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Unverständlich: Flüchtlingskinder in Hamburg dürfen nicht mit auf den Schulhof

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Wenn es am „Friedrich Ebert Gymnasium“ im Hamburger Stadtteil Harburg zur Pause klingelt, stürmen nicht alle Kinder in den Pausenhof. Drei Klassen mit Flüchtlingskindern, die seit August 2015 in einem auf dem Schulhof stehenden blauen Baucontainer ihre Klassenräume haben, müssen sitzen bleiben. Sie gehören zur „Stadtteilschule Maretstraße“ und müssen aus Platzgründen hier lernen. Ihre Pause beginnt erst, wenn die der einheimischen Kinder zu Ende ist.

Sieht so ein Bemühen nach Integration aus? Wohl kaum. Allerdings scheint es pragmatische Gründe für die unterschiedlichen Pausenzeiten zu geben. Auf Nachfrage des Magazins „Der Spiegel“ führten der Direktor des Gymnasiums, die Leiterin der Stadtteilschule und die Schulbehörde Argumente für die Trennung der Schüler auf. Komisch nur, dass jeder der Beteiligten auf die Thematik eine ganz andere Sicht zu haben scheint.

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Volker Kuntze, Rektor des „Friedrich Ebert Gymnasiums“ zieht zur Begründung die Aufsichtspflicht heran. Da die Schüler offiziell nicht zu seiner Schule gehören würden, könnte die Pausenaufsicht keine Verantwortung übernehmen. So weit, so plausibel. Der 63-Jährige führt seine Gedanken allerdings noch weiter aus und betritt damit argumentatives Glatteis. Nach Angaben des „Spiegel“ skizziert er eine Szene, in der 16- bis 18-jährige „kräftige Jungs“ beim Fußballspielen einen elfjährigen Gymnasiasten ins Gesicht treffen. „Dann will ich keine Mutter anrufen und ihr sagen, dass ihr Kind im Krankenhaus lieg“, so Kuntze.

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Die Leiterin der „Stadtteilschule Maretstraße“ spricht hingegen von etwa 45 Schülern, die zwischen sechs und 15 Jahre alt sind und die Kuntze wohl kaum mit „kräftigen Jungs“ gemeint haben könnte. Sie betont, dass es wichtig sei, die kleineren Kinder von den älteren Kindern des Gymnasiums zu trennen, um ihnen einen Schutzraum zu bieten. Die Schulbehörde wiederum liefert noch eine andere Erklärung für die getrennten Pausen: Logistische Gründe seien Schuld. Da die Schule für die Flüchtlingskinder später beginnt, hätten sie in Konsequenz auch andere Pausenzeiten.

Die Gymnasiasten bedauern die geteilte Pausenzeit. Der Tenor unter den Schülern: Sie würden gerne mehr Kontakt mit den Flüchtlingskindern in der Pause haben. Eigentlich dürfte das doch auch nicht so schwer sein. Schließlich gab es schon
gemeinsame Fußballturniere, eine Begrüßungsfeier und ein gemeinsames Frühstück. Warum also nicht endlich auch den Pausenhof für ein ungezwungenes Miteinander öffnen? Angeblich soll es, durch Bemühungen des Elternrates, nach den Sommerferien nun endlich so weit sein.

Bilder: Symbolbilder Thinkstock, Getty Images

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