Top oder Flop? Das sind die neuen Ghostbusters!

Lange bevor “Ghostbusters”, das Reboot von Ivan Reitmans gleichnamiger Komödie, in die Kinos kommt und sich dem Urteil der Zuschauer stellen kann, ist für viele der eingefleischten Fans des Originals klar: Aus der Idee, den Klassiker von 1984 mit weiblichen Protagonisten neu zu erzählen, kann einfach nichts werden. Bedenken angesichts Neuauflagen oder Remakes liebgewordener Filme sind durchaus berechtigt, doch was sich im Fall von “Ghostbusters” in den diversen Internetforen entwickelte, gehört dann doch zu den schlimmsten Auswüchsen der Fankultur überhaupt.

So gehört der Trailer zu “Ghostbusters” zu den meistgehassten auf YouTube, während der Film in einschlägigen Online-Plattformen vernichtende Kritiken und Bewertungen erhält und dessen Macher, allen voran Regisseur Paul Feig und die vier Hauptdarstellerinnen, einem beispiellosen Shitstorm ausgesetzt sind. Und selbst als die ersten professionellen Kritiken vorliegen, kommen US-Branchenblätter bald zu der bemerkenswerten Erkenntnis: Männliche Kritiker mögen den Film weit weniger als ihre weiblichen Kollegen.

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Großartige Prämisse, enttäuschende Umsetzung

Der Verfasser dieses Textes ist männlichen Geschlechts, als Misogyn will er sich jedoch nicht bezeichnen lassen, nachdem er angemerkt haben wird, dass er dem neuen “Ghostbusters” ebenfalls nicht viel abgewinnen konnte. Warum? Ganz einfach, weil der Film, der eine Komödie sein will, nicht besonders witzig geraten ist. Nicht etwa, weil hier der Humor von Frauen getragen wird, sondern trotz dieser Tatsache. Mit der wunderbaren Melissa McCarthy, der nicht weniger wunderbaren Kristen Wiig sowie den hierzulande noch unbekannten Leslie Jones und Kate McKinnon stehen schließlich vier der talentiertesten Komikerinnen der USA vor der Kamera, deren Wurzeln in der Kult-Comedy-Sendung “Saturday Night Live” liegen. Und das will was heißen.

Schade nur, dass das Potenzial der Kreativen vor und hinter der Kamera, zu denen mit Regisseur und Drehbuchautor Paul Feig einer der derzeit besten Komödien-Macher Hollywoods gehört, kaum zum Tragen kommt. Die an sich wunderbare Prämisse, den Originalfilm um vier Männer, die in New York mit allerlei technischem Schnickschnack Jagd auf Geister machen, mit weiblichen Charakteren aufzupeppen, scheitert schlicht und einfach am Mangel an originellen Ideen. Die Hauptdarstellerinnen machen ihre Sache gut, doch so richtig wollen ihre Gags nicht zünden. An das Original-Quartett kommen die vier jedenfalls nicht heran.

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Chris Hemsworth als dümmliche Empfangsdame

Feig und seine Ko-Autorin Katie Dippold setzen Humor-ästhetisch auf das Prinzip des ausgedehnten Klamauks. Sie weiden sich am Skurrilen und vertrauen obendrein auf das längst abgenutzte Motiv der menschlichen Dummheit. Weshalb man Chris Hemsworth gleich in mehrfacher Hinsicht gegen den Strich besetzt hat: Der australische Frauenschwarm, der sich mit muskelbepackten Superhelden einen Namen gemacht hat, spielt ausgerechnet einen Mann, der von den Geisterjägerinnen nicht nur als Empfangsdame angeheuert wird, sondern auch noch strohdumm ist. Das Resultat ist weder lustig noch originell. Haben wir uns denn an dem Dumpfbacken-Klamauk in Sitcoms á la “Eine schrecklich nette Familie” und “Friends” nicht schon sattgesehen?

Dass “Ghostbusters” als Komödie nicht funktioniert, ist weniger eine Geschlechter-Frage, als vielmehr das Ergebnis eines recht einfallslosen Drehbuchs. Um einen weiteren Beweis für das Verpuffen vielversprechender Ideen anzubringen: Zu den lahmsten Momenten des Films gehören ausgerechnet die Kurzauftritte der Urbesetzung. Die Szenen mit Bill Murray und Dan Aykroyd grenzen nahezu an Lustlosigkeit und auch Ernie Hudsons Einsatz erntet keine Lacher. Dann gibt es noch den Cameo von Sigourney Weaver, auf den hier ebenfalls nicht näher eingegangen werden soll. Es genügt die Anmerkung: verschenkt!

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Solide, doch kein Geniestreich

Natürlich verdient “Ghostbusters” die Empörung der Hardcore-Fans des Originals nicht, von denen nicht wenige von abscheulichen rassistischen und sexistischen Ressentiments getrieben werden. Ein komödiantisches Glanzstück ist der Film dennoch nicht. Es hätte mehr drin sein können oder auch: sollen. Schließlich hat man sich mit dem Reboot an einen zeitlosen Klassiker des Genres gewagt. Da darf man hohe Ansprüche stellen, ästhetische wohlgemerkt und keine menschenverachtende ideologische.

Kinostart: 04. August 2016

(Bilder: Sony Pictures)