Werbung

Veronica Ferres: Als der Chef ihr in den Ausschnitt griff...

Mit 18 Jahren ohrfeigte die damalige Jungschauspielerin Veronica Ferres den Generalintendanten der Bayerischen Staatsoper. Das hatte Konsequenzen - doch andere als gedacht.

Veronica Ferres (52) ist heute eine gefeierte Schauspielerin und erfolgreiche Geschäftsfrau. Dass es so kommen würde, war allerdings nicht abzusehen. Denn sie traute sich etwas, das so manch andere Jungschauspielerin nicht gewagt hätte: "Ich war gerade mal 18, kam frisch nach dem Abitur aus Solingen nach München und spielte meine erste Rolle an der Bayerischen Staatsoper unter Generalintendant August Everding [1928-1999]", erzählt Ferres im Interview mit dem Magazin "Bunte".

In "Die Bernauerin" habe sie eine kleine Sprechrolle als eine der Damen im Badezuber gehabt, "wir mussten alle lose Leinenhemden tragen", skizziert sie die damaligen Umstände. "Plötzlich unterbrach Everding die Generalprobe, rannte runter zu mir, griff mir in den Ausschnitt und brüllte: 'Das gefällt mir besser, wenn du das oben ohne spielst.'" Daraufhin sei sie so geschockt gewesen, erinnert sich Ferres weiter, "dass ich ihm instinktiv vor allen Leuten eine gescheuert hab - ein Riesenskandal".

Als unerfahrene Jungschauspielerin in jener Zeit bangte Ferres um ihre Zukunft als Schauspielerin. "Ich dachte, meine ganze Karriere sei vorbei, ehe sie richtig angefangen hatte." Doch es kam anders. Am nächsten Tag habe sie in der Generalintendanz antreten müssen. Sie habe vor Aufregung gezittert, erinnert sich Ferres an den Moment. "Ich habe mich mit Everding ausgesprochen und von da an hat er meine Theaterkarriere gefördert", so das erfreuliche Ergebnis des Gesprächs. Und mehr noch: "August Everding habe ich viel zu verdanken - dem Mann, dem ich Grenzen gesetzt habe."

#MeToo-Debatte ist "ganz extrem wichtig"

Und obwohl es bei ihr so gut lief - "als Lebensgefährtin von Helmut Dietl wurde ich in der Phase zwischen 20 und 30 von Filmemachern meistens sehr respektvoll behandelt" -, findet die deutsche Künstlerin, die in den USA losgetretene #MeToo-Debatte "ganz extrem wichtig", wie sie sagt. "Denn sie bewahrt die nächste Generation, unsere Töchter, vor dem, was 90 Prozent aller Frauen erlebt haben."

Wichtig ist Ferres aber auch, dass die Debatte trotz aller Solidarität "mit Frauen, die Machtmissbrauch, Erniedrigung, Vergewaltigung oder sexuelle Übergriffe durchleben mussten", nicht dazu führen dürfe, "dass wir nur noch mit Rollkragen-Pullover und Anzug in ein Meeting gehen dürfen". Sie wolle weiterhin stolz darauf sein, eine Frau zu sein. Und "ich trage ein sexy Kleid, wenn ich Lust darauf habe".

Foto(s): s_bukley/ImageCollect