Tom Wlaschiha: "Ich bin im Osten ohne Superhelden aufgewachsen"

Tom Wlaschiha spricht Spaceranger Buzz Lightyear im neuen Pixar-Film "Lightyear". Im Interview erklärt der Schauspieler die Schwierigkeiten beim Synchronsprechen und verrät, ob er in seiner Kindheit Idole hatte.

Tom Wlaschiha ist die deutsche Synchronstimme von Buzz Lightyear. (Bild: Disney/folioscope/Hanna Boussouar)
Tom Wlaschiha ist die deutsche Synchronstimme von Buzz Lightyear. (Bild: Disney/folioscope/Hanna Boussouar)

Tom Wlaschiha (48) probiert sich in etwas Neuem aus. Der Schauspieler, der durch seine Rolle des Jaqen H'ghar in "Game of Thrones" weltweite Bekanntheit erlangte, war zuletzt im Netflix-Hit "Stranger Things 4" zu sehen. Für sein aktuelles Projekt stand der 48-Jährige allerdings nicht vor der Kamera, sondern im Synchronstudio. Wlaschiha ist die deutsche Stimme von Kult-Spaceranger Buzz Lightyear im neuen Pixar-Film "Lightyear".

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der Serienstar über die Schwierigkeiten beim Synchronsprechen, verrät, ob er schon immer Schauspieler werden wollte, und erzählt davon, ob er in seiner Kindheit Idole hatte. Darüber hinaus erinnert er sich an einen Rat von Schauspielkollege Donald Sutherland (86) und betont, wie wichtig das Thema Inklusion in Kinderfilmen wie "Lightyear" ist.

War es eine Herausforderung für Sie, eine Figur in einem Animationsfilm zu synchronisieren?

Tom Wlaschiha: Das ist das erste Mal, dass ich eine Hauptrolle in einem Animationsfilm spreche. Das ist schon etwas anderes, als sich selbst zu synchronisieren. Weil man als Schauspieler normalerweise noch Gestik und Mimik zur Verfügung hat. Aber bei einem Animationsfilm muss man die ganze Figur nur über die Stimme erzählen. Das ist schon eine besondere Herausforderung.

Wollen Sie in Zukunft häufiger Animationsfilme synchronisieren?

Wlaschiha: Wollen will ich immer viele Sachen. (lacht) Das hat mir auf alle Fälle sehr viel Spaß gemacht. Wenn es da wieder ein Angebot gibt, habe ich überhaupt nichts dagegen.

Ihre Figur Buzz Lightyear ist für viele Kinder ein Held. Hatten Sie auch Idole als Sie klein waren?

Wlaschiha: Da müsste ich jetzt lange überlegen. Meine Mutti wahrscheinlich. (lacht) Nein, so richtig Idole... das weiß ich nicht. Ich bin ja im Osten ohne Disney, Marvel und diese ganzen Superhelden aufgewachsen. Buzz Lightyear ist aber eine tolle Identifikationsfigur. Er ist eben nicht der typische Held. Er ist einer, der sehr viel will, aber dann erkennen muss, dass man es alleine nicht immer schafft. Dass man den Erfolg nur bekommt, wenn man im Team arbeitet. Das ist eine sehr schöne Botschaft, die der Film rüberbringt.

Zu Beginn des Films lässt sich Buzz nur ungerne helfen. Sind Sie auch jemand, der sich lieber alleine durchkämpft oder nehmen Sie die Hilfe von anderen an?

Wlaschiha: Ich bin sehr ungeduldig. (lacht) Das heißt: Ich mache die Dinge lieber selbst, bevor ich sie delegiere. Aber ich habe, wie Buzz Lightyear auch, in den letzten Jahren immer mal wieder eingesehen, dass es doch ganz gut ist, wenn man bei der ein oder anderen Sache ein wenig Hilfe hat, und sich dann selbst auf das Wesentliche konzentrieren kann.

Können Sie sich in Buzz Lightyear wiedererkennen oder sind Sie ein ganz anderer Typ?

Wlaschiha: Ich habe nicht den Drang, ins Weltall zu fliegen. (lacht) Aber von der Persönlichkeit her schon. Der Buzz hat schon was von mir... Oder ich von ihm.

Wollten Sie schon immer Schauspieler werden?

Wlaschiha: Das ist mir eher so passiert, das mit dem Schauspielen. Ich wollte immer etwas Künstlerisches machen. Das wusste ich sehr früh. Die erste Idee war Musik. Dann dachte ich aber, dass das sehr einsam werden könnte, wenn man jeden Tag viele Stunden alleine mit seinem Instrument üben muss. Irgendwann kam ich auf Theater. Wahrscheinlich bin ich doch eher ein Teamplayer. Da gefiel mir auch die soziale Komponente, dass man gemeinsam etwas kreiert.

War es denn schwierig für Sie, sich als Schauspieler durchzusetzen? Vor allem auf dem internationalen Markt?

