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"The Dinner" mit Richard Gere ist keine leichte Kost

Schauspieler Richard Gere (67, "Pretty Woman") dreht nicht mehr Filme am laufenden Band. Seinen neuen Streifen "The Dinner", sein wohl einziger Auftritt im Kinojahr 2017, stellte er bereits Anfang des Jahres bei der Berlinale vor. Das starbesetzte Drama basiert auf dem Roman "Angerichtet" des niederländischen Schriftstellers Herman Koch (63). Der israelische Regisseur Oren Moverman (50) hat das Abendessen in die USA verlagert, in ein Luxus-Lokal, wo nichts so ist, wie es am Anfang zu sein scheint.

Worum geht's?

Die beiden Brüder Stan (Richard Gere) und Paul (Steve Coogan) könnten unterschiedlicher nicht sein. Stan, ein erfolgreicher Kongressabgeordneter und Paul, ein typischer Lehrer. Nur widerwillig kann Pauls Frau Claire (Laura Linney) ihn dazu überreden, gemeinsam mit Stan und seiner zweiten Frau Katelyn (Rebecca Hall) in einem schicken Lokal zu Abend zu essen. Zwischen den Paaren liegen jede Menge Spannungen in der Luft, die im Verlauf des Essens nach und nach herausbrechen und ungeahnte Familiengeheimnisse ans Licht befördern.

Wenn einem das Essen im Hals stecken bleibt

Regisseur Oren Moverman hat ein Kammerspiel geschaffen, das den Zuschauer durchaus verwirrt, aber gleichzeitig fesselt. Es gibt mehrere Erzählstränge auf unterschiedlichen Zeitebenen, zwischen denen gerade in den ersten zwei Dritteln des Films wild hin und her gesprungen wird, ohne dass klar ist, wie diese miteinander zusammenhängen. Man muss aufpassen, um nichts zu verpassen, was einen regelrecht an die Leinwand bannt. Das Puzzle will gelöst werden. Denn schnell wird klar, dass das eigentliche Problem nicht das Abendessen selbst ist, sondern etwas Gravierenderes vorliegt. Was, sei hier nicht verraten.

"The Dinner" mag an Roman Polanskis "Der Gott des Gemetzels" erinnern. Doch während Polanski seine Akteure nur in einem Raum agieren lässt, bedient sich Moverman an Flashbacks und inneren Monologen. Was die Filme verbindet: Ein Star-Ensemble vom Feinsten. Gere, Coogan, Linney und Hall überzeugen in ihren Rollen auf ganzer Linie. Sympathisiert man zu Beginn mit einer Figur, wendet sich im Laufe der Erzählung das Blatt. Denn nicht jeder ist so, wie er zunächst zu sein scheint. Mit der Kameraführung werden die Performances zudem intensiviert - man hat das Gefühl selbst mit am Tisch zu sitzen und würde den einen oder anderen gerne zur Vernunft schütteln.

"The Dinner" kann als Gesellschaftskritik der heutigen Zeit verstanden werden. Es geht um den Egoismus des Menschen, Geheimnisse, Gewaltbereitschaft und das klassische Denken in Schichten. Ist das Leben eines Reichen mehr wert als das eines Armen? Vertraue ich meinem Partner alles an oder verschweige ich hier und da etwas? Auch politische Aspekte fließen in die Story ein. Und die Frage aller Fragen: Was bedeutet Gerechtigkeit und was ist man bereit dafür zu opfern?

Fazit

"The Dinner" ist wahrlich keine leichte Kost und hinterlässt einen faden Beigeschmack. Am Ende herrscht nicht Friede, Freude, Eierkuchen, viele Fragen bleiben offen. Nichts für schwache Nerven und alle, die nur zum Berieseln im Kinosessel Platz nehmen. Einen entspannten Kinoabend erlebt man hier nicht, sondern bekommt etwas zum Nachdenken serviert. Ein Film der nachhallt, da er aktueller und realer nicht sein könnte.

Foto(s): © TOBIS Film GmbH, © TOBIS Film GmbH, © TOBIS Film GmbH, © TOBIS Film GmbH