Tödliche Kommandos und strippende Mädels - Lächerliche deutsche Filmtitel

Eins vorweg: Deutsche Filmschaffende sind durchaus in der Lage, sich schöne Titel für ihre Arbeiten einfallen zu lassen. “Einsamkeit und Sex und Mitleid”, “Im Zeichen des abnehmenden Lichts” oder gar die Klamotte “Fack ju Göhte” sind gute Beispiele für kreative Titelfindungen. Wenn es aber darum geht, sich für ausländische Produktionen passende deutsche Titel oder Beititel auszudenken, versagen die Verantwortlichen nicht selten kläglich.

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Immer wieder kommt es zu Fällen, wo man nur ungläubig den Kopf schütteln kann. Im Folgernden zeigen wir einige der größten Filmtitel-Fehlgriffe deutscher Verleiher. Die Auswahl beschränkt sich – wohlgemerkt – auf hochwertige und ernstzunehmende Produktionen und nicht auf billiges Machwerk.

Jeremy Renner in
Jeremy Renner in “Tödliches Kommando” (Bild: EuroVideo Medien)

Tödliches Kino, tödlichere Filmtitel

Ja, wir wissen es, im Kino geht es oft um Mord und Totschlag. Gefährlicher fast als die tödlichen Situationen in den Filmen sind aber deren tödlich-einfallslosen deutschen Filmtitel. Ernst kann man ernste Filme mit ernsten Themen wie Mord und Totschlag jedenfalls kaum nehmen, wenn man von Titeln wie “Tödliches Kommando”, “Tödliches Versprechen – Eastern Promises” oder “Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead” angesprochen wird. Nun mal im Ernst, handelt es sich hier um Arnold-Schwarzenegger-, Sylvester-Stallone- oder Jason-Statham-Vehikel? Oder sprechen wir von markerschütternden Gangster- und Anti-Kriegsepen? Ein bisschen mehr Respekt bitte.

Die Schwarz- und Rotseher

Was hat sich der Verleih gedacht, als er “Bienvenue à Marly-Gomont” den Titel “Ein Dorf sieht schwarz” verpasste? Gut, bei dem Film um kulturelle Konflikte zwischen einer kongolesischen Familie und der Landbevölkerung im Norden Frankreichs handelt es sich um eine Komödie. Muss man sich aber gleich für einen so abgegriffenen Titel entscheiden? Ist das Kino nicht voll von schwarz und rot und blau und was nicht sonst für Farben sehenden Figuren? (Kinostart von “Ein Dorf sieht schwarz”: 20. April 2017)

Kinderspiel für Casey Affleck oder tödlicher Ernst? (Bild: StudioCanal)
Kinderspiel für Casey Affleck oder tödlicher Ernst? (Bild: StudioCanal)

Kindergeburtstage

Ben Afflecks Spielfilm-Regiedebüt “Gone Baby Gone” spielt in einer unbestritten düsteren Welt. Erzählt wird die Geschichte eines Polizisten, der im Fall eines verschwundenen Mädchens ermittelt. Es geht um Mord, Lügen und Korruption, mit dem deutschen Beititel “Kein Kinderspiel” aber glaubt man sich auf einem Kindergeburtstag. Was ebenso wenig der Fall ist, wie es sich bei dem packenden Polizeifilm um eine platte Komödie handelt.

Alles Werbung oder was?

“Joy – Alles außer gewöhnlich” – Welche Zielgruppe wird mit diesem eindeutig zweideutigen Titel eigentlich angesprochen? Kinobesucher, die sich den neuen Film von David O. Russell und Jennifer Lawrence ansehen sollen? Oder sollen damit die Kunden eines Drogeriemarkts in den Laden gelockt werden? Oder verstehen die Filmtitel-Verantwortlichen ihre Entscheidung gar als kritischen Kommentar auf die US-Fernsehlandschaft? Immerhin fand die Erfinderin Joy Mangano hier einst eine Bühne für die Vermarktung ihrer Produkte. Mag sein, dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass es sich bei “Alles außer gewöhnlich” um einen doch ziemlich dämlichen Beititel handelt.

Lassen Amy Schumer und Goldie Hawn wirklich die Hüllen fallen in
Lassen Amy Schumer und Goldie Hawn wirklich die Hüllen fallen in “Mädelstrip”? (Bild: 20th Century Fox)

Ganz schön schlüpfrig

Habt ihr auf Anhieb die zweite Bedeutung hinter diesem Filmtitel-Meisterwerk entdeckt? “Mädelstrip” handelt vom “Trip” zweier “Mädels”, einer Mama und einer Tochter, nach Südamerika. Hier wird es wohl auch, so will es uns der Titel glauben machen, zu dem einen oder andern “Strip” kommen. Clever verp/kackt, können wir da nur sagen. (Kinostart von “Mädelstrip”: 22. Juni 2017)

Wann denn nun – abends oder morgens?

Gegen “Drei Uhr nachts” lässt sich nichts Schlechtes sagen. Der Titel ist schön und schlicht. Nur hat der Krimi von Jean-Pierre Melville nichts mit der genannten Uhrzeit am Hut. Der Film handelt von einem Überfall auf eine Spielbank, und der findet elf Uhr morgens statt. Ganz offensichtlich wollte man mit dem Titel an den berühmten Western-Klassiker “Zwölf Uhr mittags” erinnern, der vier Jahre früher in die Kinos kam.

Softporno oder Kinokunst?

Das Schönste kommt zum Schluss. Wovon könnte ein Film wie “Rashomon – Das Lustwäldchen” wohl erzählen? Nein, es handelt sich nicht um einen japanischen Softporno. Dahinter steckt zufällig einer der bahnbrechenden Filme des 20. Jahrhunderts, der Themen wie Wahrheit und Lüge, subjektive Wahrnehmung und Objektivität verhandelt. Inszeniert wurde das Meisterwerk von einem der bedeutendsten Regisseure aller Zeiten: Akira Kurosawa. Wörtlich übersetzt heißt “Rashomon” übrigens “Festungstor”. Wäre das nicht ein schöner deutscher Titel gewesen: “Das Festungstor”. Zu spät, wir müssen mit dem “Lustwäldchen” leben.

Video: “Mädelstrip”-Star Amy Schumer rechnet mit Hatern ab