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Die unheimlichen Zahlen des Chelsea-Hexers

Die unheimlichen Zahlen des Chelsea-Hexers
Die unheimlichen Zahlen des Chelsea-Hexers

Antonio Rüdiger brachte auf den Punkt, was nicht wenige Anhänger des FC Chelsea am Samstagabend gedacht haben dürften. (SERVICE: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)

„Jemand muss erklären, warum er nicht für den Ballon d‘Or nominiert ist. Was für eine Performance,“ twitterte der Blues-Verteidiger und schob in Versalien hinterher, wem dieses Lob galt: Seinem Keeper Edouard Mendy.

Wenn über den Erfolg der Blues in der vergangenen Spielzeit gesprochen wird, werden meist vier Namen hervorgehoben: Trainer Thomas Tuchel, Kai Havertz, der im Champions-League-Finale gegen Manchester City das goldene Tor erzielte, N‘Golo Kante und Jorginho. Die beiden Letzteren stehen auf der 30 Spieler umfassenden Shortlist für den Ballon d‘Or, auch Mason Mount und César Azpilicueta sind für den von France Football vergebenen Award nominiert.

Mendy fehlt auf der Liste. Dabei hätte der 29-Jährige eine Nominierung ebenso verdient wie seine Teamkollegen. Gelegentlich geht er bei den Lobpreisungen seiner Kollegen ein wenig unter.

Seit seiner Ankunft in London vor rund 13 Monaten ist auf einer der größten Problempositionen der vergangenen Jahre Ruhe eingekehrt. Der Senegalese zeigte auf Anhieb, weshalb ihn der damalige Trainer Frank Lampard für 24 Millionen Euro von Stade Rennes an die Stamford Bridge gelotst hatte. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

Champions League: Mendy egalisiert Rekord

Er verwies mit seinen Leistungen Kepa Arrizabalaga – mit 80 Millionen Euro Ablöse immerhin teuerster Keeper der Welt – dauerhaft auf die Bank. Der Spanier war bereits vorher alles andere als unumstritten, mit der Ankunft Mendys schlossen die Blues diese große Baustelle.

Es waren beeindruckende Zahlen, die Mendy in seiner Debütsaison in London erreichte. In 31 Premier-League-Spielen kassierte er nur 25 Gegentore, hielt 16-mal die Null. Noch beeindruckender war aber der Rekord, den er im Königsklassen-Finale einstellte.

Als erst dritter Keeper blieb er in einer Champions-League-Saison in gleich neun Spielen ohne Gegentor. Vor ihm war das nur Santiago Cañizares (2000/01 für den FC Valencia) und Keylor Navas (2015/16 für Real Madrid) gelungen.

Auch in dieser Saison hielt Mendy bereits fünfmal die Null, musste in zehn Spielen erst fünfmal hinter sich greifen.

Mendy-Gala gegen Brentford

Am vergangenen Samstag mutierte Mendy gegen den FC Brentford dann endgültig zum Hexer und sorgte vor allem in der Schlussphase mit überragenden Paraden in Serie dafür, dass die Blues den 1:0-Sieg über die Zeit zitterten und die Tabellenführung verteidigten. In den bisherigen sieben Premier-League-Spielen wehrte er überragende 89 Prozent der gegnerischen Torschüsse ab.

Insgesamt kommt der Cousin von Real-Verteidiger Ferland Mendy somit auf die Quote von 30 Spielen ohne Gegentor in 54 Einsätzen. Zum Vergleich: Chelsea-Legende Petr Cech brauchte für diese Marke nur drei Spiele weniger. Folgt am Mittwochabend in der Königsklasse gegen Malmö FF Nummer 31? (Champions League: FC Chelsea – Malmö FF, 21 Uhr im LIVETICKER)

Dass Mendys Karriere eine derartige Wendung nehmen würde, war dabei lange Zeit überhaupt nicht abzusehen. Er startete seine Laufbahn 2011 als 19-Jähriger beim französischen Drittligisten AS Cherbourg, kletterte dort nach und nach in der Rangordnung der Torhüter nach oben.

Mendys Karriere kommt erst spät in Gang

Als 23-Jähriger stand er jedoch plötzlich ohne Verein da, nach dem zweiten Abstieg in Folge wurde sein Vertrag aufgelöst. Mendy wartete auf einen Anruf seines Beraters, der ihm einen Wechsel nach England versprochen hatte – doch der blieb aus. Die Angebote französischer Klubs hatte er in der Annahme ausgeschlagen, nach England zu wechseln. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)

Er kehrte in seine Heimatstadt Le Havre zurück und meldete sich arbeitslos. Über Kontakte landete er schließlich bei einem Probetraining für Olympique Marseille – und sicherte sich einen Amateurvertrag als Keeper Nummer vier.

Nach einem Jahr bekam Mendy zwar einen Profivertrag – seinen ersten überhaupt –, er entschied sich aufgrund mangelnder Spielaussichten aber zu einem Wechsel zum Zweitligisten Stade Reims. Dort ging sein Stern auf, 2019 kam er zu Stade Rennes und spielte sich nachhaltig in den Vordergrund, weshalb Chelsea ein Jahr später einen zweistelligen Millionenbetrag für ihn hinlegte.

Und dort beeindruckte Mendy bisher so, dass sich die Chelsea-Führung um Tuchel in diesem Sommer laut Transferexperte Fabrizio Romano gegen einen ablösefreien Transfer von Europameister Gianluigi Donnarumma entschieden haben soll.

Yashin-Trophy als Krönung?

Der 22 Jahre alte italienische Nationalkeeper steht übrigens auch auf der Shortlist des Ballon d‘Or – als einziger Keeper. Allerdings gewann ohnehin erst ein Torwart die begehrte Auszeichnung, Lev Yashin im Jahr 1963. Tuchel stört das Fehlen seines Keepers auf der Shortlist im Übrigen nicht. „Ich bin glücklich und es ist wichtiger, dass er so wie jetzt performt, als dass er auf irgendeiner Liste steht“, erklärte der 48-Jährige nach dem Brentford-Spiel.

Berechtigte Hoffnungen kann sich Mendy in diesem Jahr aber auf die seit 2019 vergebene Yashin-Trophy machen, mit dem France Football den besten Torwart der Saison auszeichnet. Konkurrenten sind hier neben Donnarumma unter anderem Bayern-Keeper Manuel Neuer.

Auch wenn Mendy am Ende des Jahres möglicherweise ohne individuelle Auszeichnung dastehen wird: Seinen Wert für die Blues hat der senegalesische Nationalkeeper in kürzester Zeit mehrfach bewiesen. Das hat nicht nur Rüdiger bemerkt.

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