Tesla-Aktie tief im Minus: Braucht Elon Musk Geld?

Tesla-Aktie: Mega-Mutprobe

Überraschende Forderung von Elon Musk: Lieferanten sollen geleistete Zahlungen teilweise wieder an Tesla zurückzahlen - die Aktie bricht um über fünf Prozent ein! Bereits am Freitag dementierte Musk einmal mehr negative Schlagzeilen mit gewohnt impulsivem Gemüt. Beide Meldungen sorgen für Stirnrunzeln bei den Aktionären und den Analysten.

Ein möglicher Anstieg der Model 3 Stornierungen und jetzt noch ein Liquiditäts-Engpass zeigen: Bei Tesla läuft es aktuell alles andere als rund.

Überraschende Forderung

Heute macht der Pionier der Elektromobilität mit einer ungewöhnlichen Forderung auf sich aufmerksam. Dem Wall Street Journal liegt eine schriftliche Mitteilung vor, die Tesla letzte Woche an einen globalen Lieferanten versendet hat. Darin fordert Tesla den Lieferant auf, „einen beträchtlichen Geldbetrag“ zurückzugeben. Aus der Mitteilung geht außerdem hervor, dass diese Rückerstattung „wesentlich“ für den weiteren Betrieb von Tesla ist und alle Lieferanten um Hilfe gebeten werden.

Mit seiner Twitter-Meldung sorgte Tesla-Chef Musk bereits für Ungereimtheiten in diesem Zusammenhang und es stellen sich Fragen bezüglich der Liquidität und der Rentabilität des amerikanischen Autobauers.

Dilemma Model 3

Musk dementierte vergangenen Freitag über Twitter den Vorwurf der New Yorker Investmentbank Needham & Co., dass rund 25 Prozent aller Model 3 Reservierungen storniert wurden. Dabei nennt er auch konkrete, wöchentliche Absatzzahlen: 5.000 neue Model 3 sowie 2.000 Modell S und X Bestellungen sind in der letzten Woche eingegangen. Weiter betont Musk, dass es sich um Nettobestellungen handelt, etwaige Stornierungen sind also bereits herausgerechnet.

Analyst Rajvindra Gill zweifelt diese Zahlen stark an. Lange Wartezeiten sowie der Wegfall amerikanischer Subventionen für Elektrofahrzeuge sind Gründe für eine erhöhte Stornorate –und lassen damit die genannten Zahlen in Bezug auf das Model 3 unglaubwürdig wirken.

Storni indirekt bestätigt

Laut eigener Aussage hat Tesla sein Produktionsziel, 5.000 Model 3 pro Woche zu produzieren, in der letzten Juni-Woche erreicht. Das Ziel für Juli lautet 6.000 Modelle wöchentlich, langfristig sogar 8.000. Nimmt man ein Produktionsziel von 8.000 Fahrzeugen an, würde es jedoch über ein Jahr dauern, alle 420.000 bestellten Model 3 auszuliefern.

Ein Tesla Sprecher teilte Ende Juni gegenüber CNBC mit, dass Tesla jedoch innerhalb von ein bis drei Monaten liefern könne. Außerdem seien einige Kunden informiert worden, dass sie ihr Model 3 schneller als geplant erhalten werden. Ein Indiz dafür, dass einige Fahrzeug-Reservierungen storniert wurden und die von Musk genannten Zahlen nicht mit der angegebenen Lieferzeit übereinstimmen.

Zudem ist es fraglich, ob Tesla mit dem Model 3 tatsächlich eine Marge von 30 Prozent – wie von Autoexperte Sandy Munro erwartet – erzielen kann. Autolegende Bob Lutz sieht das in einem Interview mit dem AKTIONÄR skeptisch, da man die genauen Materialkosten nicht kennt. Auch eine dauerhafte Model 3 Nachfrage zweifelt er an, denn die Konkurrenz schläft nicht.

Es bleibt also weiterhin ein Rätselraten, wie viele Model 3 zum jetzigen Stand vorbestellt sind und ob Tesla diese auch gewinnbringend verkaufen kann. Der amerikanische Autobauer bleibt daher weiterhin ein riskantes Papier.

Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG: Im http://www.hotstockreport.de/ befindet sich ein Short auf Tesla im Depot 2030. Der Autor Florian Söllner hält folgende Instrumente und beabsichtigt, diese aufzustocken und/oder zu verkaufen, sodass er von der durch die Publikation resultierenden Kursentwicklung profitiert: Tesla-Optionsschein (Put).