Warum Kristen Bell Schneewittchen für ein schlechtes Vorbild hält

Kristen Bell redet Klartext zur Vorbildfunktion weiblicher Disney-Figuren. (Bild: Getty Images)
Kristen Bell redet Klartext zur Vorbildfunktion weiblicher Disney-Figuren. (Bild: Getty Images)

Die US-amerikanische Schauspielerin Kristin Bell gab im Disney-Film “Die Eiskönigin” Prinzessin Anna ihre Stimme. Mit Schneewittchen hat Bell aber ein Problem: Die Figur sende eine falsche Botschaft an die Kinder. Schneewittchen sei ein schlechtes Vorbild.

Kristin Bell ist Mutter von zwei kleinen Töchtern, Lincoln (5) und Delta (3). Einer Elternzeitschrift verriet die 38-jährige Schauspielerin, dass sie mit ihren Kindern zwar die klassischen Märchen der Gebrüder Grimm lese, anschließend darüber mit ihren Kindern aber ein ernstes Wörtchen reden müsse. Vor allem die berüchtigte Kuss-Szene in Schneewittchen, bei der der Prinz sie wieder zum Leben erweckt, erregt ihren Unmut: “Findet ihr nicht, dass es komisch ist, dass der Prinz Schneewittchen ohne ihre Erlaubnis küsst? Denn du kannst nicht jemanden küssen, der schläft!”, sagt sie dann zu ihren Töchtern.

Auch die Naivität von Schneewittchen hat Kristin Bell ihren Töchtern gegenüber angesprochen. Jedes Mal sehe sie ihre beiden Mädchen an und fragt: “Findet ihr es nicht seltsam, dass Schneewittchen die alte Hexe nicht gefragt hat, warum sie den Apfel essen muss? Oder woher sie diesen Apfel hat?”, so Bell. Sie erklärt dann ihren Kindern, dass sie niemals etwas von einem Fremden zu essen nehmen würde.

In den sozialen Netzwerken gab es Zustimmung aber auch viel Ablehnung gegenüber Bells Äußerung.

“In der Geschichte gibt es versuchten Mord, Hexerei, einen magischen Spiegel, Gift … aber der Kuss ist ein Problem.”

“Oh mein Gott, können wir aufhören, Disney-Filme für Menschen verantwortlich zu machen, die ‘Einverständnis‘ nicht verstehen. Ich bin mit ihnen aufgewachsen, aber ihr werdet mich nicht dabei erwischen, wie ich um den örtlichen Teich schleiche und versuche, einen echten Frosch zu küssen.”

“Du weißt, wenn der Prinz Schneewittchen nicht geküsst hätte, sie für immer im Koma liegen würde, anstatt glücklich am Leben zu sein, so scheint es, dass du nur für ihre Unterdrückung und ihren Tod eintrittst.”

“Ich bin ein Opfer von Missbrauch und für mich, die als Kind mit Schneewittchen aufgewachsen ist, erinnert mich die Geschichte daran, dass nicht alle Männer Täter sind. Das ist nur meine persönliche Sichtweise. Kenne den Unterschied zwischen Missbrauch und Zuneigung. Er küsste sie aus Liebe und um einen Zauberspruch zu brechen. Verderben Sie nicht die Geschichte für Kinder.”

Keine Lust auf in Not geratene Disney-Jungfrauen

Kristen Bell ist aber nicht der einzige Promi, der Disney-Filme infrage stellt. Schauspielerin Keira Knightley sagte kürzlich zu Ellen DeGeneres, dass sie ihrer drei Jahre alten Tochter Edie die Märchen “Aschenputtel” und “Die kleine Meerjungfrau” verboten hat, weil Knightley nicht will, dass ihre Tochter denkt, dass sie von einem Mann gerettet werden muss.

Die 33-jährige Schauspielerin (“Fluch der Karibik”) sagte, dass die Aschenputtel-Figur aus den 50er-Jahren “darauf wartet, von einem reichen Kerl gerettet zu werden. Nein! Rette dich selbst”, so Knightley. Sie verurteilt auch die Botschaft von “Die kleine Meerjungfrau”. Im Interview sagte sie dazu: “Ich finde, die Songs sind großartig, aber gib nicht deine Stimme für einen Mann auf.”

Studie belegt: Märchenfiguren sind nicht die besten Vorbilder

Auch eine Studie der Brigham Young University aus dem Jahr 2016 fand heraus, dass Kinder im Vorschulalter, die Medien mit Disney-Prinzessinnen konsumieren, eher stereotype weibliche Verhaltensweisen zeigen, wie zum Beispiel passiv zu sein und sich mehr um das eigene Aussehen zu kümmern. Die leitende Autorin Sarah M. Coyne glaubt, dass dies die Sichtweise junger Mädchen einschränken kann. Sie sagt auch, dass Charaktere wie Aschenputtel und Rapunzel, die meist unterwürfig sind, nicht die besten Vorbilder sein können.

Andere Mütter sehen das jedoch anders und wehren sich gegen diese Kritik: Ein Märchen sei ein Märchen und nicht das wahre Leben. Auf jeden Fall hat Kristen Bell eine Debatte angestoßen, über die zukünftig wohl noch öfters diskutiert werden wird.