Südkorea liebt Beauty-OPs und Make-up – einige Frauen wollen das jetzt ändern
Stupsnase, Porzellanteint und definierte Wangenknochen: Für dieses Schönheitsideal lassen einige Frauen in Südkorea vieles über sich ergehen. Jetzt stieß eine Moderatorin durch das Tragen einer Brille eine neue Diskussion darüber an.
Nachrichtensprecherin Yim Hyun-ju entschied eines Morgens, ihre Brille, anders als sonst, während der Moderation aufzubehalten. Es war das erste Mal, dass sich eine Frau im südkoreanischen Fernsehen vor der Kamera mit Brille zeigte. “Ich habe mich gefragt, was daran falsch ist, eine Brille zu tragen. Wenn es ein Problem der Beleuchtung wäre, sollten männliche Nachrichtensprecher auch keine Brillen tragen. Machen sie aber, ohne dass es ein Thema wäre. Warum tragen also weibliche Nachrichtensprecherinnen keine Brillen?”, fragt die Moderatorin in einem BBC-Interview. Sie sei vorher nervös gewesen, habe aber anschließend hauptsächlich positive Rückmeldungen bekommen.
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Seitdem trägt sie ihre Brille auch on air und setzt damit ein Zeichen für eine neue feministische Bewegung im ganzen Land.
Extremer Schönheitswahn
Südkorea hält in Sachen Schönheitsoperationen einen zweifelhaften Rekord. In keinem anderen Land werden prozentual mehr Frauen für ein vermeintlich perfektes Aussehen operiert als hier. Eine von drei Frauen zwischen 19 und 29 hat sich bereits einer kosmetischen Operation unterzogen.
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Das gängige Schönheitsideal sieht bei Frauen eine sehr helle und faltenlose Haut vor, bei der keinerlei Poren zu sehen sind. Das wird mit vielen Cremes, Beauty-Eingriffen und viel Schminke erreicht. Die koreanische Gesichtspflege wird K-Beauty genannt und ist mittlerweile auf der ganzen Welt berühmt. Das aufwendige Pflegeritual und ein ordentliches Make-up gelten in Südkorea auch als ein Ausdruck von Höflichkeit. Frauen zeigen damit nach außen, dass sie ihr Leben im Griff haben.
Neue Protestbewegung
Viele Koreanerinnen haben jetzt genug von dieser Fixiertheit auf das Äußere und der damit einhergehenden Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen. Einige organisieren sich daher im Rahmen von Protestaktionen. Ihr Schlachtruf lautet: “Befrei dich aus dem Korsett”.
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Anhängerinnen der Bewegung zerstören ihr Make-up, schneiden ihre Haare ab und widersetzen sich ganz deutlich der geltenden Vorstellung einer schönen Frau. All das wird in den sozialen Netzwerken dokumentiert und geteilt. Auch Nachrichtensprecherin Hyun-ju hat ihren Beitrag dazu geleistet. Sie hofft: “Die Gesellschaft wird vielfältiger, wenn sich derartige kleine Veränderungen häufen.”