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Der tiefe Fall der Roten Teufel - und wer sie jetzt retten soll

Der tiefe Fall der Roten Teufel - und wer sie jetzt retten soll

Boris Schommers ist als Trainer beim 1. FC Kaiserslautern Geschichte. Dies gab der Verein am Dienstagmittag bekannt. Der 41-Jährige war nur ein Jahr im Amt, auch Co-Trainer Kevin McKenna wurde beurlaubt.

Die Verantwortlichen der Pfälzer haben sich also nach einer stundenlangen Krisensitzung am Montag gegen eine Weiterbeschäftigung von Schommers entschieden. Die katastrophale Leistung beim 0:3 am Sonntag bei Aufsteiger Türkgücü München war dann doch zu viel des Guten.

Der FCK steht nach zwei Spieltagen in der 3. Liga auf dem letzten Tabellenplatz - mit null Punkten und null Toren.

"Das war nicht zu einem Prozent FCK. Ich bin, nachdem was wir in den vergangenen Monaten gemeinsam aufgebaut haben, geschockt", sagte Aufsichtsratssprecher Markus Merk nach der Niederlage im Grünwalder Stadion zu SPORT1. "Ein sportliches 'Weiter so' kann es nicht geben. Das heute war ein Offenbarungseid."

Deutliche Worte. Die Bosse waren zum Handeln gezwungen, wenn auch wieder mal ein großes Geheimnis gemacht wurde um die Entscheidung. Schon am Montag sickerte durch, dass Schommers' Aus besiegelt sei, doch dann hieß es man wolle noch bis Dienstag warten. Der FCK befindet sich wieder mal sportlich am Abgrund. Nur dieses Mal schon zu Beginn einer Saison.

Es gibt schon einen Wunschkandidaten

Ein neuer Trainer soll es nun richten. Bis Freitag wollen die Verantwortlichen den Schommers-Nachfolger gefunden haben. Und nach SPORT1-Informationen gibt es einen Wunschkandidaten: Torsten Ziegner, der von Sommer 2018 bis zum 25. Spieltag der vergangenen Saison beim Halleschen FC Trainer war.

Mit dem Klub spielte er in seinem ersten Jahr lange um den Aufstieg in die 2. Liga mit und landete am Ende auf Platz vier. Im zweiten Jahr lief es nicht mehr so rund und Ziegner wurde nach 25 Spielen beurlaubt.

Wieder mal hoffen sie in Kaiserslautern also auf den Heilsbringer. Mit Schommers sollte eigentlich vieles besser werden. Und zeitweise sah es auch danach aus. Man denke nur an die kleine Erfolgsserie von fünf Siegen aus sechs Spielen vor der Winterpause.

Auch nach dem Re-Start Ende Mai sah es lange gut aus. Dementsprechend zuversichtlich ging man in die neue Saison. Doch nach der Klatsche in München hatte Schommers jeglichen Kredit bei den Bossen verspielt.

Direkt nach der Partie gab es schon eine spontan einberufene Krisensitzung. Aufsichtsrats-Sprecher Markus Merk, Sportchef Boris Notzon, Fritz Fuchs, früherer FCK-Spieler und Aufsichtsratsmitglied des e.V. sowie Ex-FCK-Profi Florian Dick, der seit dem 1. April dieses Jahres im Rahmen seiner Umschulung zum Sportfachwirt wieder für die Roten Teufel tätig ist, standen rund 30 Minuten zusammen und diskutierten miteinander. Da dürfte die Entscheidung gereift sein, dass es mit Schommers nicht weiter gehen kann.

"Mir tut es leid für die Jungs"

Dabei klang er noch vor zwei Wochen angriffslustig. "Wir wollen eine der Top-Mannschaften der Liga werden", sagte Schommers da bei SPORT1. Gegen Türkgücü war davon nichts zu sehen. "Mir tut es leid für die Jungs, denn sie hatten sich diese Thematik unter der Woche nicht verdient. Das hat nicht dazu beigetragen, dass die Mannschaft mit dem größten Selbstbewusstsein angereist ist. Aber das soll keine Ausrede sein", meinte Schommers nach dem desaströsen Auftritt auf SPORT1-Nachfrage.

"Wir haben kein gutes Spiel gemacht. Durch die Aussage einer Person ist diese Unruhe entstanden. Dass wir überhaupt über meine Situation reden, zeigt, dass wieder versucht wird Unruhe in diesen Verein rein zu bringen." Doch diese Unruhe gibt es seit Jahren in dem Verein. Jeder schießt gegen jeden. Die viel gepriesene FCK-Familie gibt es schon längst nicht mehr.

Am vergangenen Mittwoch hatte Aufsichtsratsmitglied und Ex-FCK-Profi Martin Wagner gegen Schommers gewettert. Lauterns Meisterspieler von 1998 war zu dem Zeitpunkt im Gremium noch für die sportlichen Belange zuständig und sah offenbar mit Schommers die Ziele gefährdet.

Wagner tritt zurück

Wie die Bild berichtete, empfahl Wagner nach einer weiteren Niederlage bei Türkgücü den Trainer auszutauschen. Dafür wollte er eine einstimmige Empfehlung an Geschäftsführer Sören Oliver Voigt. Die Räte lehnten dies aber ab und Wagner, der auf SPORT1-Nachfrage nichts sagen wollte, trat schließlich zurück.

Und schließlich landeten diese Turbulenzen einmal mehr in den Köpfen der Spieler. Früher hätten die Fans gesungen "Außer Gerry könnt ihr alle geh'n", doch die einstige Torwart-Legende Gerry Ehrmann ist nicht mehr da. Der ehemalige Torwarttrainer wurde im Februar freigestellt und streitet sich mit seinem FCK gerade vor Gericht. Der 61-Jährige hatte sich mit Schommers überworfen.

Die von Wagner befürchtete weitere Niederlage bei Türkgücü traf die Verantwortlichen bis ins Mark. Der 1. FC Kaiserslautern steht erneut am Scheideweg. Und muss sich mal wieder neu finden.