„Star Wars“: Fan entdeckt Logikfehler bei den Jedi-Kostümen – und entfacht epische Diskussion
Ein „Star Wars“-Fan glaubt, eine Logiklücke bei den Jedi-Kostümen ausgemacht zu haben – und postete seine Sicht der Dinge auf Twitter. Ein anderer User nahm diesen Beitrag zum Anlass, um selbst über die Kostümwelt der „Star Wars“-Filme zu schreiben – und zwar in epischer Breite.
Wenige Phänomene der Kinowelt werden so intensiv diskutiert wie das „Star Wars“-Universum. Zu Jabba the Hutt, Jar Jar Binks, Meister Yoda und Chewbacca haben schließlich viele Menschen eine gut durchdachte Meinung. Auf Twitter hat nun der Schriftsteller Dennis DiClaudio („Der kleine Hypochonder – Lexikon der eingebildeten Krankheiten“) einige Gedanken über die Weltraum-Saga geäußert.
Und zwar geht es DiClaudio um den ersten „Star Wars“-Film aus dem Jahr 1977. In einer der Szenen, die auf dem Wüstenplaneten Tatooine spielt, taucht Alec Guinness als Obi-Wan Kenobi auf. Der Jedi-Meister trägt eine Art Franziskaner-Kutte und ist im ersten Moment nicht erkennbar. Als er Luke Skywalker und seinen beiden Druiden R2-D2 und C-3PO zur Hilfe kommt, lüftet er schließlich die Kapuze und zeigt sein Gesicht.
Für DiClaudio ergibt das retrospektiv keinen Sinn:
Gotta get something off my chest: In the first #StarWars film, Obi-Wan Kenobi dressed to blend in on Tatooine so that nobody would suspect he was a Jedi. 1/ pic.twitter.com/lhGmPiyXjS
— Dennis DiClaudio (@dennisdiclaudio) June 5, 2018
„Ich muss mal was loswerden: Im ersten Star-Wars-Film ist Obi-Wan Kenobi auf Tatooine verkleidet, damit niemand Verdacht schöpft, er sei ein Jedi.“
Basing all Jedi fashion on that one everyday-Tatooine costume is absolutely fucking ridiculous. pic.twitter.com/zDPcNtwhZE
— Dennis DiClaudio (@dennisdiclaudio) June 5, 2018
„Die gesamte Jedi-Mode von diesem einen gewöhnlichen Tatooine-Kostüm abzuleiten, ist total lächerlich.“
On top of just being pointless, it means that Obi-Wan spent his 20 years hiding out on Tatooine dressed like a fucking Jedi.
— Dennis DiClaudio (@dennisdiclaudio) June 5, 2018
„Abgesehen davon, dass es keinen Sinn ergibt, bedeutet das ja, dass Obi-Wan 20 Jahre lang versteckt auf Tatooine lebte, als verdammter Jedi verkleidet.“
Ein wenig deutlicher ausgedrückt: DiClaudio bemängelt, dass die Kutte von Obi-Wan ja eigentlich als Verkleidung dienen sollte, um auf dem Wüstenplaneten nicht als Jedi erkannt zu werden. Doch in den anderen Filmen trugen alle Jedi-Ritter eine ebensolche Kutte, so DiClaudios Meinung – sprich, der Look hätte als Verkleidung auf Tatooine gar keinen Sinn gemacht, schon gar nicht über 20 Jahre hinweg, weil die braune Kutte die reguläre Jedi-Uniform war.
Diese Gedankenspiele spalten Twitter in zwei Lager. Eine Twitter-Userin erwiderte:
I love wearing my Jedi robes, but this is so spot on. I guess I really should say, I love wearing my Tatooine robes… https://t.co/kgXrNPvsqj
— Gina (@firnrothiel) June 6, 2018
„Ich liebe es, meine Jedi-Klamotten zu tragen, aber das trifft es auf den Punkt. Ich sollte wohl eher sagen, ich liebe es, meine Tatooine-Klamotten zu tragen.“
Doch dann schaltete sich ein echter Kenner der Materie ein. Twitter-User und Star-Wars-Fan Kevin Tong zeigte in insgesamt zwölf Tweets auf, warum nicht die Filmreihe eine Logiklücke aufweist, sondern die Schlussfolgerung von DiClaudio.
