Trailer zu 'Der König der Löwen': Viele Fans schon jetzt enttäuscht von Remake

Szene aus “Der König der Löwen”: Das Realfilm-Remake ist technisch perfekt umgesetzt. Wird das Schicksal Simbas uns aber auch emotional mitreißen? (© 2019 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved)
Szene aus “Der König der Löwen”: Das Realfilm-Remake ist technisch perfekt umgesetzt. Wird das Schicksal Simbas uns aber auch emotional mitreißen? (© 2019 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved)

Disney hat gestern den offiziellen Trailer zum Realfilm-Remake von “Der König der Löwen” veröffentlicht. Viele Fans des Originals zeigen sich enttäuscht. Denn die Umsetzung scheint einmal mehr das Dilemma von Disneys Realfilm-Remake-Strategie zu bestätigen: Tricktechnisch sind die Filme zwar perfekt umgesetzt. Doch eines geht ihnen ab, nämlich die Emotionalität vor allem der tierischen Figuren.

“Der König der Löwen” gehört zu den beliebtesten Zeichentrickfilmen Disneys. Die Freude aber auch die Erwartung der Fans war entsprechend riesig, als seinerzeit durchgesickert war, dass das Filmstudio auch diesen Klassiker neu verfilmen und als Realfilmfassung in die Kinos bringen werde. Mit den ersten Eindrücken aus Teasern und Trailern stellte sich bei vielen jedoch bald Ernüchterung ein.

Als Disney im November den ersten Teaser zu “Der König der Löwen” veröffentlicht hatte, spaltete sich die Fangemeinde schnell in zwei Lager. Die einen reagierten erleichtert, da sie in der Neuverfilmung ihren Zeichentrick-Liebling wiederzuerkennen glaubten. Andere bemängelten genau das, nämlich die fehlende Bereitschaft der Filmemacher, sich erzählerisch vom Original zu lösen. Immerhin konnten die Kritiker das fehlende kreative Wagnis nachvollziehen. Der Respekt vor dem Original war vielleicht zu groß. Außerdem gilt es doch, die unzähligen Fans des heißgeliebten Klassikers nicht vor den Kopf zu stoßen.

Verheißt der Trailer nichts Gutes?

Gestern hat das Filmstudio den ersten offiziellen Trailer zum Realfilm-Remake veröffentlicht. Der knapp zwei Minuten lange Clip kommt nicht nur ziemlich bombastisch daher, er enthüllt auch weitere inhaltliche Details. Womit er zugleich die Angriffsfläche der Neufassung vergrößert hat. Mehr noch als bei anderen Remakes wie zuletzt bei “Dumbo” zeigt sich hier das Dilemma, mit dem Disney bei seiner Realfilm-Strategie konfrontiert ist.

Die Umsetzung mag auch hier technisch auf dem neuesten Stand sein. Die digitalen Effekte scheinen beeindruckend, die tierischen Figuren sehr realistisch umgesetzt. Das Problem dürfte jedoch sein, dass dem Realismus möglicherweise die Emotionalität geopfert wurde. Denn es scheint auch hier die Überzeichnung bei der Darstellung der Tiere zugunsten der Charakterprofilierung zu fehlen. Man sieht im Trailer Tiere, wie wir sie aus der Wirklichkeit kennen. Doch wo bleibt ihr Ausdruck? Was ist mit ihrer Mimik passiert? Wo werden ihre Gefühle zur Schau getragen?

Was denkt und fühlt der kleine Simba in dieser Szene? (© 2019 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved)
Was denkt und fühlt der kleine Simba in dieser Szene? (© 2019 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved)

Wie manch anderem Realfilm-Remake Disneys mit tierischen Protagonisten scheint auch dem neuen “Der König der Löwen” etwas zu fehlen, das bei Zeichentrickfilmen, Märchen und Fabeln entscheidend ist: das Moment der Vermenschlichung, die Ausstattung der Tiere mit menschlichen Verhaltens- und Gefühlsmustern. Der Film markiert einmal mehr eine Feier der Digitaltechnik, er demonstriert das große Können der Computer-Spezialisten. Eines scheint aber auf der Strecke geblieben zu sein, nämlich die Identifikation des Zuschauers mit den Figuren.

Simbas Gesichtsausdruck, als er nach dem Tod seines Vaters von Scar fortgeschickt wird, im Original (links) und dem Remake (rechts) (Bilder: Disney)
Simbas Gesichtsausdruck, als er nach dem Tod seines Vaters von Scar fortgeschickt wird, im Original (links) und dem Remake (rechts) (Bilder: Disney)

So reagieren die Fans!

Auch viele Fans des Originals sind auf dieses Problem aufmerksam geworden. Vor allem an der Darstellung des teuflischen Löwen Scar entzünden sich derzeit die Gemüter. Der hat nicht nur seine schwarze Mähne verloren, auch das Diabolische seines Charakters ist bei der Realfilm-Übertragung offenbar flöten gegangen. Auf den sozialen Foren im Internet bringen die Kritiker ihren Frust und ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck.

Ein User kommt beim Vergleich zwischen dem originalen und dem neuen Scar zu folgender Erkenntnis: “Originaler Scar: böse und aufgeblasen wie Hölle. Remake Scar: Ich schätze, ein schäbig aussehender Löwe.”

Andere Nutzer gehen noch schärfer mit der Neuinterpretation ins Gericht. Einer möchte den Schurkenlöwen im Remake nicht einmal beim Namen nennen. “Ich werde ihn “Nicht-Scar” nennen, weil ich mich weigere, daran zu glauben, dass der Nicht-Scar der wunderbare Bösewicht aus dem Film von 1994 ist.” Ein Dritter bezeichnet nicht nur diesen Film, sondern Realfilm-Remakes per se als “Beleidigung” der originalen Zeichentrickfilme.

Man darf gespannt sein

Mag sein, dass die Skeptiker überreagieren. Schließlich fußt ihre und unsere Kritik derzeit noch auf einigen kurzen Einspielern. Es ist immerhin möglich, dass die Filmemacher vielleicht doch einen neuen Ansatz gefunden haben, um die mitreißende Geschichte des Königs der Löwen zu erzählen. Wir warten also, bis der Film fertig ist. Ab 18. Juli können wir uns alle eine Meinung bilden, denn ab dann ist “Der König der Löwen” in den deutschen Kinos zu sehen.