Und Action! - Regisseurinnen an die Macht

Wenn es um romantische Komödien geht, dann findet sich immer wieder einmal eine Frau auf dem Regiestuhl wieder. Handelt es aber um Genres wie Horror, Thriller oder Science Fiction, dann muss man schon verdammt lange nach dem weiblichen Geschlecht suchen. Und wird tatsächlich fündig!


Frauen auf dem Regiestuhl sind auch in diesem Jahrtausend eine echte Rarität. Und wenn Sie dann einmal in dieser von Männern dominierten Welt zum Zuge kommen, dann inszenieren sie im Normalfall romantische Komödien mit viel Herzschmerz. Klar, denn die Damen können ja bekanntermaßen ihre Gefühle viel besser ausdrücken als die Herren der Schöpfung.

Eine, die in den letzten Jahren enorm viel Erfolg mit dieser Masche hatte, ist Nancy Meyers. Die inzwischen 66-jährige Hollywood-Veteranin beschenkte uns gleich mit einem halben Dutzend von RomCom-Hits, darunter die Knaller “Was Frauen wollen", “Liebe braucht keine Ferien”, “Wenn Liebe so einfach wäre” oder zuletzt “Man lernt nie aus”, in dem der steinalte Robert De Niro als Praktikant bei der blutjungen Geschäftsfrau Anne Hathaway anfängt. Ähnliche Erfolge können auf gleichem Gebiet auch folgende Regisseurinnen aufweisen: Die 2012 verstorbene Nora Ephron, die das Buch zu dem Liebesschnulzen-Klassiker “Harry und Sally” verfasste und selbst Blockbuster wie “Schlaflos in Seattle”, “E-Mail für Dich” oder “Julie & Julia” inszenierte. Amy Heckerling, die in den 1990er Jahren mit den “Kuck‘ mal wer da spricht”-Späßen für Furore sorgte. Phyllida Lloyd, die dank ihrer Abba-Musical-Verfilmung “Mamma Mia!” in aller Munde war.

Sam Taylor-Johnson, die allerdings erst einmal beweisen muss, ob ihre kassenträchtige Bestseller-Adaption des Softsex-Romans “Fifty Shades of Grey" keine Eintagsfliege war.

Und Elizabeth Banks, die bei “Movie 43" und “Pitch Perfect 2” auf dem Regiestuhl saß. Banks kennt man eher als Darstellern aus Komödien wie “Mädelsabend” oder dem ersten “Pitch Perfect”-Teil. Außerdem ist sie die Effie Trinket in den “Tribute von Panem"-Abenteuern. Sie gehört inzwischen zu jenen Schauspielerinnen, die ihren Starstatus dazu nutzen, auch hinter der Kamera Einfluss zu nehmen. Hier befindet sie sich in bester Gesellschaft mit Jodie Foster und Angelina Jolie. Foster realisierte schon 1991 ihren ersten Kinofilm (”Das Wunderkind Tate") und glänzt inzwischen auch als Fernsehserienregisseurin glänzt (“Orange Is the New Black”).

Und Jolie tut sich mit ambitioniertem Polit-Kino (”In the Land of Blood and Honey”), historischen Dramen (“Unbroken”) oder Beziehungsgeschichten wie “By the Sea” hervor, wo sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Brad Pitt auch vor der Kamera agiert. Im Arthauskino hat die eine oder andere Filmemacherin ebenfalls ihr Zuhause gefunden.

Paradebeispiel ist hier Sofia Coppola, die Tochter des berühmten Regisseurs Francis Ford Coppola (“Der Pate”), Sie hat sich inzwischen längst von ihrem Vater emanzipiert. Das gelang ihr bereits 2003 mit der großartigen Culture-Clash-Komödie “Lost in Translation” mit Bill Murray und Scarlett Johansson. In diese Arthaus-Kategorie fällt auch die Dänin Lone Scherfig (“Italienisch für Anfänger”), die 2009 mit ihrer unkonventionellen Coming-of-Age-Story “An Education” der wunderbaren Hauptdarstellerin Carey Mulligan zu einem Oscar verhalf. Im Auge behalten sollte man auch Ava DuVernay Sie überraschte 2014 mit dem mitreißenden Historiendrama “Selma”, das von dem berühmten Protestmarsch Martin Luther Kings und seiner Anhänger Mitte der 1960er handelt. Wenn es also um Dramen und Komödien geht, finden sich immer wieder Damen, die in diesen Genres Herausragendes leisten. Doch wie sieht es bei Action, Fantasy, Thriller und Science Fiction aus? Fehlanzeige… Nicht ganz. Zumindest drei Namen kommen einem da in den Sinn:

Catherine Hardwicke. Die ehemalige Produktionsdesignerin führt seit Anfang des Millenniums auch Regie und lässt es in ihren Filmen richtig krachen - sei es in dem ersten “Twilight - Biss zum Morgengrauen", wo sich - neben einer romantischen Love Story - Werwölfe und Vampire bis aufs Messer bekriegen, oder in “Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond”, wo erneut ein Werwolf sein Unwesen treibt.

Außerdem gibt es da noch die Wachowski-Schwestern. Die beiden waren ja früher mal Männer und wurden durch die “Matrix"-Trilogie international berühmt. Seit den Coming Outs von Larry, der sich inzwischen Lana nennt, und Andy, der mittlerweile Lilly heißt, machen die beiden auch mal mildere Filme (”Cloud Atlas"), lassen aber ihr Talent für wildes futuristisches Kino (”Jupiter Ascending") immer wieder aufblitzen.

Unerreichbar auf dem Gebiet des Actionfilms ist und bleibt jedoch Kathryn Bigelow. Seit ihrem aufsehenerregenden modernen Vampir-Schocker “Near Dark - Die Nacht hat ihren Preis" (1987) ist sie ihrer Linie stets treu geblieben, hat spannende Thriller (“Gefährliche Brandung”, das Original von 1991!) ebenso abgeliefert wie imposante Utopien (“Strange Days”). 2008 wurde sie schließlich für ihren Kriegsfilm “Tödliches Kommando - The Hurt Locker” mit dem Oscar als beste Regisseurin ausgezeichnet. Das hatte bisher noch keine Frau geschafft. Und es ist auch keine von Bigelows Geschlechtsgenossinnen in Sicht, die ihr Erbe in naher Zukunft antreten könnte…

Bilder: ddpImages

Autor: Thomas Lassonczyk