I disagree with this thread and will lay out key points that show that the apparent visual blandness of the Jedi fashion choices serve the film, both in terms of story and visuals 1/12 https://t.co/wOPsS18Ufw
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Ich stimme mit diesem Thread nicht überein und werde Schlüsselpunkte anführen, die zeigen, dass die offenkundige Farblosigkeit der Jedi-Kostümauswahl dem Film dient, sowohl was die Handlung als auch das Visuelle betrifft.“
First off, the Jedi don’t really have a specific set of clothes. They do wear mostly Earth tones, but so do most people in the Star Wars galaxy. Luke and Rey dress very similar to Jedi when we first meet them 2/12 pic.twitter.com/NywYX8iUNm
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Zuerst einmal: Die Jedi haben keine spezifische Garderobe. Sie tragen hauptsächlich Erdtöne, aber das tun die meisten Leute in der Star-Wars-Galaxie. Luke und Rey kleiden sich ähnlich wie die Jedi, wenn wir ihnen das erste Mal begegnen.“
So Obi Wan isn’t in danger of being discovered on Tattoine for dressing like a Jedi, bc Jedi dress more or less like everyone else. The only real Jedi uniform is his lightsaber & belt, which he hid under his non descript robe until it was time for Ponda Baba to get got! 3/12 pic.twitter.com/GIsZ4Q89fv
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Obi-Wan läuft nicht Gefahr, auf Tatooine wegen seiner Jedi-Kleidung erkannt zu werden, da sich Jedi mehr oder weniger wie alle anderen kleiden. Die einzig echte Jedi-Uniform sind sein Lichtschwert und sein Gürtel, die er unter seiner unbestimmten Kleidung trug, bis er sich mit Ponda Baba anlegte!“
Yoda, Qiu Gon Jinn, Obi Wan, Anakin, and Luke all dress very similarly, but not the same, because they all trained under each other, starting with Yoda. It makes sense that a pupil would emulate the master 4/12 pic.twitter.com/b5QGUOoK5m
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Yoda, Qiu Gon Jinn, Obi-Wan, Anakin und Luke kleiden sich alle sehr ähnlich, aber nicht identisch, weil sie alle vom jeweils anderen ausgebildet wurden, was mit Yoda begonnen hat. Es ergibt Sinn, dass Schüler ihre Meister nachahmen.“
Further note, many of the costumes in Star Wars (esp the Jedi) are based on traditional Japanese clothing. The Jedi wear what samurai would wear under their armor, but they don’t wear armor bc the Force is their armor in concept… 5/12 pic.twitter.com/hpi9vwWh48
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Weitere Anmerkung: Viele der Kostüme in Star Wars (speziell die der Jedi) basieren auf traditioneller japanischer Kleidung. Die Jedi tragen, was auch Samurai unter ihrer Rüstung getragen haben, aber sie [die Jedi, Anm.] tragen keine Rüstung, da in ihrem Konzept die Macht ihre Rüstung ist.“
… Funny story to add to that: My friend’s dad was from rural Japan and had never seen Star Wars (not even the ads) until recently. When he watched A New Hope w/ his son for the first time, he asked why everyone in this American film was wearing Japanese clothing 6/12
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Eine witzige Anekdote hierzu: Der Vater eines Freundes stammt aus einem ländlichen Teil Japans und hat Star Wars bis vor kurzem nie gesehen (nicht einmal die Werbungen). Als er zum ersten Mal ‚Eine neue Hoffnung‘ mit seinem Sohn schaute, fragt er, warum in diesem amerikanischen Film alle japanische Kleidung trugen.“
Most of the galaxy in Star Wars dresses in drab colors because most of the individuals we see are from the lower class. The wealthy upper class in SW dress more elaborately and in brighter colors (trade federation, Queen Amidala, Lando) 7/12 pic.twitter.com/oWIlfRpWX1
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Die meisten in der Galaxie in Star Wars kleiden sich in glanzlosen Farben, denn die meisten Individuen, die wir sehen, stammen aus unteren Gesellschaftsschichten. Die wohlhabende Schicht in Star Wars kleidet sich aufwändiger und in leuchtenderen Farben (Handelsföderation, Königin Amidala, Lando).“
The difference in color palette between the rich and the poor is very intentional, so you instantly know from the visuals what kind of place and people you’re dealing with as the story takes us to many worlds and civilizations 8/12 pic.twitter.com/PNQSoSbQDb
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Die farblichen Unterschiede zwischen den Armen und den Reichen sind volle Absicht, damit man optisch sofort erkennt, an welchem Ort man sich befindet oder mit welchem Volk man es zu tun hat, da einen die Geschichte in viele Welten und Zivilisationen führt.“
The farther people live from the core planets, like in Tatooine or Jakku, the more drab they dress, bc they’re people who live in isolation on desert worlds and are largely isolated from galactic commerce 9/12
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Je weiter die Menschen von den Kernplaneten – wie in Tatooine oder Jakku – entfernt leben, desto eintöniger kleiden sie sich, da es sich um Leute handelt, die in Isolation in Wüstenwelten und weitab vom galaktischen Handelsgeschehen leben.“
