Venedig führt 2024 testweise Gebühr für Tagestouristen ein

Venedig führt 2024 testweise eine Gebühr für Tagesbesucher ein. Der Stadtrat der Lagunenstadt gab am Dienstag grünes Licht für eine Gebühr von fünf Euro für den Eintritt in das historische Zentrum. (Miguel MEDINA)
Venedig führt 2024 testweise eine Gebühr für Tagesbesucher ein. Der Stadtrat der Lagunenstadt gab am Dienstag grünes Licht für eine Gebühr von fünf Euro für den Eintritt in das historische Zentrum. (Miguel MEDINA)

Als Maßnahme gegen die Besuchermassen führt Venedig im kommenden Jahr testweise eine Gebühr für Tagesbesucher ein. Der Stadtrat der italienischen Lagunenstadt gab am Dienstag grünes Licht für eine Eintrittsgebühr von fünf Euro für das historische Zentrum. Mit der erstmals im Frühjahr 2024 greifenden Maßnahme soll der Besucherandrang in der Weltkulturerbe-Stadt begrenzt werden. Die Unesco hatte zuvor empfohlen, die Stadt angesichts "unzureichender" Schutzmaßnahmen als bedrohtes Weltkulturerbe einzustufen.

Die Gebühr soll an maximal 30 Tagen erhoben werden, an denen traditionell besonders viele Besucher in die Stadt mit dem Markusplatz, der Rialtobrücke und den zahlreichen Kanälen strömen. Die betroffenen Tage sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben werden. Ausgenommen von der Gebühr sind Touristen, die in der Stadt übernachten, und Kinder unter 14 Jahren.

"Das ist ein erster Schritt. (...) Wir machen ein Experiment", sagte Bürgermeister Luigi Brugnaro. Das System werde einfach zu benutzen sein. Die Opposition bezeichnete die Gebühr als übereiltes Zugeständnis an die Unesco und kritisierte, es seien keine Studien darüber vorgenommen worden, ob die Gebühr überhaupt Touristen von einem Besuch abhalten würde.

Der Entscheidung waren jahrelange Diskussionen vorausgegangen, wie besser auf die Millionen Besucher in der berühmten Stadt reagiert werden kann. Konkrete Maßnahmen wurden jedoch nicht ergriffen. Pläne zur Einführung von Gebühren wurden immer wieder verschoben wegen  Befürchtungen, diese könnten die Tourismus-Einnahmen schmälern und die Bewegungsfreiheit beeinträchtigen.

Ende Juli hatte die Unesco empfohlen, die Stadt als bedrohtes Weltkulturerbe einzustufen. Der italienischen Lagunenstadt drohten "irreversible" Schäden, falls die Behörden in Italien nicht mehr zu ihrem Schutz täten, begründete die UN-Kulturorganisation ihre Empfehlung. Mitte September stimmt der Welterbe-Rat der Unesco-Mitgliedstaaten über die Einstufung ab.

2021 war Venedig einer Einstufung als gefährdetes Unesco-Welterbe dank einer Änderung seiner Regeln für Kreuzfahrtschiffe, die durch ihre großen Wellen das Fundament der Stadt abtrugen, knapp entgangen.

Die Unesco hatte Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Die im 5. Jahrhundert gegründete Inselstadt ist eine der meistbesuchten Städte der Welt, voller architektonischer Schätze und Kunstwerke. Zu Spitzenzeiten übernachten dort 100.000 Touristen pro Nacht, dazu kommen zehntausende Tagesbesucher.

mhe/ck