Tuchel und Chelsea - warum das passen könnte

Tuchel und Chelsea - warum das passen könnte
Sport1

Thomas Tuchel dürfte schon schönere Weihnachtsfeste erlebt haben als das jüngste - doch im neuen Jahr ergeben sich bekanntlich oftmals neue Chancen.

Das gilt auch für den deutschen Trainer. Pünktlich an Heiligabend soll er von seiner Entlassung bei Paris Saint-Germain erfahren haben. Nun wartet aber mit dem FC Chelsea die nächste spannende und attraktive Herausforderung auf ihn - auch wenn die offizielle Verkündung noch aussteht.

Am Montagmittag gab der Klub aus London die Trennung von Vereins-Ikone Frank Lampard bekannt. Schweren Herzens, allerdings auch in dem Wissen, dass die Mannschaft jetzt einen anderen Coach und neue Impulse braucht.

Dass Tuchel der Auserwählte der Blues ist, hat vielfältige Gründe.

Chelsea wollte deutschen Coach

In den letzten Wochen - als der Trainerstuhl von Lampard schon gehörig wackelte - hatten bereits mehrere englische Medien berichtet, dass sich die Verantwortlichen von Chelsea rund um Klubboss Roman Abramowitsch einen deutschen Trainer wünschen.

Das liegt vor allem an Timo Werner und Kai Havertz. Die beiden deutschen Nationalspieler wurden vor dieser Saison verpflichtet, um die neuen Gesichter der Blues zu werden. Mit ihnen sollte der Klub den nächsten Schritt hin zu einem ernsthaften Anwärter auf die Meisterschaft machen. Abramowitsch nahm für dieses Ziel im vergangenen Sommer insgesamt 247 Millionen Euro in die Hand.

Unter Lampard gelang Chelsea allerdings kein Schritt nach vorne - ganz im Gegenteil: Chelsea liegt derzeit auf Rang neun der Premier League.

Ein Grund dafür ist, dass Lampard die deutsche Neuzugänge noch nicht wirklich in das Team integrieren konnte. Vor allem als Duo funktionierten die DFB-Spieler kaum und nicht wenige Fußball-Experten und -Fans sind gleichermaßen der Meinung, dass Lampard nie die richtige Positionen für die beiden in seinem System gefunden hatte.

Ein deutschsprachiger Trainer hat vielleicht noch einen ganz anderen Zugang zu den beiden Deutschen - so zumindest die Hoffnung der Verantwortlichen an der Stamford Bridge. Mit Antonio Rüdiger steht außerdem noch ein dritter deutscher Nationalspieler im Kader des CFC.

Tuchel bringt zudem Weltformat mit, immerhin hat er PSG in der vergangenen Saison ins Finale der Champions League geführt. Andere deutschsprachige Trainer mit einem vergleichbaren Standing sind derzeit nicht auf dem Markt.

Warum Tuchel zu den Blues passen könnte

Es gibt aber auch noch mehr Gründe dafür, dass die Blues eine logische Entscheidung getroffen haben.

Tuchel hat bei PSG bewiesen, dass er aus guten Einzelspielern ein Team machen kann. Das wurde in der Königsklasse zuletzt deutlich - und auch von den PSG-Stars Neymar und Kylian Mbappé so gesehen.

Bei PSG musste Tuchel vor allem die beiden Superstars bei Laune halten. Das gelang ihm anfangs gut - doch die Beziehung zu Neymar und Mbappé litt immer wieder und war zum Ende hin nicht mehr sonderlich harmonisch.

Bei Chelsea bekommt es Tuchel allerdings nicht mit fertigen Superstars mit all ihren Allüren zu tun, sondern mit Shootingstars, die den nächsten Schritt gehen wollen. Diese Spieler liegen Tuchel, der im Verlauf seiner Trainerkarriere immer wieder zeigte, dass er junge und lernwillige Spieler besser machen kann.

Zudem hat Tuchel eine klare Idee von Fußball, die er seinen Spielern auch verinnerlichen kann. Lampard hatte eine solche als unerfahrener Trainer wohl noch nicht in Gänze.

Tuchel ein Typ Guardiola

Tuchels Spielidee ähnelt der eines ganz großen seiner Zunft: Pep Guardiola.

Der deutsche Coach sagte schon vor vielen Jahren, dass er das Spiel aus taktischen Aspekten ähnlich sieht, wie der Spanier - der als einer der besten und gewieftesten Trainer der Welt gilt.

Ein Treffen der beiden Coaches im Jahr 2015 ist dabei fast schon zu einer Legende geworden: In einer Münchner Promi-Bar sollen die beiden stundenlang über Taktik diskutiert haben und in besonders heißen Momenten Salz- und Pfefferstreuer zur Veranschaulichung hinzugezogen haben.

Guardiola hat bereits gezeigt, dass man mit seiner Art des Fußballs Titel gewinnen kann. Markenzeichen sind dabei das gezielte und blitzschnelle Pressing, aber auch der Ballbesitzfußball und die Geduld - das Warten auf die Lücke. Diese Spielidee könnte auch zu dem jungen und talentierten Team des FC Chelsea passen.

Watzkes Worte verfolgen Tuchel bis heute

Bleibt nur noch ein bereits kurz angeschnittenes Stichwort: Harmonie.

Bei PSG scheiterte Tuchel nicht auf sportlicher, sondern auf menschlicher Ebene. Vor allem mit Sportdirektor Leonardo zoffte sich der 47-Jährige immer wieder heftig. In Frankreich nannten ihn manche Medien einen "Taktiker ohne menschliches Feingefühl".

Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte im November 2020 im Podcast mit Sandra Maischberger ähnliche Töne angeschlagen: "Wir haben uns getrennt, weil es einfach nicht gepasst hat", sagte er zum ehemaligen BVB-Coach. Tuchel sei "schon ein schwieriger Mensch".

Stellt sich nur noch die Frage, wie der Typ Tuchel an der Stamford Bridge ankommen wird - das Format und eine funktionierende Spielidee bringt er mit. Und deutsch spricht der Schwabe auch.