Warum Jerry Lewis’ Holocaust-Film nie ausgestrahlt wurde

Es gibt einige berüchtigte Filme, die man vermutlich nie im Fernsehen sehen oder auf DVD wird kaufen können. Die Veröffentlichung von Filmen wie etwa Roger Avarys „Rules of Attraction“-Nachfolger „Glitterati“ wäre aufgrund von Rechtsstreitigkeiten zu kostspielig. Andere Filme, wie etwa Orson Welles’ „The Other Side of the Wind“, wurden nie fertig gedreht, weil der Regisseur während der Dreharbeiten gestorben ist. Ein besonders interessanter Fall ist jedoch auch Jerry Lewis’ Holocaust-Film „The Day the Clown cried“. Es existiert lediglich eine Kopie des Films, und die hält Lewis seit jeher unter Verschluss. Denn er selbst denkt, es handle sich dabei um den schlechtesten Film, den er je gedreht hat.

Im Jahr 1972 sagte Lewis zu, sowohl die Hauptrolle als auch die Regie in dem Holocaust-Drama „The Day the Clown cried“ zu übernehmen. Ein Drehbuch von den beiden Autoren Joan O’Brien und Charles Denton. Worum geht’s? Lewis spielt darin einen Clown, der Kinder in Auschwitz zum Lachen bringen will, kurz bevor diese zu den Gaskammern geführt werden. In Hollywood nennt man so etwas einen „tough sell“, also eine Geschichte, die nur schwer zu verkaufen ist. Als Produzent Nathan Wachsberger Lewis für die Rolle vorschlug, entgegnete dieser: „Mein Fach ist Comedy, Mr. Wachsberger, und Sie bitten mich eine Rolle anzunehmen, in der ich Kinder auf dem Weg in die Gaskammer unterhalten soll? Ho-ho. Ein bisschen Gelächter – wie soll man das bewerkstelligen?“ Nichtsdestotrotz empfand Lewis die Rolle als Herausforderung und ließ sich auf den Dreh ein.

Er spielt in dem Film den deutschen Clown Helmut Doork, der seine besten Zeiten bereits hinter sich hat. Nachdem er aus dem Zirkus geworfen wird, verfällt er dem Alkohol und flucht im Rausch lautstark über Hitler, was ihn umgehend in ein KZ bringt. Dort merkt Doork, dass er nach wie vor im Stand ist, Kinder zum Lachen zu bringen. Er landet allerdings in Isolationshaft, da er keine Erlaubnis für seine Auftritte hatte. Schließlich wird Doork von den Nazis beauftragt, jüdische Kinder auf dem Weg in den Tod zu unterhalten. Plötzlich befindet sich Doork mitsamt den Kindern auf dem Weg nach Auschwitz. Der Film endet mit einer Szene, in der Doork die Kinder in einer Gaskammer amüsiert, während sie gemeinsam auf den Tod warten.

Puh, harte Kost! Auf dem Papier wirkt die Story jedoch wie ein hochwertiges Drama – genau das, was die Oscar-Academy mag. Sogar Lewis selbst bescheinigte dem Film Oscar-Qualität. Die Produktion gestaltete sich allerdings schwierig. Zugesagte Produktionsgelder kamen nie an, sodass Lewis mit seinem Eigenkapital aushelfen musste. Produzent Wachsberger zeigte kein Interesse und besuchte das Filmset nicht. Kein gutes Omen.

Fatalerweise hat sich Lewis in der Umsetzung des Films vertan und wollte klassische Clownerie mit dem Horror des Holocaust verbinden. Das ursprüngliche Drehbuch sah Helmut Doork als Fiesling vor. Ein selbstsüchtiger Mann, der auf Erlösung hofft. Lewis hingegen legte die Figur als chaplinesquen traurigen Clown an. Drehbuchautorin O’Brien nannte das Ergebnis ein „Desaster“. Die Musikjournalistin Lynn Hirschberg, die unter anderem für den Rolling Stone arbeitete, bekam den Film von Lewis im Jahr 1982 vorgeführt: „Ich war entsetzt, habe den Film einfach nicht verstanden. Das war jenseits von Gut und Böse.“ Alle, die den Film gesehen haben, sind sich also einig: „The Day the Clown cried“ ist ein echter Reinfall.

Quelle: yahoo.uk

Bilder: Rex/Kikapress