Although the Jedi as an organization have power and resources, they live an ascetic live, eschewing indulgences like fashion and displays of wealth. Their garment choice, the Earth tone garment of the people, implies humility & that they are of the people (implies) 10/12 pic.twitter.com/1W6Jfqtg8S
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Obwohl die Jedi als Organisation über Macht und Ressourcen verfügen, führen sie ein asketisches Dasein und meiden Ausschweifungen wie Mode und das Zurschaustellen von Wohlstand. Ihre Kleiderwahl, mit den Erdtönen des Volkes, zeigt ihre Bescheidenheit und dass sie dem Volk angehören.“
The dull Earth tone color palette serves a cinematic function to contrast the light sabers as much as possible, highlighting them. It is visually striking to see an unassuming person suddenly produce and swing a blindingly bright sparking laser sword 11/12 pic.twitter.com/esHTxpPynf
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Die eintönige Farbpalette aus Erdtönen dient einem cinematischen Zweck, nämlich um die Lichtschwerter in höchstmöglichem Kontrast darstellen zu können. Es ist visuell beeindruckend, wenn man eine anspruchslose Person sieht, die plötzlich ein blendend helles Lichtschwert schwingt.“
Star Wars presents a realistic lived in world. The clothing choice of the Jedi was carefully considered and is not a creative void. Films are a form of art. With all the best art, every part of it is carefully considered and there for a reason. 12/12https://t.co/A8hBbTd2Nm
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Star Wars präsentiert eine realistisch bevölkerte Welt. Die Kleiderwahl der Jedi wurde sorgfältig abgewogen und ist kein kreatives Manko. Filme sind eine Kunstform. Wie bei aller guter Kunst, ist jeder Teil gut überlegt und existiert aus einem Grund.“
Nach diesem epischen Twitter-Gewitter verstiegen sich die beiden Star-Wars-Fans noch in eine private Debatte.
This is all very good post hoc justification for what was essentially lazy design choices on Lucas' part in the prequels.
— Dennis DiClaudio (@dennisdiclaudio) June 6, 2018
„Das ist alles eine nachträglich sehr gute Rechtfertigung für etwas, was in den Prequels ursprünglich lausige Design-Entscheidungen von [George, Anm.] Lucas waren.“
Hi Dennis, wow, this got nuts! I wrote this thread mainly because I didn’t want to get out of bed this morning and I wanted to politely offer another POV on this. Looking forward to your cosmic horror novel, it’s one of my favorite genres of literature and film!
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Hi Dennis, wow, du beweist aber Mut. Ich habe diesen Thread hauptsächlich deshalb verfasst, weil ich heute Morgen nicht aus dem Bett wollte und eine andere Sichtweise anbieten wollte. Freue mich schon auf deinen kosmischen Horror-Roman, ist eins meiner Lieblingsgenres in Literatur und Film.“
Dennis DiClaudio hat auf seinem Twitter-Profil geschrieben, dass er aktuell an einem „verrückten kosmischen Horror-Roman“ arbeite.
Ein Ende will die Diskussion aber nicht nehmen:
Cool! I was afraid that you'd maybe taken this in some way other than how it was intended, based upon all the angry responses. Your points are excellent and well-thought-out, and I genuinely do appreciate you contributing your POV.
— Dennis DiClaudio (@dennisdiclaudio) June 6, 2018
„Cool! Dachte schon, du hättest das vielleicht in den falschen Hals bekommen, wenn man die ganzen zornigen Reaktionen sieht. Deine Argumente sind exzellent und gut durchdacht, und ich weiß deine Darstellung sehr zu schätzen.“
Haha I thought your post was funny & a good opportunity to practice my ability to present a cohesive counter argument to addresses the issue in a civilized way while highlighting some of the strengths of SW, it’s debt to Japanese culture, & the awesome art of Ralph McQuarrie
— Kevin Tong (@tragicsunshine) June 6, 2018
„Haha, ich fand deinen Post witzig. Es war eine gute Möglichkeit, meine Fähigkeit zu trainieren, ein schlüssiges Gegenargument auf zivilisierte Weise zu präsentieren und dabei einige Stärken von Star Wars hervorzuheben, den Einfluss der japanischen Kultur und die geniale Kunst von Ralph McQuarrie.“
My thread was something I wrote in five minutes to put off doing real work. Wasn’t expecting anything like this. I’ve really been enjoying the conversation since though.
Well, for the most part.
— Dennis DiClaudio (@dennisdiclaudio) June 6, 2018
„Meinen Thread habe ich in fünf Minuten geschrieben, um meine eigentliche Arbeit vor mir herzuschieben. Habe nichts dergleichen erwartet. Genieße die Konversation seither aber. Nun, zu einem großen Teil.“
Honestly, I could talk about this shit all day long.
— Dennis DiClaudio (@dennisdiclaudio) June 6, 2018
„Ehrlich, ich könnte den ganzen Tag über diesen Scheiß quatschen.“
Und mit diesen Worten endete eine der wohl ausuferndsten Internet-Fan-Diskussionen zum Thema Star Wars.