Verstappen legt Finger in Red Bulls Wunde

Verstappen legt Finger in Red Bulls Wunde
Verstappen legt Finger in Red Bulls Wunde

Nach seinem Fauxpas vor zwei Wochen bei Ferraris Heimrennen in Imola hat Charles Leclerc im Qualifying von Miami zurückgeschlagen. Von der Pole-Position aus will der Ferrari-Star seinen dritten Saisonsieg holen und damit den Vorsprung auf Max Verstappen in der WM (derzeit 27 Zähler) ausbauen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

Der Weltmeister aus Holland hat da natürlich was dagegen. Doch bevor er heute (ab 21.30 Uhr im LIVETICKER) Leclerc jagt, motzt er erstmal gegen sein eigenes Team. Hintergrund: seine technisch bedingten nur 15 Trainingsrunden am Freitag.

„Maximal vier oder fünf davon waren verwertbar“, grummelt Verstappen in der Pressekonferenz nach dem Zeittraining. „Ich lerne immer noch die Strecke. Mit unseren Problemen machen wir uns das Leben selbst schwer. Ich wundere mich, dass ich überhaupt um die Pole kämpfen konnte. Wir können so viel besser sein, wenn wir ein sauberes Wochenende hinlegen.“

Verstappen kritisiert Red Bull

In Imola gelang das noch, in Miami nicht. Im ersten freien Training am Freitag überhitzte bei Temperaturen von mehr als 30 Grad das Getriebe. Beim Wechsel der Schaltbox unterlief den Mechanikern ein Fehler. Folge: Die Hydraulik streikte, die Servolenkung klemmte und die Hinterradbremsen überhitzten. Schon am Freitag also war der Niederländer „on fire“, was sich in der Pressekonferenz nach dem Qualifying fortsetzte. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)

Immerhin: „Magic Max“ nimmt sich auch selbst mit in die Verantwortung, denn in der entscheidenden Runde passierte ihm ein Fehler. Red Bull-Motorsportberater Helmut Marko verteidigt seine Nummer 1 bei SPORT1: „Er musste das Risiko gehen, weil Ferrari in den Kurven einen Vorteil hat.“ Verstappen erklärt leicht frustriert: „Das Heck ist in Kurve fünf ausgebrochen. Eigentlich seltsam. Aber das passiert nun einmal, wenn du das Limit nicht kennst.“

Allein: Teamchef Christian Horner stimmt sein Juwel milde und macht ihm für das Rennen Hoffnung: „Es ist trotzdem ein gutes Comeback von Max nach den wenigen Runden gestern. Wir haben viel Topspeed und ein gutes Rennauto und man kann hier überholen.“

Kampf der verschiedenen Systeme

Denn der Kampf zwischen Verstappen und Leclerc, zwischen Red Bull und Ferrari, ist auch ein Kampf der verschiedenen technischen Systeme. Ferraris Stärke sind die Kurven, Red Bulls Vorteil die höhere Geschwindigkeit auf den Geraden.

Ferrari rast mit viel Abtrieb schneller durch die Ecken und kann dank perfekter Traktion und starkem Motor auch optimal beschleunigen. Red Bull holt seinen Abtrieb über den Unterboden, spart sich so den Luftwiderstand und ist auf den Geraden kaum zu schlagen. Fast zehn km/h schneller waren Verstappen und Sergio Perez als Leclerc und Carlos Sainz. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)

„Wir haben ein ziemlich anderes Auto als Ferrari“, erklärt Horner. „Sie haben mehr Downforce, sind deshalb besser in den Kurven. Aber wir sind auf den Geraden viel schneller und auch das DRS ist hier ziemlich mächtig. Es gibt also einige Gelegenheiten zum Überholen.“

Verstappen hofft auf DRS-Zonen

Kenner wie Sky-Experte Ralf Schumacher erwarten ein ähnliches Rennen wie in Saudi-Arabien, als Verstappen und Leclerc sich – inklusive Stehversuchen vor der DRS-Linie – gegenseitig um den Kurs hetzten. Am Ende mit dem besseren Ende für den Red Bull-Star, der sich auf gleich drei DRS-Zonen verlassen konnte. Genauso oft darf er seinen Heckflügel in Miami flachstellen. Schumacher ergänzt bei SPORT1: „Ich denke, dass Red Bulls Reifen auch länger halten werden.“

Für Leclerc bleibt nur die Flucht nach vorn: „Wir müssen in den Kurven so viel Abstand herausfahren“, schmiedet er seinen Schlachtplan, „dass sie uns auf den Geraden gar nicht erst attackieren können.“ (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

Eine wichtige Rolle könnte der Start spielen. Kann sich Sainz als Puffer zwischen den WM-Rivalen halten, könnte die Rechnung des Monegassen aufgehen.

Red Bull und Ferrari in eigener Liga

Doch das wird schwer. Der Spanier startet von der schmutzigen Seite. Verstappen ist das egal. Er legt noch einmal seinen Finger in Red Bulls eigene Wunde: „Ich habe keine Ahnung, wie es rechts oder links in der Startaufstellung um den Grip steht. Ich konnte ja nie einen Start üben. Das fasst mein bisheriges Wochenende ziemlich gut zusammen.“

Eins ist sicher: Egal wie das Rennen in Miami ausgehen wird - der Kampf der verschiedenen Systeme wird sich auch in den nächsten Rennen fortsetzen. Denn selbst Konkurrenten wie McLaren-Teamchef Andreas Seidl müssen zugeben: „Red Bull und Ferrari fahren im Moment in einer eigenen Liga.“

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