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Star der neuen Apple-Serie "Trying": "Deshalb bin ich jetzt nicht mehr zu stoppen!"

Ein etwas pummeliger Schüler beginnt, lustig zu sein, damit seine Klassenkameraden ihn mögen. Ein Klassiker, den der britische Schauspieler Rafe Spall so erlebt hat. Es hat ihn weit gebracht - bis hin zur ersten Streaming-Serie, die Apple TV+ in Europa produziert hat.

"Trying" (ab 1. Mai via Apple TV+) erzählt die Geschichte eines glücklichen Paares, Nikki und Jason, dessen Leben perfekt scheint, wäre da nicht ein unerfüllter Babywunsch. Auf natürlichem Wege bleibt eine Schwangerschaft trotz aller Bemühungen aus, sodass sich die beiden dem langwierigen Prozess einer Adoption stellen. Doch auch das bringt so einige ungeahnte Hürden mit sich. An der Seite von Esther Smith spielt Rafe Spall ("Black Mirror") die männliche Hauptrolle in der ersten europäischen Eigenproduktion des Streaming-Dienstes Apple TV+. Im Interview spricht der 37-jährige Brite über sein Leben in der Corona-Krise mit drei kleinen Kindern, darüber, wie er seinen Humor entdeckt hat, und kleine Makel.

teleschau: "Trying" ist die erste europäische Serie, die Apple TV+ auf den Streaming-Markt bringt. Macht Sie diese Besonderheit nervös?

Rafe Spall: Nicht nervös, eher sehr geehrt, dass diese Serie die erste für Apple TV+ Europa ist. Ich finde, dass "Trying" die perfekte Serie für die momentane Situation ist, in der wir alle zu Hause bleiben müssen. In der Serie gibt es jede Menge Körperkontakt - also genau das, was wir gerade nicht haben können (lacht).

teleschau: Apropos Quarantäne: Wie verbringen Sie Ihre Zeit aktuell zu Hause?

Spall: Meine Frau und ich haben drei Kinder, alle unter zehn Jahre. Man kann sich also vorstellen, dass wir von Ruhe in unserem Haus nur träumen können. Wir versuchen unser Bestes, ihnen mit dem Heim-Unterricht zu helfen, und gehen nachmittags stundenlang mit ihnen spazieren. Abends staube ich meine alten Platten ab und höre sie mir an, während ich mir einen Drink zur Entspannung gönne (lacht).

"Lachen ist wichtig, wir alle brauchen das"

teleschau: Streaming hilft gerade vielen gegen die Langeweile. Glauben Sie, dass die VoD-Dienste die Kinos mittelfristig ganz verdrängen können?

Spall: Nein, das glaube ich nicht. Ich persönlich kann es jedenfalls kaum erwarten, bis die Kinos wieder aufgemacht werden. Ich bin sicherlich einer der Ersten, der ins Kino und auch ins Theater gehen wird. Klar ist Streaming toll, es gibt für jeden etwas zu sehen. Wir haben mittlerweile so viele verschiedene Plattformen, dass sich jeder bequem das heraussuchen kann, was ihn interessiert. Trotzdem kann es das Gefühl und auch das Verlangen nicht ersetzen, mit seinen Freunden ins Kino zu gehen und einen Film gemeinsam mit anderen auf der großen Leinwand zu genießen.

teleschau: "Trying" behandelt ein ernstes Thema, doch durch den britischen Humor schaffen Sie es trotzdem, für jede Menge Lacher zu sorgen.

Spall: Ein unerfüllter Kinderwunsch und Adoption sind natürlich große und ernste Themen, die viele Paare betreffen. Doch wir Menschen können mit ernsten Situationen oft besser umgehen, wenn wir Humor darin finden. Wie zum Beispiel auch in der aktuellen Situation mit der Corona-Krise: Die Leute schicken sich lustige Videos und Parodien darüber, das Internet ist voll davon, und wir lachen gemeinsam. Lachen ist wichtig, wir alle brauchen das, gerade in schweren Zeiten. Das habe ich zumindest aus meinen eigenen Erfahrungen in meinem Leben gelernt.

teleschau: Sprechen Sie davon, dass Sie als Jugendlicher ein bisschen mehr Gewicht hatten und erst im Alter von 19 Jahren rund 35 Kilo abgenommen haben?

Spall: Wenn man von Natur aus attraktiv ist, braucht man sich meist nicht zu bemühen, Freunde zu finden. Alle wollen mit demjenigen befreundet sein, der scheinbar alles hat. Vor allen Dingen in der Schule. Wenn man Makel hat, versucht man seine Beleibtheit durch andere Attribute zu steigern, sodass die Mitschüler dich toll finden und so sein wollen wie du. Bei mir war es der Humor. Das hat sich mit der Zeit so entwickelt, und ich habe meine Erfüllung darin gefunden, andere zum Lachen zu bringen. Deshalb bin ich jetzt nicht mehr zu stoppen (lacht).

"Manchmal bin ich einfach zu nett und zu gut"

teleschau: Apropos Makel: Als Nikki und Jason sich dazu entscheiden, ein Kind zu adoptieren, stellen sie eine Liste mit ihren Fehlern zusammen. Was sind Ihre?

Spall: Manchmal bin ich einfach zu nett und zu gut. Ansonsten bin ich ein Perfektionist, was die Leute wahrscheinlich am meisten nervt. Oft fallen uns die Fehler des anderen erst mit der Zeit auf und stören uns dann immer mehr. Das Tolle an "Trying" ist, dass Nikki und Jason die Fehler des anderen kennen, diese aber akzeptieren, eben weil sie so eine große Liebe zueinander haben. Wenn man solch eine Person im Leben findet, die einen trotz der eigenen Fehler akzeptiert und liebt, dann hat man quasi den Hauptgewinn gezogen - so wie ich!

teleschau: Die Adoptionsvermittlerin macht nicht halt davor, die Eltern, Freunde und auch die Ex-Partner zu befragen. Was würden Ihre Eltern, Freunde und Ex-Freundinnen über Sie sagen?

Spall: In meinen Ex-Beziehungen war ich immer derjenige, dem die Schuld gegeben wurde. Wahrscheinlichen würden sich all meine Ex-Freundinnen heute bei mir entschuldigen (lacht). Ich denke, dass meine Eltern stolz auf mich sind, aber in mir immer noch ihren 15-jährigen Sohn sehen, obwohl ich mittlerweile ein erwachsener Mann bin. Und meine Freunde ... ich glaube sie mögen mich. Das hoffe ich zumindest (lacht).

teleschau: Apple TV+ plant bereits die zweite Staffel von "Trying". Wissen Sie schon, wann wir damit rechnen können?

Spall: Wir wollen so schnell wie möglich mit den Dreharbeiten beginnen. Natürlich weiß im Moment keiner, wann genau es losgehen kann, aber ich bin mir sicher, dass wir etwa zur gleichen Zeit nächstes Jahr die zweite Staffel am Start haben werden.