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Traumfabrik Deutschland? Diese deutschen Filme werden in Hollywood neu verfilmt!

Til Schweiger drehte mit Nick Nolte in der Hauptrolle ein Hollywood-Remake von “Honig im Kopf” (Bild: Franziska Krug/Getty Images)
Til Schweiger drehte mit Nick Nolte in der Hauptrolle ein Hollywood-Remake von “Honig im Kopf” (Bild: Franziska Krug/Getty Images)

Hollywood dreht seit jeher lieber Remakes von ausländischen Kinoerfolgen als diese zu synchronisieren oder zu untertiteln. Auch deutsche Filme werden immer öfter in der Traumfabrik neu aufgelegt. Wir sagen euch, welche.

Müssen wir uns daran gewöhnen, dass Deutschland so ziemlich in jedem Lebensbereich in der Mitte, also im Mittelmäßigen angekommen ist? Im Fußball waren wir einst Weltmeister, heute kriegen wir das Runde kaum mehr ins Eckige. Früher hatten wir einen Vorsprung durch Technik, heute manipulieren wir unsere Autos, weil wir die Sache mit der Elektromobilität nicht hinkriegen. Und auf der politischen Bühne handeln wir mit ruhiger Hand statt zuzupacken, wir gehen mit kleinen Schritten oder sitzen die Probleme aus. Sollen doch die anderen durch ihr Handeln Fehler machen.

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Oder ist diese Sicht der Dinge wieder typisch deutsch? Jammern wir wieder zu sehr über die Wolken vor der Sonne? Ist die Misere nur der Teufel, den wir an die Wand malen? Ist vielleicht doch alles halb so schlimm und nur eine Sache der Perspektive? Tatsächlich sieht das Bild deutlich rosiger aus, wenn wir uns von außen betrachten. Denn es ist doch tatsächlich so, dass wir um unsere Autos noch immer beneidet werden – Dieselskandal hin oder her. Unser Sozialsystem und unsere Wirtschaftsleistung sind vorbildhaft und in der EU sind wir auch mit kleinen Schritten noch ein recht passables Zugpferd. Ja, man kann sogar so weit gehen und behaupten: Von außen gesehen, ist selbst der deutsche Film besser als sein Ruf.

Kreative junge Filmemacher: War früher alles besser?

Gerne und oft meckern wir über das deutsche Film- und Fernsehwesen. Was hatten wir doch einst für filmische Blütezeiten! In den 1920ern machten wir mit dem expressionistischen Film Hollywood Konkurrenz. Meisterregisseure wie Friedrich Wilhelm Murnau, Georg Wilhelm Pabst und Fritz Lang schufen zeitlose Filmklassiker. In den 1960ern hatten kreative junge Filmemacher “Opas” Heimatfilm überwunden. Und heute? Die Übriggebliebenen des Neuen Deutschen Films, Wim Wenders und Werner Herzog, drehen gute Dokumentar-, aber kaum mehr gute Spielfilme.

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Individualisten wie Tom Tykwer und Fakih Akin gehen zum Fernsehen oder wandern nach Hollywood ab. Von der Berliner Schule hört man kaum etwas. Und fürs Mainstream-Kino entstehen Filme am Reißbrett: Komödien, die außer wort- und buchstabenverdrehten Titeln wenig zu bieten haben (“Fack ju Göhte”, “Keinohrhasen”, “Kokowääh”) oder Wohlfühl-Schmonzetten, in denen die Vincents und Co. unbedingt ans Meer wollen. War das schon alles?

Bruno Ganz in Wm Wenders “Der Himmel über Berlin” (Bild: Wim Wenders Stiftung / StudioCanal Germany Home Entertainment)
Bruno Ganz in Wm Wenders “Der Himmel über Berlin” (Bild: Wim Wenders Stiftung / StudioCanal Germany Home Entertainment)

Von außen betrachtet ist das immerhin nicht wenig. Worüber wir gerne lästern, scheint woanders wertgeschätzt zu werden. Selbst in Hollywood nimmt man Notiz auch und vor allem vom deutschen Mainstream-Kino – was sich nicht zuletzt darin äußert, dass der Remake-Wahn amerikanischer Produzenten auch vor deutschen Kinoerfolgen keinen Halt macht.

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Das Phänomen mag in letzter Zeit gehäuft aufgetreten sein, neu ist es aber nicht. Schon so mancher deutscher Klassiker stand für ein US-Remake Pate. “M”, vielleicht der schönste deutsche Film überhaupt, wurde 1951 von Joseph Losey erfolgreich ins Amerikanische übertragen. Aus Langs genialem Stilmix aus deutschem Filmexpressionismus und Neuer Sachlichkeit machte der Amerikaner einen würdigen Vertreter des Film Noir. Der Psycho-Krimi “Es geschah am helllichten Tag” wurde von Sean Penn als “Das Versprechen” neu aufgelegt.

