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Wegen Kita-Entscheidung: Marie Nasemann wettert gegen "Mom Shaming"

Marie Nasemann erwartet derzeit ihr zweites Kind. (Bild: 2019 Christian Vierig/Christian Vierig)
Marie Nasemann erwartet derzeit ihr zweites Kind. (Bild: 2019 Christian Vierig/Christian Vierig)

Model und Schauspielerin Marie Nasemann hat ihren einjährigen Sohn in die Kita gegeben und deswegen besorgte Ratschläge einer ihr unbekannten Mutter erhalten. Bei Instagram geißelte die 32-Jährige die ungebetene Nachricht als dreistes "Mom-Shaming", wofür es viel Zuspruch gibt.

Macht man auch alles richtig? Oder geben nicht andere Eltern ihren Sprösslingen die besseren Startbedingungen mit auf den Weg? Vermutlich gibt es wenige soziale Gruppen, denen man leichter ein schlechtes Gewissen einreden kann als jenen, die sich um das Wohl ihrer kleinen Kinder sorgen. Als "Mom Shaming" firmiert auch schon das passende Schlagwort zum Trend, dass Mütter andere Mütter ungefragt mit vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen traktieren.

Den Musterfall einer solchen Übergriffigkeit glaubt nun Marie Nasemann entdeckt zu haben. Die 32-Jährige, die im April 2020 Mutter eines Sohnes wurde, veröffentlichte bei Instagram das Schreiben einer Userin, das sie als "Mom Shaming wie aus dem Bilderbuch" bezeichnete.

"Wie kann man sein Kind mit einem Jahr in die Kita stecken?"

In der anonymisierten Mitteilung heißt es: "Hallo Marie, ich kenne Dich nicht, aber ich würde gerne nachvollziehen können, wie man sich so lang und so sehr ein Kind wünschen kann, um es dann mit einem Jahr in die Kita zu stecken." Die Schreiberin fährt fort: "Ich weiß, Du bist ne Businessfrau, aber ich dachte, Du willst so sehr Mutter sein." Ein Kind, glaubt die Verfasserin, lerne am meisten, "wenn seine Eltern ihm erst mal viel zeigen und viel mit ihm unternehmen". Zum Abschluss wird angemerkt: "Es ist nicht böse gemeint, aber ich würde es gerne verstehen."

Normalerweise, schreibt Marie Nasemann zu dem Post, kommentiere sie solche Nachrichten nicht. Hier aber sei das Prinzip "Mom Shaming" geradezu lehrbuchmäßig ausbuchstabiert. Da sei zum einen der Vorwurf ("Du steckst dein Kind in die Kita"), zum zweiten "eine nicht wissenschaftlich belegte Belehrung", nämlich dass ein Kind zu Hause grundsätzlich besser aufgehoben wäre. Drittens "der pseudo-mitfühlende Von-Mama-zu-Mama-Gedanke" sowie viertens der Hinweis "ist nicht böse gemeint". Nasemann: "Das darf bei Mom Shaming einfach nicht fehlen, denn es sind ja alles nur 'gut gemeinte Ratschläge'."

Im schlechtesten Fall, so Nasemann in Rage, hinterlasse solch eine Belehrung eine verunsicherte Mutter mit schlechtem Gewissen, "die sich verrückt macht oder ihren Job, den sie eigentlich so gerne ausübt, zurückfährt, weil sie denkt, dass sich ihr Kind zu einem traumatisierten Zombie entwickeln wird". Darüber hinaus, so die Wahl-Berlinerin, die einst bei "Germany's next Topmodel" bekannt wurde, gebe es auch Eltern, die aus finanziellen Gründen keine andere Möglichkeit hätten, als ihr Kind in die Kita zu geben.

"Warum machen wir Mütter uns gegenseitig ein schlechtes Gewissen?"

Bei Instagram solidarisierten sich in der Kommentarspalte zahlreiche Userinnen mit Nasemann. Als "völlig übergriffig und unangebracht" wurde der Kita-Vorwurf gegeißelt. Eine andere schrieb: "Mir wird schlecht. Warum machen wir Mütter uns gegenseitig ein schlechtes Gewissen?"

Eine weitere Nutzerin erklärte, sie sei "(noch) keine Mutter", aber genau solche ausformulierten Ansprüche anderer seien "einer der Gründe, wieso ich davor Angst habe". Zum Gegenschlag holte diese Kommentatorin aus: "Habe eine negative Entwicklung der Kinder beobachtet, die nicht in die Kita gehen. Zu den Eltern sagt man doch auch nicht: 'Wie kannst du dein Kind bloß zu Hause lassen?'" Sarkastisch schlussfolgert eine weitere Stimme: "Als Mama kann man nur zwei Fehler machen. Fehler Nr.1: Man geht arbeiten. Fehler Nr.2: Man geht nicht arbeiten."

Marie Nasemann, die als Model, Schauspielerin, Sängerin und Bloggerin tätig ist, erwartet derzeit ihr zweites Kind. Im April gaben sie und ihr Ehemann, der Anwalt und Unternehmer Sebastian Tigges, in einem Podcast bekannt, dass Baby Nummer zwei unterwegs sei. Zu den Gründen für die Wunsch-Schwangerschaft erklärte sie: "Es war klar, dass sich der Lockdown und die Pandemie mindestens zum Sommer hinzieht, eher länger. Und dann dachte ich mir: Wenn ich noch ein halbes Jahr warte oder bis zum Herbst und dann geht das Leben wieder los und alles macht wieder auf und alle sind geimpft und alle gehen raus - dann bin ich wieder die, die monatelang zu Hause rumliegt, weil ich wieder kotze von morgens bis abends. Nee, dann lieber jetzt."