Wlaschiha: Das ist immer schwierig. Das Ziel als Schauspieler ist es, mit Leuten zusammenzuarbeiten, von denen ich etwas lernen kann und die das, was sie machen, verstehen und die besten in ihren Jobs sind. Nur so kann man selber besser werden. Aber das ist natürlich ein langer Prozess. Das gilt aber für alle Berufe. Um "Durchsetzen" ging es mir da aber nie. Ich habe mir irgendwann eine Agentur in London gesucht, weil ich auf der Suche nach einem zweiten Standbein war. In Deutschland hatte ich nicht so viele Angebote bekommen, aber ich hatte wahnsinnig viel Energie und das Gefühl, ich muss irgendwie arbeiten. Das hat dann relativ gut funktioniert, aber auch nicht sofort. Das war ein ziemlich langer Weg.

Tom Wlaschiha hat es international geschafft: In
Tom Wlaschiha hat es international geschafft: In "Game of Thrones" hat er eine wiederkehrende Rolle gespielt (Bild: ddp images)

Von wem konnten Sie denn etwas lernen?

Wlaschiha: Wo fange ich da an? Ich habe eine Serie gedreht, "Crossing Lines", bei der ich das Glück hatte, viel mit Donald Sutherland zu spielen. Den habe ich davor natürlich schon bewundert. Der ist ein ganz toller Typ und super auf dem Boden geblieben. Von dem habe ich mir schon einiges abgeguckt. Der hat zu mir gesagt: "Wir sind als Schauspieler dazu verpflichtet, in jeder Szene die Wahrheit zu suchen." Das war für mich ein Aha-Erlebnis. Davon gab es einige im Laufe meiner Karriere.

In "Lightyear" spielt Inklusion eine große Rolle. Wie wichtig ist so ein Thema in Kinderfilmen?

Wlaschiha: Ich finde es wichtig, dass es vorkommt. Das ist eine sehr schöne Botschaft des Films, die aber nicht vordergründig transportiert wird. Es wird schön gezeigt, dass Buzz, der Held, am Anfang der Geschichte denkt, er könnte alles alleine schaffen, aber dann erkennen muss, dass er doch die Hilfe seines Teams braucht. Und das besteht aus so unterschiedlichen Leuten, von denen man am Anfang nie erwarten würde, dass die zum Erfolg der Mission beitragen können. Aber jeder von ihnen hat irgendwas, das ganz wichtig ist, damit es am Ende klappt. Und das wird sehr schön nebenbei erzählt.

"Toy Story" kam vor 27 Jahren in die Kinos. Ist "Lightyear" auch etwas für die Generation, die mit diesen Filmen aufgewachsen ist?

Wlaschiha: Für Leute, die damals "Toy Story" geliebt haben, zu denen ich auch zähle, ist es schön, dass sie zum Beispiel Zitate wiederentdecken. Aber "Lightyear" steht natürlich für sich allein und ist ein klassischer Familienfilm mit viel Humor und witzigen Figuren wie Sox, der Roboterkatze. Aber dann gibt es eben auch einen feinen, eher hintersinnigen Humor, den man eher als Erwachsener versteht, und der sich auf einer philosophischen Ebene abspielt. Es gibt sehr schöne Betrachtungen zur Zeit, der Unendlichkeit, unserer eigenen Sterblichkeit. Das sind durchaus Dinge, über die man auch noch bisschen nachdenken kann, wenn man aus dem Kino rauskommt. Das finde ich sehr gelungen

Sie sind als Schauspieler häufig in Action-Rollen zu sehen gewesen. Gibt es denn ein Gerne, das Sie gerne noch ausprobieren würden?

Wlaschiha: Ich habe noch in keinem Martial-Arts-Film mitgespielt. Das möchte ich auch gerne auslassen, weil ich Kampfszenen überhaupt nicht mag. Aber wenn man Schauspieler wird, will man möglichst sehr viele verschiedene Rollen spielen und nicht immer dasselbe. Deswegen schaue ich bei der Projektauswahl, dass ich unterschiedliche Sachen mache, wenn es möglich ist. Bisher hat das, glaube ich, ganz gut geklappt.

Die letzten Pixar-Filme wurden direkt bei Disney+ veröffentlicht. "Lightyear" kommt nun wieder ins Kino. Was würden Sie den Kinobesuchern gerne sagen?

Wlaschiha: Meine ganz persönliche Meinung ist, "Lightyear" muss man unbedingt im Kino sehen. Es gibt nichts Besseres als im dunkeln Kino zu sitzen und mit vielen Leuten gemeinsam mit Buzz durchs dunkle Weltall zu fliegen.

Wenn Sie privat abschalten wollen, was machen Sie da am liebsten?

Wlaschiha: Also mein liebstes Hobby ist Schlafen. Das betreibe ich, wenn möglich, mit großer Hingabe und Ausdauer. (lacht) Und dann mache ich das, was andere Leute auch so machen. Ich habe in der Pandemie tatsächlich Fahrradfahren für mich wiederentdeckt, und habe teils weite Touren gemacht, bin zwei Wochen durch die Alpen geradelt. Das habe ich mir auch wieder vorgenommen. Meine nächste Strecke wird München-Venedig sein. Ich muss dafür nur noch die Lücke im Kalender finden.

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