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Verzweiflung bei SAT.1-"Festspielen": "Ich les' doch nicht mal die 'Bild'-Zeitung"

Am Ende war es echt wüst! Im Finale von "Die Festspiele der Realitystars" (SAT.) wurde beleidigt, was das Zeug hielt. Trotz wildester Schmähungen durch Thorsten Legat behielt Chris Töpperwien kühlen Kopf: Er wurde zur "hellsten Kerze" gekürt. Eine Konkurrentin leistete den intellektuellen Offenbarungseid.

Eines zur Ehrenrettung: Thorsten Legat, fürs Spaßformat vor allem als halbnackter Tortenschmeißer engagiert, rastete nicht aus. Er tat im Finalspiel lediglich, wie ihm geheißen. Er musste Schimpfwörter, die ihm Moderatorin Olivia Jones ("Ich bin das Nummerngirl des Grauens!") vorsagte, möglichst so deutlich aussprechen, damit sie die beiden Finalisten von seinen Lippen ablesen konnten. Chris Töpperwien und Jürgen Milski (Sieger der Vorwochenshow) waren nämlich auf "taub geschaltet". Trotzdem brüllte der Ex-Kicker die Schmähungen (Doofe Ziege, Spielverderber, Armleuchter, Boxenluder, etc.) durchs kunterbunte Tortenstudio und legte sich Kasalla-mäßig ins Zeug - gut, dass er an den Stuhl gefesselt war.

"Wer denkt sich so was aus?" Jenny Elvers fragte es sich irgendwann während der zweiten Festspiel-Ausgabe. Eine verständliche Frage, die skurillen Spiele wirkten teilweise, als seien sie vom Brainstorming für "Joko & Klaas gegen ProSieben" übrig geblieben. Oder zu gut dafür gewesen, das ist Geschmackssache.

Jedenfalls bot auch Teil zwei der "Kindergeburtstagsparty für Erwachsene auf Ecstasy" beste Trash-Unterhaltung: sich gut gelaunt blamierende Viertel- oder Halbpromis, stichelende Moderatoren und trotz allem witzige und recht spannende Spiele - man kann sich gerade dieser Tage wesentlich schlechter unterhalten lassen.

Der Höllena-Eklat kommt im TV nicht vor

Diesmal kämpften neben Ex-Heidekönigin Jenny Elvers die Ex-Dschungelcampsieger Melanie Müller und Joey Heindle, die ebenfals dschungelerfahrenen Micaela Schäfer ("Zieht euch warm an, denn ich zieh mich vielleicht aus!"), Helena Fürst und Chris Töpperwien sowie Ennesto Monté ("Sommerhaus der Stars"), Janine Pink ("Promi Big Brother"-Siegerin 2018 und "Sexiest Sächsin 2017"), Filip Pavlovic ("Bachelor in Paradise") und Marcellino Kremers ("Love Island") um den Tagessieg und damit um den Einzug ins Finale gegen Vorwochenchampion Jürgen Milski.

Der hatte Respekt ("Richtig starke Konkurrenten!"), aber keine Panik: "Der Einzige, vor dem man Angst haben muss, schmeißt Torten mit 80 Stundenkilometern!" Thorsten, der "Tortinator"!

"Schlimm verletzt"? "Höllena" sitzt zwei Stunden in der Kulisse

Die "Stars" verabschiedeten sich einer nach dem anderen aus dem Wettbewerb. Helena Fürst ("Mich kennt keiner - nicht!") bekam nach dem Motto "Auf die Fresse, fertig, los!" (Olivia) als erste die süße Sonderbehandlung von Thorsten Legat. Fürsts Ex-Freund Ennesto folgte stante pede in Runde zwei. Dem gebürtigen Serben wurden im "Evelyn-Burdecki-Gedächtnisspiel" namens "Kurze Rede, kurzer Sinn" deutsche Sprichwörter zum Verhängnis. "Ich drücke schnell und hoffe, dass ich richtig liege", war seine Taktik. "Wie bei deiner Frauenwahl", ätzte seine Ex Helena - und Ennesto lag eben - hier wie da - falsch.

