Buchmarkt - über alle Vertriebswege hinweg - mit 1,4 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum vor Corona lag er 2,0 Prozent zurück.
Noch schlechter ist die Lage bei Buchhandlungen vor Ort: Der stationäre Sortimentsbuchhandel machte in den ersten neun Monaten 2022 im Vergleich zurzeit vor Corona 8,7 Prozent weniger Umsatz.