Tag 5 der Berlinale: Tragische Geschichten und filmische Kontroversen

Marie Bäumers Darstellung von Romy Schneider in „3 Tage in Quiberon“ gilt als preisverdächtig. (Bild: Getty Images)
Marie Bäumers Darstellung von Romy Schneider in „3 Tage in Quiberon“ gilt als preisverdächtig. (Bild: Getty Images)

Nach einem belebten Partywochenende lenkte die Berlinale den Fokus am Montag auf ernste, gar düstere Themen: Die Wettbewerbsfilme handelten von der Flugzeugentführung von Entebbe, dem tragischen Leben Romy Schneiders und dem Massaker von Utøya.

Was darf ein Film zeigen, wie weit darf er gehen? Gerade bei Verfilmungen von wahren, katastrophalen Ereignissen und Verbrechen stehen diese Fragen im Vordergrund. Insbesondere, wenn es darum geht, wie nahe man dem Täter sein darf und wie weit man die Opfer schützen muss, gehen die Meinungen auseinander. Und so überrascht es auch nicht, dass „Utøya 22. Juli“ die erste Kontroverse der diesjährigen Berlinale entfacht.

Der Film des norwegischen Regisseurs Erik Poppe erzählt die Geschichte des Anschlags des Rechtsextremisten Anders Breivik, der am 22. Juli 2011 69 Menschen in einem Feriencamp der sozialdemokratischen Partei auf der Insel Utøya erschoss. Der 72 Minuten lange Film folgt dabei ohne einen einzigen sichtbaren Schnitt den Opfern, allen voran der fiktiven Protagonistin Kaja, durch die von Horror erfüllten Minuten des Massakers.

Andrea Berntzen spielt in Erik Poppes Film „Utøya 22. Juli“ die fiktive Hauptfigur Kaja. (Bild: Getty Images)
Andrea Berntzen spielt in Erik Poppes Film „Utøya 22. Juli“ die fiktive Hauptfigur Kaja. (Bild: Getty Images)

„Im Europa dieser Tage nimmt der Neofaschismus tagtäglich zu. Deshalb müssen wir uns erinnern, müssen zeigen, wozu Rechtsextremisten fähig sind“, erklärt der Regisseur bei der Vorstellung des Filmes. Die Reaktionen sind jedoch gemischt: Lisbeth Kristine Røyneland, Vorsitzende der norwegischen Opfer-Selbsthilfegruppe, bezeichnet „Utøya 22. Juli“ als „ehrlich“ und „wichtig“. Fabian Wallmeier vom „rbb“ wirft Poppe jedoch vor, das Drama von Utøya zu missbrauchen und daraus einen „Schocker mit kitschig überzeichneter Heldinnengestalt“ zu machen.

Für Aufsehen anderer Art sorgte derweil „3 Tage in Quiberon“, eine Aufarbeitung der letzten Jahre von Romy Schneider. Basierend auf einem „Stern“-Interview von 1981 spielt Marie Bäumer in dem Biopic von Emily Atef die zutiefst gebrochene Schauspielerin und überzeugt mit ihrer authentischen, emotional mitreißenden Darbietung so, dass sie nun als größte Anwärterin für den Preis als beste Schauspielerin bei der 68. Berlinale gehandelt wird.

Daniel Brühl und Rosamund Pike spielen in „7 Tage in Entebbe“ zwei deutsche Terroristen. (Bild: Getty Images)
Daniel Brühl und Rosamund Pike spielen in „7 Tage in Entebbe“ zwei deutsche Terroristen. (Bild: Getty Images)

Ebenfalls auf historischen Tatsachen beruhend: „7 Tage in Entebbe“ mit hochkarätiger Starbesetzung, bestehend aus Daniel Brühl und Rosamund Pike. Regisseur José Padilha erzählt in dem Thriller die Geschichte der Entführung einer Air-France-Maschine im Jahr 1976. Vier pro-palästinensische Terroristen hielten die Passagiere dabei sieben Tage lang in Entebbe, Uganda, gefangen, bis die Geiselnahme gewaltsam von israelischen Truppen beendet wurde. Der Film läuft außer Konkurrenz.