Helena auch. Die saß nach der "Torterei" zwei Stunden ohne Probleme in der Kulisse - und machte hinterher werbewirksam ein Fass auf, Legat - ihr Intimfeind seit dem gemeinsamen Dschungelcamp-Aufenthalt - habe sie mit Absicht besonders hart getroffen und "schlimm verletzt". Sie sollte froh sein. Es hätte schlimmer kommen können. Olivia vor dem Tortenwurf: "Wir konnten Torsten gerade noch abhalten, dir einen Marmorkuchen zu meißeln." Fürs anstehende SAT.1-Promiboxen muss die Lädierte dennoch passen.

"Ich weiß nicht, ob Micaelas Gesicht noch Garantie hat"

Im kunterbunten selbstironischen Spaß kamen erstaunliche intime Details ans Tageslicht. Melanie Müller verriet, dass ihre Geschlechtsmerkmale Lolek, Bolek (oberhalb der Gürtellinie) heißen und Bärbel (darunter). Da wollte auch Olivia mithalten: "Meins heißt Herbert!" Und gerade in Fahrt gestand Melanie auch gleich noch einen lang verheimlichten Betrug an ihrem Ehemann! Sie schämt sich für ein altes Tattoo. Warum? "Das ist eigentlich der Name meines Ex, aber meinem Mann erzähl ich seit 13 Jahren, dass das 'Liebe und Zuammenhalt' auf Chinesisch bedeutet."

Man erfuhr auch, dass Micaelas Gesicht "sehr, sehr teuer" war. Thorsten bat sie um Milde beim Wurf ("Bitte nicht ganz so feste."), Jochen Schropp machte sich trotzdem Sorgen: "Ich weiß nicht, ob Micaelas Gesicht noch Garantie hat."

"Sind die Brüste noch drin?"

Es wurde geritten, geraten, gescherzt und geschimpft. Janine Pink, die häufig Probleme mit Bällen hatte (Olivia: "Sind die Brüste noch drin?"), war einerseits über die Leistungen der anderen erstaunt, vor allem aber über eigene Minderleistungen bestürzt ("Oh, ich dumme Sau!"). Dazu hatte sie Grund und Gelegenheit, was vor allem im Showdown mit Chris Töpperwien um den Tagessieg deutlich zu Tage trat.

Es galt, Gegenstände (wirklich) prominenten Persönlichkeiten zuzuordnen. Olivia hatte noch motiviert - "Zeigt der Welt, wozu die Hirnwindungen von Realitystars fähig sind!" -, aber Janine bestätigte mit beinahe erschütternder Unkenntnis im Alleingang alle Klischees von "doofen Z-Promis". Sie erkannte weder Bill Gates noch Pablo Picasso, verwechselte beinahe Beate Uhse mit Astrid Lindgren und ordnete Verona Pooth einen Dildo zu, weil "die sicher oft alleine" daheim sei. Ihre offenherzige Erklärung: "Ich hab keine Ahnung, ich les doch nicht mal die Bild-Zeitung."

Kinder und Betrunkene - heißt es - sagen die Wahrheit. Und wohl auch Realitystars.

"Onkeltante Olivia" ist zu (noch) Höherem berufen!

Im Finale um den Gesamtsieg waren der siegreiche Chris und der frustrierte Zweite Jürgen eigentlich Nebendarsteller. Wie engagiert sich Torsten ins Legat Zeug legte, um den beiden die Schimpfwörter möglichst verständlich und bis zur eigenen Erschöpfung um die Ohren zu brüllen, hatte was. Legat sollte unbedingt wiederkommen dürfen. Wie auch das ganze Format!

Und vor allem Olivia Jones. Gebt der "Onkeltante Olivia" doch endlich eine Late-Night-Talk-Trashshow in vorderster Senderreihe. Ihr Opener bei "Festspiele der Reality Stars" könnte man sich in ihrem eigenen Format sehr gut vorstellen: "Hallöchen, ihr Hasen, es ist wieder so weit!"