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Dabei tat Penn etwas, wofür dem Original der Mut fehlte: Er blieb mit dem packenden Kriminaldrama der pessimistischen Weltsicht von Friedrich Dürrenmatts Romanvorlage treu. Anders die Macher von “Stadt der Engel”: Sie waren bei Wim Wenders’ poetischem Meisterwerk “Der Himmel über Berlin” vor allem an der Liebesgeschichte zwischen einem Engel des Himmels und einem Engel auf Erden interessiert.

Hollywood-Remakes werden nach kommerziellen Tauglichkeit bewertet

Heute entstehen Hollywood-Remakes unter anderen Vorzeichen. Ausländische Filme, die in der Traumfabrik neu verfilmt werden, müssen keine Meisterwerke sein. Sie müssen auch keine sozialrelevanten Themen ansprechen, die man unbedingt für die eigene Gesellschaft oder im Fall von Hollywood-Remakes der ganzen Welt erzählen muss. Entscheidend ist vielmehr die kommerzielle Tauglichkeit. Neu verfilmt werden Filme, die in ihrer Heimat erfolgreich waren und damit das Zeug haben, ein weltweiter Blockbuster zu werden. Das wiederum setzt voraus, dass die Vorlagen universelle und somit übertragbare Geschichten erzählen.

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So wie “Bella Martha” von Sandra Nettelbeck. Die Geschichte über eine Hamburger Köchin, die sich um die Tochter ihrer verstorbenen Schwester kümmern muss und sich dann in einen italienischen Koch verliebt, ließ sich mühelos in die amerikanische Kultur übertragen. In “Rezept zum Verlieben” findet die Liebesgeschichte und die Menschwerdung einer arbeitssüchtigen Köchin in einem New Yorker Restaurant statt. Das Ergebnis war zwar kein Welterfolg, jedoch ein stimmiger Film über das zeitlose Thema des Kinos: Boy meets Girl.

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Kommerziell erfolgreiche Filme über Menschen, die nach einer Phase der Desorientierung sich selbst finden, über kulturelle, soziale und menschliche Begegnungen, über Freundschaft, Liebe und Familie – wenn das die Maßstäbe für ein Hollywood-Remake sind, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis amerikanische Produzenten bei Schweiger und Schweighöfer anklopfen. Tatsächlich haben es vor allem Schweigers Filme den Kreativen in der Traumfabrik angetan. “Barfuß ins Glück”, die mit Evan Rachel Wood und Scott Speedman besetzte Neuverfilmung der Romanze “Barfuß”, war zwar ein Riesenflop. Dennoch glauben die Hollywood-Produzenten offenbar nach wie vor an das Erfolgsrezept des deutschen Filmemachers.

Hollywood-Star Til Schweiger: Er darf das Remake selbst inszenieren

Bekanntlich entsteht derzeit eine US-Version von Schweigers Alzheimer-Dramas “Honig im Kopf”. In “Honey in the Head” sind Nick Nolte, Matt Dillon und Jacqueline Bisset in den Hauptrollen besetzt. Das Besondere: Schweiger durfte das Remake seines Films selbst inszenieren. Der Film soll noch dieses Jahr in die Kinos kommen. Wie es derzeit allerdings um die Hollywood-Fassung von “Kokowääh” steht, darüber kann nur spekuliert werden. Fünf Jahre ist es bereits her, dass die Nachricht aufkam, dass Bradley Cooper beim Remake von Schweigers Erfolgsfilm Regie führen soll.

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Doch das Projekt scheint ebenso versandet zu sein wie die Neuauflage von Matthias Schweighöfers “Schlussmacher”, das sich seit einigen Jahren als “The Break-Up Man” in der Entwicklungsphase befindet. Zupackender waren da schon die Macher von “No Manches Frida”. Das Remake von Bora Dagtekins “Fack ju Göhte” war beim Zielpublikum, der spanischsprachigen Bevölkerung in den USA, ein voller Erfolg.

Gespannt darf man sein, ob, wann und in welcher Form und Qualität das US-Remake von Maren Ades gefeiertem Meisterwerk “Toni Erdmann” in die Kinos kommt. Auch dieses vor anderthalb Jahren groß angekündigte Projekt mit Kristen Wiig und Jack Nicholson in den Hauptrollen hängt seit geraumer Zeit in der Warteschleife. Der aktuelle Stand: Zuletzt wurde die Drehbuchautorin Lena Dunham durch Lisa Cholodenko und Stuart Blumberg ersetzt. Und schließlich gibt es noch den Sonderfall “Lola rennt”. Tom Tykwers 1990er-Jahre Klassiker ist zwar nicht als Hollywood-Remake geplant, dafür soll demnächst in einem chinesischen Film eine chinesische Lola auf den Straßen einer chinesischen Metropole um das Leben ihres chinesischen Freundes rennen. Wir wollen hoffen, dass der Film es bis nach Deutschland schafft.

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